Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746.empel zur Bestätigung anzuführen wissen. Jn ge- J 4
empel zur Beſtaͤtigung anzufuͤhren wiſſen. Jn ge- J 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0139" n="109"/> empel zur Beſtaͤtigung anzufuͤhren wiſſen. Jn<lb/> Halle bekam eine ſchwangere Frau Luſt einem<lb/> gewiſſen Beckerknechte, in die Waden zu<lb/> beiſſen. Er erlaubte es ihr zweymal. Da ihm<lb/> aber zum andernmahle das Blut darnach ging,<lb/> ſo ſchlug er es ihr zum drittenmahle ab. Nach-<lb/> dem gebahr ſie drey Kinder, davon zweye leb-<lb/> ten, und das dritte todt war. Jch will eben<lb/> nicht ſagen, daß der Beckerknecht die Schuld<lb/> an den Tode des dritten Kindes habe, und dar-<lb/> um will ich auch dieſes Exempel nur neben bey<lb/> angefuͤhret haben: indeſſen iſt es doch etwas<lb/> artiges. Wenn man den Finger in den Schlund<lb/> ſteckt, oder ſich an deſſen ſtatt der Magenbuͤrſte<lb/> bedienet; ſo erfolgt ein Eckel und Erbrechen.<lb/> Zwey Veraͤnderungen deren eine in der Sele,<lb/> die andre aber im Koͤrper ihren Sitz hat. Nichts<lb/> iſt gewiſſer, als daß es gewiſſe Leute gebe, wel-<lb/> che den Augenblick ein Erbrechen bekommen,<lb/> ſo bald ſie in einem Wagen ruͤckwaͤrts fahren,<lb/> oder welche Convulſionen oder Ohnmachten be-<lb/> kommen, wenn ihnen eine Spinne zu nahe<lb/> kommt, von welchen beyden Fehlern ich mich<lb/> auch nicht freyſprechen kan. So viel vermag<lb/> eine Einbildung in den Koͤrper und eine Em-<lb/> pfindung in die Sele zu wuͤrcken! Jch will<lb/> ietzo nichts von der Seekranckheit erwaͤhnen.<lb/> Man ſage mir nur ob es auch mechaniſch zuge-<lb/> he, daß man ſeiner Sinnen auf einige Zeit be-<lb/> raubt wird, wenn man ſich lange im Kreiſe her-<lb/> umdrehet? Ein Hofnarr ward ins Gefaͤngniß<lb/> <fw place="bottom" type="sig">J 4</fw><fw place="bottom" type="catch">ge-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [109/0139]
empel zur Beſtaͤtigung anzufuͤhren wiſſen. Jn
Halle bekam eine ſchwangere Frau Luſt einem
gewiſſen Beckerknechte, in die Waden zu
beiſſen. Er erlaubte es ihr zweymal. Da ihm
aber zum andernmahle das Blut darnach ging,
ſo ſchlug er es ihr zum drittenmahle ab. Nach-
dem gebahr ſie drey Kinder, davon zweye leb-
ten, und das dritte todt war. Jch will eben
nicht ſagen, daß der Beckerknecht die Schuld
an den Tode des dritten Kindes habe, und dar-
um will ich auch dieſes Exempel nur neben bey
angefuͤhret haben: indeſſen iſt es doch etwas
artiges. Wenn man den Finger in den Schlund
ſteckt, oder ſich an deſſen ſtatt der Magenbuͤrſte
bedienet; ſo erfolgt ein Eckel und Erbrechen.
Zwey Veraͤnderungen deren eine in der Sele,
die andre aber im Koͤrper ihren Sitz hat. Nichts
iſt gewiſſer, als daß es gewiſſe Leute gebe, wel-
che den Augenblick ein Erbrechen bekommen,
ſo bald ſie in einem Wagen ruͤckwaͤrts fahren,
oder welche Convulſionen oder Ohnmachten be-
kommen, wenn ihnen eine Spinne zu nahe
kommt, von welchen beyden Fehlern ich mich
auch nicht freyſprechen kan. So viel vermag
eine Einbildung in den Koͤrper und eine Em-
pfindung in die Sele zu wuͤrcken! Jch will
ietzo nichts von der Seekranckheit erwaͤhnen.
Man ſage mir nur ob es auch mechaniſch zuge-
he, daß man ſeiner Sinnen auf einige Zeit be-
raubt wird, wenn man ſich lange im Kreiſe her-
umdrehet? Ein Hofnarr ward ins Gefaͤngniß
ge-
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