Farbnapf der zweiten Nadel gegen einen Papierstreifen r gedrückt, welcher durch ein einfaches Triebwerk an den beiden Farbnäpfen mit gleichmäßiger Geschwindigkeit vorbeibewegt wird. (Die Glocken sind in der Figur nicht gezeichnet.) Bei Anwendung der Glocken wird das Alphabet durch verschiedene Combinationen der Schläge beider (verschieden tönenden) Glocken gebildet, bei Benützung der Farbnäpfe durch Com- bination von Punkten, welche in zwei Reihen auf dem Papierstreifen erzeugt werden. So ist z. B. die Bezeichnung für den Buchstaben s ..··, für t:, für e., für n ·· u. s. w.
In der Figur sind auch zwei Alarme B und C dargestellt, die einfach aus einem Galvanometerrahmen gebildet sind, in welchem ein Magnetstab um eine horizontale oder verticale Axe schwingen kann und dadurch an eine Glocke schlägt.
Mit diesem im Jahre 1836 erfundenen Apparate correspondirte Steinheil (1837) auf Doppelleitungen, welche die Sternwarte zu Bogenhausen mit dem physikalischen Cabinet, der Akademie und seiner Wohnung in München verbanden und eine Gesammtlänge von 37.500 Fuß hatten. (Es mag hier bemerkt werden, daß v. Jacquin und Andreas v. Ettingshausen in Wien eine Telegraphenleitung durch einige Straßen theils unterirdisch, theils durch die Luft hergestellt haben.) Die Herstellung der Verbindungen mit den verschiedenen Stationen wurde durch einen Quecksilber-Commutator S bewirkt. Steinheil's Verdienst um die Entwicklung der Telegraphie ist jedoch keineswegs auf die Erfindung des beschriebenen, praktisch verwerthbaren Apparates beschränkt; er entdeckte auch die Möglichkeit der Rück- leitung des elektrischen Stromes durch die Erde. Diese Entdeckung, welche die telegraphische Correspondenz mit einem einzigen Drahte ermöglichte, war für die Entwicklung der Telegraphie von einschneidendster Bedeutung. Steinheil kam (1838) zu dieser Entdeckung, als man seinen Telegraphen an Eisenbahnlinien anwenden wollte und er hierbei die Schienen zur Leitung zu benützen versuchte.
Carl August v. Steinheil wurde am 12. October 1801 zu Rappolts- weiler geboren, erhielt als äußerst schwächliches und kränkliches Kind zunächst häuslichen Unterricht, bezog dann die Universität Erlangen, studirte in Göttingen unter Gauß und in Königsberg bei Bessel; im letztgenannten Orte promovirte er im Jahre 1825, ward 1827 bereits außerordentliches Mitglied der Münchener Akademie der Wissenschaften und 1835 Professor der Physik und Mathematik, sowie auch Conservator der mathematisch-physikalischen Sammlungen in München. Steinheil stellte auch die ersten galvanischen Uhren her. Im Jahre 1849 wurde er durch die österreichische Regierung nach Wien berufen, wo er als Chef des Telegraphendepartements ein vollständiges Telegraphen-Liniensystem für sämmtliche Kronländer des Kaiserstaates ausarbeitete. In gleicher Weise versah er auch die Schweiz mit einem weitverzweigten Telegraphennetze. Wieder nach München zurückgekehrt, errichtete er im Jahre 1854, einem Wunsche des Königs Max II. folgend, die so berühmt gewordene optisch-astronomische Werkstätte. Für seine hervorragenden Verdienste um die Telegraphie setzte ihm der Staat auf Antrag der bayerischen Akademie eine lebenslängliche Rente aus. Im Jahre 1868 wurde Steinheil, seiner vorzüglichen Arbeiten in Bezug auf die Herstellung von Maß- und Gewichts-Etalons wegen, Mitglied der europäischen Gradmessungs-Commission. Er starb am 14. September 1870, nachdem er bereits im Monate August erblindet war.
Inzwischen hatte auch Schilling's Nadeltelegraph eine weitere Ausbildung erfahren. William Fothergill Cooke, welcher denselben im Jahre 1876 bei
Farbnapf der zweiten Nadel gegen einen Papierſtreifen r gedrückt, welcher durch ein einfaches Triebwerk an den beiden Farbnäpfen mit gleichmäßiger Geſchwindigkeit vorbeibewegt wird. (Die Glocken ſind in der Figur nicht gezeichnet.) Bei Anwendung der Glocken wird das Alphabet durch verſchiedene Combinationen der Schläge beider (verſchieden tönenden) Glocken gebildet, bei Benützung der Farbnäpfe durch Com- bination von Punkten, welche in zwei Reihen auf dem Papierſtreifen erzeugt werden. So iſt z. B. die Bezeichnung für den Buchſtaben s ..··, für t:, für e., für n ·· u. ſ. w.
