Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746.zeugend ist, als daß ich es dieser Art Leuten zu tel J 2
zeugend iſt, als daß ich es dieſer Art Leuten zu tel J 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0135" n="105"/> zeugend iſt, als daß ich es dieſer Art Leuten zu<lb/> gefallen, mit Stillſchweigen uͤbergehen ſolte.<lb/> Ein gewiſſer Mann hatte eine weite Reiſe ge-<lb/> than, und nachdem er, gantz entkraͤftet, davon<lb/> nach Hauſe kam; leiſtete er ſeiner Frau die ehe-<lb/> liche Pflicht. Gleich darauf verlohr er nicht<lb/> allein das Vermoͤgen zu dencken, ſondern er<lb/> war auch nicht im Stande, ſich willkuͤhrlich<lb/> zu bewegen. Er fiel in Ohnmacht und war<lb/> einem Todten aͤhnlich. Man wuſte die eigent-<lb/> liche Urſach nicht ſo gleich, und beſchloß dem-<lb/> nach ihm zur Ader zu laſſen. Nachdem aber<lb/> ſeine Frau geſtanden, was mit ihm vorgegan-<lb/> gen, ſo reichte man ihm eine Weinſuppe, und<lb/> ſolchergeſtalt kam derſelbe wiederum zu ſich ſel-<lb/> ber. Jſt es noch nicht genug beſtaͤtiget, daß<lb/> die Sele in den Koͤrper, und dieſer wiederum<lb/> in ſie zuruͤck wuͤrcke? Jch kenne einen Mann,<lb/> welcher niemals den Urin laſſen kan, ſo lange<lb/> er weiß, daß jemand zugegen iſt, der auf ihm<lb/> Achtung giebt. Wo ſind denn hier die me-<lb/> chaniſchen Urſachen? Jch mag es nicht vom<lb/> neuen wiederholen, was die Biſſe derer Taran-<lb/> teln vor einen ſtarcken Einfluß in die Selen<lb/> der Menſchen haben. Ruͤhrt dieſes alles, was<lb/> einem ſolchen Menſchen zu einem ſo wunderba-<lb/> ren Narren macht, nicht von dem Stich der<lb/> Tarantel, ſondern von der Einrichtung der<lb/> Sele her; ſo moͤchte ich gerne <hi rendition="#fr">w</hi>iſſen, <hi rendition="#fr">w</hi>arum<lb/> niemals eine Sele auch in dieſen Zuſtand ge-<lb/> riethe, ohne daß ihr Koͤrper von einer Taran-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">J 2</fw><fw place="bottom" type="catch">tel</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [105/0135]
zeugend iſt, als daß ich es dieſer Art Leuten zu
gefallen, mit Stillſchweigen uͤbergehen ſolte.
Ein gewiſſer Mann hatte eine weite Reiſe ge-
than, und nachdem er, gantz entkraͤftet, davon
nach Hauſe kam; leiſtete er ſeiner Frau die ehe-
liche Pflicht. Gleich darauf verlohr er nicht
allein das Vermoͤgen zu dencken, ſondern er
war auch nicht im Stande, ſich willkuͤhrlich
zu bewegen. Er fiel in Ohnmacht und war
einem Todten aͤhnlich. Man wuſte die eigent-
liche Urſach nicht ſo gleich, und beſchloß dem-
nach ihm zur Ader zu laſſen. Nachdem aber
ſeine Frau geſtanden, was mit ihm vorgegan-
gen, ſo reichte man ihm eine Weinſuppe, und
ſolchergeſtalt kam derſelbe wiederum zu ſich ſel-
ber. Jſt es noch nicht genug beſtaͤtiget, daß
die Sele in den Koͤrper, und dieſer wiederum
in ſie zuruͤck wuͤrcke? Jch kenne einen Mann,
welcher niemals den Urin laſſen kan, ſo lange
er weiß, daß jemand zugegen iſt, der auf ihm
Achtung giebt. Wo ſind denn hier die me-
chaniſchen Urſachen? Jch mag es nicht vom
neuen wiederholen, was die Biſſe derer Taran-
teln vor einen ſtarcken Einfluß in die Selen
der Menſchen haben. Ruͤhrt dieſes alles, was
einem ſolchen Menſchen zu einem ſo wunderba-
ren Narren macht, nicht von dem Stich der
Tarantel, ſondern von der Einrichtung der
Sele her; ſo moͤchte ich gerne wiſſen, warum
niemals eine Sele auch in dieſen Zuſtand ge-
riethe, ohne daß ihr Koͤrper von einer Taran-
tel
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