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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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überhaupt mit Ruhestrom gearbeitet? Hat man viele Stationen mit geringer
Correspondenz in eine Stromleitung einzuschalten, so müßte man, um stets gleiche
Stromstärke zu erhalten, in jeder Station große Batterien zur Verfügung haben
oder besondere Schaltungen für die einzelnen Stationen anwenden, um in beliebig
voneinander entfernten Stationen gleiche Schrift zu erhalten. (Ungleiche Strom-
stärken würden die Unzukömmlichkeit einer fortwährenden Regulirungsbedürftigkeit
der Apparate mit sich bringen.) Hierdurch werden nicht nur die Kosten vermehrt,
sondern auch die Apparate leicht versagen können. Aus diesen Gründen arbeitet
man daher auf Linien, in welche viele Stationen mit geringem Verkehre eingeschaltet
sind, mit Ruhestrom. Hierbei versieht man jede einzelne Station mit einer kleinen
Batterie, schaltet diese alle hintereinander und erreicht hierdurch ein gleichmäßiges
Ansprechen der Apparate, gleichviel ob es Nachbarstationen oder weiter voneinander
entfernte Stationen sind. Die Anwendung des Ruhestromes gestattet auch, mehrere

[Abbildung] Fig. 764.

Brabender's Schreibhebel.

zwischen zwei Endstationen gelegene Zwischenstationen ohne Batterie einzurichten,
was eine Vereinfachung der Anlage und den Ausschluß von Störungen, die in
Folge unzweckmäßiger Behandlung der Batterie eintreten können, zur Folge hat.
Allerdings gestattet aber der Ruhestrom kein so schnelles Arbeiten, wie der
Arbeitsstrom, ist leichter Störungen durch Nebenschließungen ausgesetzt und begünstigt
die Entstehung von remanentem Magnetismus. Man verwendet daher den Arbeits-
strom auf langen Linien mit wenigen, aber frequenten Stationen, den Ruhestrom
auf kurzen Leitungen mit vielen, aber wenig frequenten Stationen.

Kehren wir nun wieder zu den Farbschreibern zurück. Es wurde bereits
jener Einrichtungen des Schreibhebels gedacht, welche die Verwendung des Apparates
sowohl in einer Ruhe- als auch in einer Arbeits-Stromleitung gestattet. Fig. 764
zeigt die ebenso einfache als zweckmäßige Einrichtung, die Postrath v. Brabender
dem Hebel gegeben hat. Auf dem bei a den Anker des Elektromagnetes tragenden
Hebel h h1 h2 ist durch die Schraube e die Feder f befestigt; diese spaltet sich an
ihrem freien Ende in die ungleich langen Zinken c und g. Der eigentliche Schreib-

überhaupt mit Ruheſtrom gearbeitet? Hat man viele Stationen mit geringer
Correſpondenz in eine Stromleitung einzuſchalten, ſo müßte man, um ſtets gleiche
Stromſtärke zu erhalten, in jeder Station große Batterien zur Verfügung haben
oder beſondere Schaltungen für die einzelnen Stationen anwenden, um in beliebig
voneinander entfernten Stationen gleiche Schrift zu erhalten. (Ungleiche Strom-
ſtärken würden die Unzukömmlichkeit einer fortwährenden Regulirungsbedürftigkeit
der Apparate mit ſich bringen.) Hierdurch werden nicht nur die Koſten vermehrt,
ſondern auch die Apparate leicht verſagen können. Aus dieſen Gründen arbeitet
man daher auf Linien, in welche viele Stationen mit geringem Verkehre eingeſchaltet
ſind, mit Ruheſtrom. Hierbei verſieht man jede einzelne Station mit einer kleinen
Batterie, ſchaltet dieſe alle hintereinander und erreicht hierdurch ein gleichmäßiges
Anſprechen der Apparate, gleichviel ob es Nachbarſtationen oder weiter voneinander
entfernte Stationen ſind. Die Anwendung des Ruheſtromes geſtattet auch, mehrere

[Abbildung] Fig. 764.

