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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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stehen, so wird durch Drehung des Rades K der Batteriestrom offenbar abwechselnd
die Elektromagnete e e1 durchfließen müssen, und zwar den Elektromagnet e,
wenn die Feder n auf einem Zahne aufruht (welche Stellung die Figur zeigt)
und den Elektromagnet e1, wenn die Feder n' auf einen Zahn zu liegen kommt.
Durch diese abwechselnde Erregung der beiden Elektromagnete wird eine wechsel-
weise Anziehung der Anker a a' erfolgen, und daher ein Hin- und Herschwingen
des Echappements. Dies verursacht eine ruckweise Bewegung des Uhrwerkes und
des mit diesem verbundenen Zeigers z, der in dieser Weise auf das gewünschte Zeichen
eingestellt werden kann. Der Zeigertelegraph erhielt sowohl durch Wheatstone in
England, als auch später in Deutschland und Frankreich verschiedene Formen.

Von sämmtlichen Telegraphenapparaten ist keiner zu solcher Bedeutung
gelangt wie der von Morse erdachte, im Verlaufe der Zeit allerdings vielfach

[Abbildung] Fig. 754.

Wheatstone's Zeigertelegraph.

abgeänderte, Schreibtelegraph.*) Obwohl nun Morse's Verdienste um die Telegraphie
unleugbar große sind, kann doch sein Anspruch auf die Priorität der Erfindung
eines derartigen Apparates nicht zugegeben werden. Es erhellt dies klar aus nach-
stehender Schilderung des Lebens und der Arbeiten Morse's, welcher die Angaben
J. Hamel's in "Die Entstehung der galvanischen und elektromagnetischen Tele-
graphie" zu Grunde gelegt sind.

Samuel Finley Breese Morse wurde am 27. April 1791 zu Char-
leston (Massachusetts) geboren und widmete sich der Malerei; er besuchte zu seiner
weiteren Ausbildung als Maler zweimal Europa (1811 bis 1815 und
1829 bis 1832). Auf der Rückreise von seinem zweiten Besuche in Europa, also
im Jahre 1832 war es, daß er die Bekanntschaft des Professors Charles T. Jackson

*) John Redman Coxe in Philadelphia machte im Jahre 1810 den Vorschlag, die
zersetzende Wirkung des galvanischen Stromes auf verschiedene Metallsalze zum Telegraphiren
zu benützen. (Zetsche, Gesch. d. Telegraphie.)
Urbanitzky: Elektricität. 63

ſtehen, ſo wird durch Drehung des Rades K der Batterieſtrom offenbar abwechſelnd
die Elektromagnete e e1 durchfließen müſſen, und zwar den Elektromagnet e,
wenn die Feder n auf einem Zahne aufruht (welche Stellung die Figur zeigt)
und den Elektromagnet e1, wenn die Feder n' auf einen Zahn zu liegen kommt.
Durch dieſe abwechſelnde Erregung der beiden Elektromagnete wird eine wechſel-
weiſe Anziehung der Anker a a' erfolgen, und daher ein Hin- und Herſchwingen
des Echappements. Dies verurſacht eine ruckweiſe Bewegung des Uhrwerkes und
des mit dieſem verbundenen Zeigers z, der in dieſer Weiſe auf das gewünſchte Zeichen
eingeſtellt werden kann. Der Zeigertelegraph erhielt ſowohl durch Wheatſtone in
England, als auch ſpäter in Deutſchland und Frankreich verſchiedene Formen.

Von ſämmtlichen Telegraphenapparaten iſt keiner zu ſolcher Bedeutung
gelangt wie der von Morſe erdachte, im Verlaufe der Zeit allerdings vielfach

[Abbildung] Fig. 754.

