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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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2 Kap. Hauptgattungen existirender Thiere.
halten? Sind die Nerven dieser Gliedmaßen eben so ohne
Knoten, und keinen mechanischen Maschinen, die sie thie-
risch bewegen könnten, einverleibet, wie die Nerven unsrer
Gliedmaßen der Sinne? oder kann ihr Gehirn die äußern
sinnlichen Eindrücke in sie nicht blos wie ein Nervenknote
reflektiren? §. 624. N. 4. Am Sinne des Gefühls und
Geschmacks, (H. gr. P. 4 B. S. 615. 616.) sehen wir,
daß es äußere Sinne in der Natur gebe, deren Nerven zu-
gleich Bewegungsnerven sind, und durch ihre Nervenkräfte
allein alle die thierischen Bewegungen wirken, die sie auch
als Seelenwirkungen bewerkstelligen können. Da nun
die Gliedmaßen der äußern Sinne bey Würmern und Jn-
sekten sehr weit von denen der beseelten Thiere abweichen,
§. 15. N. 2. so ist es möglich, daß sie bey ihnen durchgän-
gig aus Bewegungsnerven bestehen, und dann können sie
ein Thier ohne Empfindung eben so durch Nervenwirkun-
gen regieren, wie die Nerven des Sinnes des Gefühls bey
beseelten Thieren. Man kann nicht behaupten, daß die
Gliedmaßen der Sinne blos in der einzigen Absicht ange-
leget wären, um gewisse besondre Arten von äußern Em-
pfindungen zu erregen, nämlich die Augen zum Sehen, die
Ohren zum Hören, die Zunge zum Schmecken, und die
Nase zum Riechen. Sie dienen eigentlich nur, um ihre
Nerven gewisser besondrer äußerer sinnlicher Eindrücke fä-
hig zu machen, die sie nicht ohne Beyhülfe solcher künstli-
cher Gliedmaßen erhalten könnten. §. 55. 42. Wenn diese
empfunden werden, so geben sie allerdings auch eine beson-
dre Art äußerer Empfindungen, §. 34. wenn sie aber als
Bewegungsnerven wirken, so geben sie auch nur eine be-
sondre Art thierischer Bewegungen, weil es eben diejenigen
sind, welche eine Empfindung derselben verursachen wür-
de, §. 358. und zu dieser Absicht würden sie bey unbeseel-
ten Thieren dienen. Sie würden mit ihren Augen nicht
sehen, mit ihren Ohren nicht hören, mit ihren Zungen
nicht schmecken, mit ihren Nasen nicht riechen, sondern
nur diejenigen thierischen Wirkungen in ihren Körpern von

