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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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einer Glassäule isolirt aufgestellt; in dieses ragt, ohne es zu berühren, die
Spitze S hinein, welche das eine Ende eines gleichfalls isolirt aufgestellten Messing-
stabes bildet. Sein anderes Ende wird durch eine kleine Kugel begrenzt. In das
Schälchen, welches man durch einen Draht zur Erde ableitet, bringt man leicht
entzündliche Körper, wie z. B. Schwefeläther, Schwefelkohlenstoff, erwärmten Al-
kohol etc. und läßt auf die Kugel des horizontalen Messingstabes den Funken
einer Elektrisirmaschine oder Kleist'schen Flasche überspringen. Der Funke muß
dann von der Spitze S auf die in dem Schälchen M befindliche Flüssigkeit über-
schlagen, die hierdurch entzündet wird.

Um die Entzündung fester Körper, wie z. B. Pulver, zu zeigen, verwendet
man gewöhnlich den früher beschriebenen allgemeinen Auslader nach Henley. Das
Pulver wird dann zwischen die beiden Kugeln k k (Fig. 62) gebracht. Bei diesem
Experimente erscheint es jedoch als zweckwäßig, in den Schließungsbogen noch
eine nasse Schnur einzuschalten, um durch die hierdurch erzielte Vermehrung des

[Abbildung] Fig. 68.

Elektrischer Zünd-Apparat.

[Abbildung] Fig. 69.

Elektrischer Mörser.

Widerstandes die Entladung zu verlangsamen. Das Pulver bedarf eben einer ge-
wissen Zeit, bevor es hinlänglich erwärmt ist, um sich zu entzünden. Läßt man
daher den Funken im metallischen Schließungsbogen überspringen, so ist die
Dauer der Entladung sehr kurz und der Funke schleudert das Pulver häufig nur
zur Seite, ohne es zu entzünden.

Die Wärme des elektrischen Funkens kann auch in der Weise gezeigt werden,
daß man ihn durch explosible Gase schlagen läßt, die er dann natürlich entzündet.

Hierauf beruht die elektrische Pistole oder der elektrische Mörser (Fig. 69).
In das Innere des Mörsers sind zwei in einer Geraden liegende Metalldrähte ein-
geführt und stehen einander mit ihren kugelförmig verdickten Enden nahe gegenüber.
Man leitet in den Mörser Wasserstoff- oder Leuchtgas, welches sich mit der Luft
mischt und ein explosibles Gasgemenge bildet; derselbe Zweck wird auch durch
einen Tropfen Aether oder Schwefelkohlenstoff erreicht. Dann verschließt man die
Mündung des Mörsers durch eine Kugel oder einen Pfropfen und läßt den
Funken überschlagen; dieser entzündet das Gasgemisch und der Pfropfen wird durch
die Explosion der Gase mit starkem Knalle hinausgeschlendert.

einer Glasſäule iſolirt aufgeſtellt; in dieſes ragt, ohne es zu berühren, die
Spitze S hinein, welche das eine Ende eines gleichfalls iſolirt aufgeſtellten Meſſing-
ſtabes bildet. Sein anderes Ende wird durch eine kleine Kugel begrenzt. In das
Schälchen, welches man durch einen Draht zur Erde ableitet, bringt man leicht
entzündliche Körper, wie z. B. Schwefeläther, Schwefelkohlenſtoff, erwärmten Al-
kohol ꝛc. und läßt auf die Kugel des horizontalen Meſſingſtabes den Funken
einer Elektriſirmaſchine oder Kleiſt’ſchen Flaſche überſpringen. Der Funke muß
dann von der Spitze S auf die in dem Schälchen M befindliche Flüſſigkeit über-
ſchlagen, die hierdurch entzündet wird.

Um die Entzündung feſter Körper, wie z. B. Pulver, zu zeigen, verwendet
man gewöhnlich den früher beſchriebenen allgemeinen Auslader nach Henley. Das
Pulver wird dann zwiſchen die beiden Kugeln k k (Fig. 62) gebracht. Bei dieſem
Experimente erſcheint es jedoch als zweckwäßig, in den Schließungsbogen noch
eine naſſe Schnur einzuſchalten, um durch die hierdurch erzielte Vermehrung des

[Abbildung] Fig. 68.

Elektriſcher Zünd-Apparat.

[Abbildung] Fig. 69.

Elektriſcher Mörſer.

