empel zur Bestätigung anzuführen wissen. Jn Halle bekam eine schwangere Frau Lust einem gewissen Beckerknechte, in die Waden zu beissen. Er erlaubte es ihr zweymal. Da ihm aber zum andernmahle das Blut darnach ging, so schlug er es ihr zum drittenmahle ab. Nach- dem gebahr sie drey Kinder, davon zweye leb- ten, und das dritte todt war. Jch will eben nicht sagen, daß der Beckerknecht die Schuld an den Tode des dritten Kindes habe, und dar- um will ich auch dieses Exempel nur neben bey angeführet haben: indessen ist es doch etwas artiges. Wenn man den Finger in den Schlund steckt, oder sich an dessen statt der Magenbürste bedienet; so erfolgt ein Eckel und Erbrechen. Zwey Veränderungen deren eine in der Sele, die andre aber im Körper ihren Sitz hat. Nichts ist gewisser, als daß es gewisse Leute gebe, wel- che den Augenblick ein Erbrechen bekommen, so bald sie in einem Wagen rückwärts fahren, oder welche Convulsionen oder Ohnmachten be- kommen, wenn ihnen eine Spinne zu nahe kommt, von welchen beyden Fehlern ich mich auch nicht freysprechen kan. So viel vermag eine Einbildung in den Körper und eine Em- pfindung in die Sele zu würcken! Jch will ietzo nichts von der Seekranckheit erwähnen. Man sage mir nur ob es auch mechanisch zuge- he, daß man seiner Sinnen auf einige Zeit be- raubt wird, wenn man sich lange im Kreise her- umdrehet? Ein Hofnarr ward ins Gefängniß
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empel zur Beſtaͤtigung anzufuͤhren wiſſen. Jn Halle bekam eine ſchwangere Frau Luſt einem gewiſſen Beckerknechte, in die Waden zu beiſſen. Er erlaubte es ihr zweymal. Da ihm aber zum andernmahle das Blut darnach ging, ſo ſchlug er es ihr zum drittenmahle ab. Nach- dem gebahr ſie drey Kinder, davon zweye leb- ten, und das dritte todt war. Jch will eben nicht ſagen, daß der Beckerknecht die Schuld an den Tode des dritten Kindes habe, und dar- um will ich auch dieſes Exempel nur neben bey angefuͤhret haben: indeſſen iſt es doch etwas artiges. Wenn man den Finger in den Schlund ſteckt, oder ſich an deſſen ſtatt der Magenbuͤrſte bedienet; ſo erfolgt ein Eckel und Erbrechen. Zwey Veraͤnderungen deren eine in der Sele, die andre aber im Koͤrper ihren Sitz hat. Nichts iſt gewiſſer, als daß es gewiſſe Leute gebe, wel- che den Augenblick ein Erbrechen bekommen, ſo bald ſie in einem Wagen ruͤckwaͤrts fahren, oder welche Convulſionen oder Ohnmachten be- kommen, wenn ihnen eine Spinne zu nahe kommt, von welchen beyden Fehlern ich mich auch nicht freyſprechen kan. So viel vermag eine Einbildung in den Koͤrper und eine Em- pfindung in die Sele zu wuͤrcken! Jch will ietzo nichts von der Seekranckheit erwaͤhnen. Man ſage mir nur ob es auch mechaniſch zuge- he, daß man ſeiner Sinnen auf einige Zeit be- raubt wird, wenn man ſich lange im Kreiſe her- umdrehet? Ein Hofnarr ward ins Gefaͤngniß
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empel zur Beſtaͤtigung anzufuͤhren wiſſen. Jn
Halle bekam eine ſchwangere Frau Luſt einem
gewiſſen Beckerknechte, in die Waden zu
beiſſen. Er erlaubte es ihr zweymal. Da ihm
aber zum andernmahle das Blut darnach ging,
ſo ſchlug er es ihr zum drittenmahle ab. Nach-
dem gebahr ſie drey Kinder, davon zweye leb-
ten, und das dritte todt war. Jch will eben
nicht ſagen, daß der Beckerknecht die Schuld
an den Tode des dritten Kindes habe, und dar-
um will ich auch dieſes Exempel nur neben bey
angefuͤhret haben: indeſſen iſt es doch etwas
artiges. Wenn man den Finger in den Schlund
ſteckt, oder ſich an deſſen ſtatt der Magenbuͤrſte
bedienet; ſo erfolgt ein Eckel und Erbrechen.
Zwey Veraͤnderungen deren eine in der Sele,
die andre aber im Koͤrper ihren Sitz hat. Nichts
iſt gewiſſer, als daß es gewiſſe Leute gebe, wel-
che den Augenblick ein Erbrechen bekommen,
ſo bald ſie in einem Wagen ruͤckwaͤrts fahren,
oder welche Convulſionen oder Ohnmachten be-
kommen, wenn ihnen eine Spinne zu nahe
kommt, von welchen beyden Fehlern ich mich
auch nicht freyſprechen kan. So viel vermag
eine Einbildung in den Koͤrper und eine Em-
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ietzo nichts von der Seekranckheit erwaͤhnen.
Man ſage mir nur ob es auch mechaniſch zuge-
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Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_gedanken_1746/139>, abgerufen am 22.07.2024.
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