Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746.tel wäre gebissen worden. Jn Jtalien ist ein so
tel waͤre gebiſſen worden. Jn Jtalien iſt ein ſo
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0136" n="106"/> tel waͤre gebiſſen worden. Jn Jtalien iſt ein<lb/> gewiſſes Gift Mode, welches die Art eines<lb/> Balſams hat. Wenn ein Menſch in einem<lb/> gewiſſen Affecte iſt, und man ſtreicht ihm die-<lb/> ſen Balſam unter die Naſe, ſo verbleibt derſel-<lb/> be, in eben dem Affecte, darinn er geweſen.<lb/> Er laͤſt mit ſich anfangen, <hi rendition="#fr">w</hi>as einem beliebt,<lb/> und nachdem er ausgeſchlafen hat, weiß er von<lb/> dem allen nichts, <hi rendition="#fr">w</hi>as binnen der Zeit mit ihm<lb/> vorgegangen. Man kan es ſich wol einbilden,<lb/> in welchen Faͤllen ſich die Jtaliaͤner dieſes Bal-<lb/> ſams am meiſten bedienen werden. Es iſt be-<lb/> kandt, daß ein iedes Thier, wenn es zornig<lb/> iſt, giftig ſey. Dieienigen Thiere, welche am<lb/> leichteſten zornig werden, haben den eigenen<lb/> Beynahmen daher, daß man ſie giftige Thie-<lb/> re nennt. Aber <hi rendition="#fr">w</hi>arum aͤuſſern die Biſſe ver-<lb/> ſchiedener Thiere auch ſo verſchiedene Wuͤr-<lb/> ckungen in unſrer Sele und ihrem Koͤrper?<lb/> Die Leute, welche von tollen Hunden gebiſſen<lb/> worden, bellen oͤfters wie Hunde; da hinge-<lb/> gen der Biß von denen Katzen, die Leute da-<lb/> hin bringt, eine dem Katzengeſchrey aͤhnliche<lb/> Stimme an ſich zu nehmen. Man ſage mir,<lb/> warum tantzen eben die Patienten, <hi rendition="#fr">w</hi>elche eine<lb/> Tarantel geſtochen. Warum bellen dieſe nicht<lb/> wie ein Hund und iene tantzen? Es iſt <hi rendition="#fr">w</hi>ahr,<lb/> wenn <hi rendition="#fr">w</hi>ir gleich annehmen, daß der Koͤrper in<lb/> die Sele <hi rendition="#fr">w</hi>uͤrcke, ſo koͤnnen <hi rendition="#fr">w</hi>ir dieſes dennoch<lb/> nicht erklaͤren. Allein es iſt auch dieſes nicht<lb/> noͤthig. Wenn <hi rendition="#fr">w</hi>ir nur wiſſen, daß es geſchicht,<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſo</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [106/0136]
tel waͤre gebiſſen worden. Jn Jtalien iſt ein
gewiſſes Gift Mode, welches die Art eines
Balſams hat. Wenn ein Menſch in einem
gewiſſen Affecte iſt, und man ſtreicht ihm die-
ſen Balſam unter die Naſe, ſo verbleibt derſel-
be, in eben dem Affecte, darinn er geweſen.
Er laͤſt mit ſich anfangen, was einem beliebt,
und nachdem er ausgeſchlafen hat, weiß er von
dem allen nichts, was binnen der Zeit mit ihm
vorgegangen. Man kan es ſich wol einbilden,
in welchen Faͤllen ſich die Jtaliaͤner dieſes Bal-
ſams am meiſten bedienen werden. Es iſt be-
kandt, daß ein iedes Thier, wenn es zornig
iſt, giftig ſey. Dieienigen Thiere, welche am
leichteſten zornig werden, haben den eigenen
Beynahmen daher, daß man ſie giftige Thie-
re nennt. Aber warum aͤuſſern die Biſſe ver-
ſchiedener Thiere auch ſo verſchiedene Wuͤr-
ckungen in unſrer Sele und ihrem Koͤrper?
Die Leute, welche von tollen Hunden gebiſſen
worden, bellen oͤfters wie Hunde; da hinge-
gen der Biß von denen Katzen, die Leute da-
hin bringt, eine dem Katzengeſchrey aͤhnliche
Stimme an ſich zu nehmen. Man ſage mir,
warum tantzen eben die Patienten, welche eine
Tarantel geſtochen. Warum bellen dieſe nicht
wie ein Hund und iene tantzen? Es iſt wahr,
wenn wir gleich annehmen, daß der Koͤrper in
die Sele wuͤrcke, ſo koͤnnen wir dieſes dennoch
nicht erklaͤren. Allein es iſt auch dieſes nicht
noͤthig. Wenn wir nur wiſſen, daß es geſchicht,
ſo
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