Brabender’s Schreibhebel.

zwiſchen zwei Endſtationen gelegene Zwiſchenſtationen ohne Batterie einzurichten,
was eine Vereinfachung der Anlage und den Ausſchluß von Störungen, die in
Folge unzweckmäßiger Behandlung der Batterie eintreten können, zur Folge hat.
Allerdings geſtattet aber der Ruheſtrom kein ſo ſchnelles Arbeiten, wie der
Arbeitsſtrom, iſt leichter Störungen durch Nebenſchließungen ausgeſetzt und begünſtigt
die Entſtehung von remanentem Magnetismus. Man verwendet daher den Arbeits-
ſtrom auf langen Linien mit wenigen, aber frequenten Stationen, den Ruheſtrom
auf kurzen Leitungen mit vielen, aber wenig frequenten Stationen.

Kehren wir nun wieder zu den Farbſchreibern zurück. Es wurde bereits
jener Einrichtungen des Schreibhebels gedacht, welche die Verwendung des Apparates
ſowohl in einer Ruhe- als auch in einer Arbeits-Stromleitung geſtattet. Fig. 764
zeigt die ebenſo einfache als zweckmäßige Einrichtung, die Poſtrath v. Brabender
dem Hebel gegeben hat. Auf dem bei a den Anker des Elektromagnetes tragenden
Hebel h h1 h2 iſt durch die Schraube e die Feder f befeſtigt; dieſe ſpaltet ſich an
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[1007/1021] überhaupt mit Ruheſtrom gearbeitet? Hat man viele Stationen mit geringer Correſpondenz in eine Stromleitung einzuſchalten, ſo müßte man, um ſtets gleiche Stromſtärke zu erhalten, in jeder Station große Batterien zur Verfügung haben oder beſondere Schaltungen für die einzelnen Stationen anwenden, um in beliebig voneinander entfernten Stationen gleiche Schrift zu erhalten. (Ungleiche Strom- ſtärken würden die Unzukömmlichkeit einer fortwährenden Regulirungsbedürftigkeit der Apparate mit ſich bringen.) Hierdurch werden nicht nur die Koſten vermehrt, ſondern auch die Apparate leicht verſagen können. Aus dieſen Gründen arbeitet man daher auf Linien, in welche viele Stationen mit geringem Verkehre eingeſchaltet ſind, mit Ruheſtrom. Hierbei verſieht man jede einzelne Station mit einer kleinen Batterie, ſchaltet dieſe alle hintereinander und erreicht hierdurch ein gleichmäßiges Anſprechen der Apparate, gleichviel ob es Nachbarſtationen oder weiter voneinander entfernte Stationen ſind. Die Anwendung des Ruheſtromes geſtattet auch, mehrere [Abbildung Fig. 764. Brabender’s Schreibhebel.] zwiſchen zwei Endſtationen gelegene Zwiſchenſtationen ohne Batterie einzurichten, was eine Vereinfachung der Anlage und den Ausſchluß von Störungen, die in Folge unzweckmäßiger Behandlung der Batterie eintreten können, zur Folge hat. Allerdings geſtattet aber der Ruheſtrom kein ſo ſchnelles Arbeiten, wie der Arbeitsſtrom, iſt leichter Störungen durch Nebenſchließungen ausgeſetzt und begünſtigt die Entſtehung von remanentem Magnetismus. Man verwendet daher den Arbeits- ſtrom auf langen Linien mit wenigen, aber frequenten Stationen, den Ruheſtrom auf kurzen Leitungen mit vielen, aber wenig frequenten Stationen. Kehren wir nun wieder zu den Farbſchreibern zurück. Es wurde bereits jener Einrichtungen des Schreibhebels gedacht, welche die Verwendung des Apparates ſowohl in einer Ruhe- als auch in einer Arbeits-Stromleitung geſtattet. Fig. 764 zeigt die ebenſo einfache als zweckmäßige Einrichtung, die Poſtrath v. Brabender dem Hebel gegeben hat. Auf dem bei a den Anker des Elektromagnetes tragenden Hebel h h1 h2 iſt durch die Schraube e die Feder f befeſtigt; dieſe ſpaltet ſich an ihrem freien Ende in die ungleich langen Zinken c und g. Der eigentliche Schreib-

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 1007. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/1021>, abgerufen am 23.11.2024.