Wheatſtone’s Zeigertelegraph.

abgeänderte, Schreibtelegraph.*) Obwohl nun Morſe’s Verdienſte um die Telegraphie
unleugbar große ſind, kann doch ſein Anſpruch auf die Priorität der Erfindung
eines derartigen Apparates nicht zugegeben werden. Es erhellt dies klar aus nach-
ſtehender Schilderung des Lebens und der Arbeiten Morſe’s, welcher die Angaben
J. Hamel’s in „Die Entſtehung der galvaniſchen und elektromagnetiſchen Tele-
graphie“ zu Grunde gelegt ſind.

Samuel Finley Breeſe Morſe wurde am 27. April 1791 zu Char-
leſton (Maſſachuſetts) geboren und widmete ſich der Malerei; er beſuchte zu ſeiner
weiteren Ausbildung als Maler zweimal Europa (1811 bis 1815 und
1829 bis 1832). Auf der Rückreiſe von ſeinem zweiten Beſuche in Europa, alſo
im Jahre 1832 war es, daß er die Bekanntſchaft des Profeſſors Charles T. Jackſon

*) John Redman Coxe in Philadelphia machte im Jahre 1810 den Vorſchlag, die
zerſetzende Wirkung des galvaniſchen Stromes auf verſchiedene Metallſalze zum Telegraphiren
zu benützen. (Zetſche, Geſch. d. Telegraphie.)
Urbanitzky: Elektricität. 63
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[993/1007] ſtehen, ſo wird durch Drehung des Rades K der Batterieſtrom offenbar abwechſelnd die Elektromagnete e e1 durchfließen müſſen, und zwar den Elektromagnet e, wenn die Feder n auf einem Zahne aufruht (welche Stellung die Figur zeigt) und den Elektromagnet e1, wenn die Feder n' auf einen Zahn zu liegen kommt. Durch dieſe abwechſelnde Erregung der beiden Elektromagnete wird eine wechſel- weiſe Anziehung der Anker a a' erfolgen, und daher ein Hin- und Herſchwingen des Echappements. Dies verurſacht eine ruckweiſe Bewegung des Uhrwerkes und des mit dieſem verbundenen Zeigers z, der in dieſer Weiſe auf das gewünſchte Zeichen eingeſtellt werden kann. Der Zeigertelegraph erhielt ſowohl durch Wheatſtone in England, als auch ſpäter in Deutſchland und Frankreich verſchiedene Formen. Von ſämmtlichen Telegraphenapparaten iſt keiner zu ſolcher Bedeutung gelangt wie der von Morſe erdachte, im Verlaufe der Zeit allerdings vielfach [Abbildung Fig. 754. Wheatſtone’s Zeigertelegraph.] abgeänderte, Schreibtelegraph. *) Obwohl nun Morſe’s Verdienſte um die Telegraphie unleugbar große ſind, kann doch ſein Anſpruch auf die Priorität der Erfindung eines derartigen Apparates nicht zugegeben werden. Es erhellt dies klar aus nach- ſtehender Schilderung des Lebens und der Arbeiten Morſe’s, welcher die Angaben J. Hamel’s in „Die Entſtehung der galvaniſchen und elektromagnetiſchen Tele- graphie“ zu Grunde gelegt ſind. Samuel Finley Breeſe Morſe wurde am 27. April 1791 zu Char- leſton (Maſſachuſetts) geboren und widmete ſich der Malerei; er beſuchte zu ſeiner weiteren Ausbildung als Maler zweimal Europa (1811 bis 1815 und 1829 bis 1832). Auf der Rückreiſe von ſeinem zweiten Beſuche in Europa, alſo im Jahre 1832 war es, daß er die Bekanntſchaft des Profeſſors Charles T. Jackſon *) John Redman Coxe in Philadelphia machte im Jahre 1810 den Vorſchlag, die zerſetzende Wirkung des galvaniſchen Stromes auf verſchiedene Metallſalze zum Telegraphiren zu benützen. (Zetſche, Geſch. d. Telegraphie.) Urbanitzky: Elektricität. 63

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 993. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/1007>, abgerufen am 23.11.2024.