Widerſtandes die Entladung zu verlangſamen. Das Pulver bedarf eben einer ge-
wiſſen Zeit, bevor es hinlänglich erwärmt iſt, um ſich zu entzünden. Läßt man
daher den Funken im metalliſchen Schließungsbogen überſpringen, ſo iſt die
Dauer der Entladung ſehr kurz und der Funke ſchleudert das Pulver häufig nur
zur Seite, ohne es zu entzünden.

Die Wärme des elektriſchen Funkens kann auch in der Weiſe gezeigt werden,
daß man ihn durch exploſible Gaſe ſchlagen läßt, die er dann natürlich entzündet.

Hierauf beruht die elektriſche Piſtole oder der elektriſche Mörſer (Fig. 69).
In das Innere des Mörſers ſind zwei in einer Geraden liegende Metalldrähte ein-
geführt und ſtehen einander mit ihren kugelförmig verdickten Enden nahe gegenüber.
Man leitet in den Mörſer Waſſerſtoff- oder Leuchtgas, welches ſich mit der Luft
miſcht und ein exploſibles Gasgemenge bildet; derſelbe Zweck wird auch durch
einen Tropfen Aether oder Schwefelkohlenſtoff erreicht. Dann verſchließt man die
Mündung des Mörſers durch eine Kugel oder einen Pfropfen und läßt den
Funken überſchlagen; dieſer entzündet das Gasgemiſch und der Pfropfen wird durch
die Exploſion der Gaſe mit ſtarkem Knalle hinausgeſchlendert.

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[138/0152] einer Glasſäule iſolirt aufgeſtellt; in dieſes ragt, ohne es zu berühren, die Spitze S hinein, welche das eine Ende eines gleichfalls iſolirt aufgeſtellten Meſſing- ſtabes bildet. Sein anderes Ende wird durch eine kleine Kugel begrenzt. In das Schälchen, welches man durch einen Draht zur Erde ableitet, bringt man leicht entzündliche Körper, wie z. B. Schwefeläther, Schwefelkohlenſtoff, erwärmten Al- kohol ꝛc. und läßt auf die Kugel des horizontalen Meſſingſtabes den Funken einer Elektriſirmaſchine oder Kleiſt’ſchen Flaſche überſpringen. Der Funke muß dann von der Spitze S auf die in dem Schälchen M befindliche Flüſſigkeit über- ſchlagen, die hierdurch entzündet wird. Um die Entzündung feſter Körper, wie z. B. Pulver, zu zeigen, verwendet man gewöhnlich den früher beſchriebenen allgemeinen Auslader nach Henley. Das Pulver wird dann zwiſchen die beiden Kugeln k k (Fig. 62) gebracht. Bei dieſem Experimente erſcheint es jedoch als zweckwäßig, in den Schließungsbogen noch eine naſſe Schnur einzuſchalten, um durch die hierdurch erzielte Vermehrung des [Abbildung Fig. 68. Elektriſcher Zünd-Apparat.] [Abbildung Fig. 69. Elektriſcher Mörſer.] Widerſtandes die Entladung zu verlangſamen. Das Pulver bedarf eben einer ge- wiſſen Zeit, bevor es hinlänglich erwärmt iſt, um ſich zu entzünden. Läßt man daher den Funken im metalliſchen Schließungsbogen überſpringen, ſo iſt die Dauer der Entladung ſehr kurz und der Funke ſchleudert das Pulver häufig nur zur Seite, ohne es zu entzünden. Die Wärme des elektriſchen Funkens kann auch in der Weiſe gezeigt werden, daß man ihn durch exploſible Gaſe ſchlagen läßt, die er dann natürlich entzündet. Hierauf beruht die elektriſche Piſtole oder der elektriſche Mörſer (Fig. 69). In das Innere des Mörſers ſind zwei in einer Geraden liegende Metalldrähte ein- geführt und ſtehen einander mit ihren kugelförmig verdickten Enden nahe gegenüber. Man leitet in den Mörſer Waſſerſtoff- oder Leuchtgas, welches ſich mit der Luft miſcht und ein exploſibles Gasgemenge bildet; derſelbe Zweck wird auch durch einen Tropfen Aether oder Schwefelkohlenſtoff erreicht. Dann verſchließt man die Mündung des Mörſers durch eine Kugel oder einen Pfropfen und läßt den Funken überſchlagen; dieſer entzündet das Gasgemiſch und der Pfropfen wird durch die Exploſion der Gaſe mit ſtarkem Knalle hinausgeſchlendert.

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/152>, abgerufen am 27.11.2024.