In der Figur ſind auch zwei Alarme B und C dargeſtellt, die einfach aus einem Galvanometerrahmen gebildet ſind, in welchem ein Magnetſtab um eine horizontale oder verticale Axe ſchwingen kann und dadurch an eine Glocke ſchlägt.
Mit dieſem im Jahre 1836 erfundenen Apparate correſpondirte Steinheil (1837) auf Doppelleitungen, welche die Sternwarte zu Bogenhauſen mit dem phyſikaliſchen Cabinet, der Akademie und ſeiner Wohnung in München verbanden und eine Geſammtlänge von 37.500 Fuß hatten. (Es mag hier bemerkt werden, daß v. Jacquin und Andreas v. Ettingshauſen in Wien eine Telegraphenleitung durch einige Straßen theils unterirdiſch, theils durch die Luft hergeſtellt haben.) Die Herſtellung der Verbindungen mit den verſchiedenen Stationen wurde durch einen Queckſilber-Commutator S bewirkt. Steinheil’s Verdienſt um die Entwicklung der Telegraphie iſt jedoch keineswegs auf die Erfindung des beſchriebenen, praktiſch verwerthbaren Apparates beſchränkt; er entdeckte auch die Möglichkeit der Rück- leitung des elektriſchen Stromes durch die Erde. Dieſe Entdeckung, welche die telegraphiſche Correſpondenz mit einem einzigen Drahte ermöglichte, war für die Entwicklung der Telegraphie von einſchneidendſter Bedeutung. Steinheil kam (1838) zu dieſer Entdeckung, als man ſeinen Telegraphen an Eiſenbahnlinien anwenden wollte und er hierbei die Schienen zur Leitung zu benützen verſuchte.
Carl Auguſt v. Steinheil wurde am 12. October 1801 zu Rappolts- weiler geboren, erhielt als äußerſt ſchwächliches und kränkliches Kind zunächſt häuslichen Unterricht, bezog dann die Univerſität Erlangen, ſtudirte in Göttingen unter Gauß und in Königsberg bei Beſſel; im letztgenannten Orte promovirte er im Jahre 1825, ward 1827 bereits außerordentliches Mitglied der Münchener Akademie der Wiſſenſchaften und 1835 Profeſſor der Phyſik und Mathematik, ſowie auch Conſervator der mathematiſch-phyſikaliſchen Sammlungen in München. Steinheil ſtellte auch die erſten galvaniſchen Uhren her. Im Jahre 1849 wurde er durch die öſterreichiſche Regierung nach Wien berufen, wo er als Chef des Telegraphendepartements ein vollſtändiges Telegraphen-Linienſyſtem für ſämmtliche Kronländer des Kaiſerſtaates ausarbeitete. In gleicher Weiſe verſah er auch die Schweiz mit einem weitverzweigten Telegraphennetze. Wieder nach München zurückgekehrt, errichtete er im Jahre 1854, einem Wunſche des Königs Max II. folgend, die ſo berühmt gewordene optiſch-aſtronomiſche Werkſtätte. Für ſeine hervorragenden Verdienſte um die Telegraphie ſetzte ihm der Staat auf Antrag der bayeriſchen Akademie eine lebenslängliche Rente aus. Im Jahre 1868 wurde Steinheil, ſeiner vorzüglichen Arbeiten in Bezug auf die Herſtellung von Maß- und Gewichts-Etalons wegen, Mitglied der europäiſchen Gradmeſſungs-Commiſſion. Er ſtarb am 14. September 1870, nachdem er bereits im Monate Auguſt erblindet war.
Inzwiſchen hatte auch Schilling’s Nadeltelegraph eine weitere Ausbildung erfahren. William Fothergill Cooke, welcher denſelben im Jahre 1876 bei
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Farbnapf der zweiten Nadel gegen einen Papierſtreifen r gedrückt, welcher durch
ein einfaches Triebwerk an den beiden Farbnäpfen mit gleichmäßiger Geſchwindigkeit
vorbeibewegt wird. (Die Glocken ſind in der Figur nicht gezeichnet.) Bei Anwendung
der Glocken wird das Alphabet durch verſchiedene Combinationen der Schläge beider
(verſchieden tönenden) Glocken gebildet, bei Benützung der Farbnäpfe durch Com-
bination von Punkten, welche in zwei Reihen auf dem Papierſtreifen erzeugt werden.
So iſt z. B. die Bezeichnung für den Buchſtaben s ..··, für t:, für e., für
n ·· u. ſ. w.
In der Figur ſind auch zwei Alarme B und C dargeſtellt, die einfach aus
einem Galvanometerrahmen gebildet ſind, in welchem ein Magnetſtab um eine
horizontale oder verticale Axe ſchwingen kann und dadurch an eine Glocke ſchlägt.
Mit dieſem im Jahre 1836 erfundenen Apparate correſpondirte Steinheil (1837)
auf Doppelleitungen, welche die Sternwarte zu Bogenhauſen mit dem phyſikaliſchen
Cabinet, der Akademie und ſeiner Wohnung in München verbanden und eine
Geſammtlänge von 37.500 Fuß hatten. (Es mag hier bemerkt werden, daß
v. Jacquin und Andreas v. Ettingshauſen in Wien eine Telegraphenleitung
durch einige Straßen theils unterirdiſch, theils durch die Luft hergeſtellt haben.)
Die Herſtellung der Verbindungen mit den verſchiedenen Stationen wurde durch
einen Queckſilber-Commutator S bewirkt. Steinheil’s Verdienſt um die Entwicklung
der Telegraphie iſt jedoch keineswegs auf die Erfindung des beſchriebenen, praktiſch
verwerthbaren Apparates beſchränkt; er entdeckte auch die Möglichkeit der Rück-
leitung des elektriſchen Stromes durch die Erde. Dieſe Entdeckung, welche die
telegraphiſche Correſpondenz mit einem einzigen Drahte ermöglichte, war für die
Entwicklung der Telegraphie von einſchneidendſter Bedeutung. Steinheil kam (1838)
zu dieſer Entdeckung, als man ſeinen Telegraphen an Eiſenbahnlinien anwenden
wollte und er hierbei die Schienen zur Leitung zu benützen verſuchte.
Carl Auguſt v. Steinheil wurde am 12. October 1801 zu Rappolts-
weiler geboren, erhielt als äußerſt ſchwächliches und kränkliches Kind zunächſt
häuslichen Unterricht, bezog dann die Univerſität Erlangen, ſtudirte in Göttingen
unter Gauß und in Königsberg bei Beſſel; im letztgenannten Orte promovirte
er im Jahre 1825, ward 1827 bereits außerordentliches Mitglied der Münchener
Akademie der Wiſſenſchaften und 1835 Profeſſor der Phyſik und Mathematik,
ſowie auch Conſervator der mathematiſch-phyſikaliſchen Sammlungen in München.
Steinheil ſtellte auch die erſten galvaniſchen Uhren her. Im Jahre 1849 wurde
er durch die öſterreichiſche Regierung nach Wien berufen, wo er als Chef des
Telegraphendepartements ein vollſtändiges Telegraphen-Linienſyſtem für ſämmtliche
Kronländer des Kaiſerſtaates ausarbeitete. In gleicher Weiſe verſah er auch die
Schweiz mit einem weitverzweigten Telegraphennetze. Wieder nach München
zurückgekehrt, errichtete er im Jahre 1854, einem Wunſche des Königs Max II.
folgend, die ſo berühmt gewordene optiſch-aſtronomiſche Werkſtätte. Für ſeine
hervorragenden Verdienſte um die Telegraphie ſetzte ihm der Staat auf Antrag
der bayeriſchen Akademie eine lebenslängliche Rente aus. Im Jahre 1868 wurde
Steinheil, ſeiner vorzüglichen Arbeiten in Bezug auf die Herſtellung von Maß-
und Gewichts-Etalons wegen, Mitglied der europäiſchen Gradmeſſungs-Commiſſion.
Er ſtarb am 14. September 1870, nachdem er bereits im Monate Auguſt
erblindet war.
Inzwiſchen hatte auch Schilling’s Nadeltelegraph eine weitere Ausbildung
erfahren. William Fothergill Cooke, welcher denſelben im Jahre 1876 bei
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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 989. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/1003>, abgerufen am 23.11.2024.
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