diesen

2 Kap. Hauptgattungen exiſtirender Thiere.
halten? Sind die Nerven dieſer Gliedmaßen eben ſo ohne
Knoten, und keinen mechaniſchen Maſchinen, die ſie thie-
riſch bewegen koͤnnten, einverleibet, wie die Nerven unſrer
Gliedmaßen der Sinne? oder kann ihr Gehirn die aͤußern
ſinnlichen Eindruͤcke in ſie nicht blos wie ein Nervenknote
reflektiren? §. 624. N. 4. Am Sinne des Gefuͤhls und
Geſchmacks, (H. gr. P. 4 B. S. 615. 616.) ſehen wir,
daß es aͤußere Sinne in der Natur gebe, deren Nerven zu-
gleich Bewegungsnerven ſind, und durch ihre Nervenkraͤfte
allein alle die thieriſchen Bewegungen wirken, die ſie auch
als Seelenwirkungen bewerkſtelligen koͤnnen. Da nun
die Gliedmaßen der aͤußern Sinne bey Wuͤrmern und Jn-
ſekten ſehr weit von denen der beſeelten Thiere abweichen,
§. 15. N. 2. ſo iſt es moͤglich, daß ſie bey ihnen durchgaͤn-
gig aus Bewegungsnerven beſtehen, und dann koͤnnen ſie
ein Thier ohne Empfindung eben ſo durch Nervenwirkun-
gen regieren, wie die Nerven des Sinnes des Gefuͤhls bey
beſeelten Thieren. Man kann nicht behaupten, daß die
Gliedmaßen der Sinne blos in der einzigen Abſicht ange-
leget waͤren, um gewiſſe beſondre Arten von aͤußern Em-
pfindungen zu erregen, naͤmlich die Augen zum Sehen, die
Ohren zum Hoͤren, die Zunge zum Schmecken, und die
Naſe zum Riechen. Sie dienen eigentlich nur, um ihre
Nerven gewiſſer beſondrer aͤußerer ſinnlicher Eindruͤcke faͤ-
hig zu machen, die ſie nicht ohne Beyhuͤlfe ſolcher kuͤnſtli-
cher Gliedmaßen erhalten koͤnnten. §. 55. 42. Wenn dieſe
empfunden werden, ſo geben ſie allerdings auch eine beſon-
dre Art aͤußerer Empfindungen, §. 34. wenn ſie aber als
Bewegungsnerven wirken, ſo geben ſie auch nur eine be-
ſondre Art thieriſcher Bewegungen, weil es eben diejenigen
ſind, welche eine Empfindung derſelben verurſachen wuͤr-
de, §. 358. und zu dieſer Abſicht wuͤrden ſie bey unbeſeel-
ten Thieren dienen. Sie wuͤrden mit ihren Augen nicht
ſehen, mit ihren Ohren nicht hoͤren, mit ihren Zungen
nicht ſchmecken, mit ihren Naſen nicht riechen, ſondern
nur diejenigen thieriſchen Wirkungen in ihren Koͤrpern von

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[635/0659] 2 Kap. Hauptgattungen exiſtirender Thiere. halten? Sind die Nerven dieſer Gliedmaßen eben ſo ohne Knoten, und keinen mechaniſchen Maſchinen, die ſie thie- riſch bewegen koͤnnten, einverleibet, wie die Nerven unſrer Gliedmaßen der Sinne? oder kann ihr Gehirn die aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke in ſie nicht blos wie ein Nervenknote reflektiren? §. 624. N. 4. Am Sinne des Gefuͤhls und Geſchmacks, (H. gr. P. 4 B. S. 615. 616.) ſehen wir, daß es aͤußere Sinne in der Natur gebe, deren Nerven zu- gleich Bewegungsnerven ſind, und durch ihre Nervenkraͤfte allein alle die thieriſchen Bewegungen wirken, die ſie auch als Seelenwirkungen bewerkſtelligen koͤnnen. Da nun die Gliedmaßen der aͤußern Sinne bey Wuͤrmern und Jn- ſekten ſehr weit von denen der beſeelten Thiere abweichen, §. 15. N. 2. ſo iſt es moͤglich, daß ſie bey ihnen durchgaͤn- gig aus Bewegungsnerven beſtehen, und dann koͤnnen ſie ein Thier ohne Empfindung eben ſo durch Nervenwirkun- gen regieren, wie die Nerven des Sinnes des Gefuͤhls bey beſeelten Thieren. Man kann nicht behaupten, daß die Gliedmaßen der Sinne blos in der einzigen Abſicht ange- leget waͤren, um gewiſſe beſondre Arten von aͤußern Em- pfindungen zu erregen, naͤmlich die Augen zum Sehen, die Ohren zum Hoͤren, die Zunge zum Schmecken, und die Naſe zum Riechen. Sie dienen eigentlich nur, um ihre Nerven gewiſſer beſondrer aͤußerer ſinnlicher Eindruͤcke faͤ- hig zu machen, die ſie nicht ohne Beyhuͤlfe ſolcher kuͤnſtli- cher Gliedmaßen erhalten koͤnnten. §. 55. 42. Wenn dieſe empfunden werden, ſo geben ſie allerdings auch eine beſon- dre Art aͤußerer Empfindungen, §. 34. wenn ſie aber als Bewegungsnerven wirken, ſo geben ſie auch nur eine be- ſondre Art thieriſcher Bewegungen, weil es eben diejenigen ſind, welche eine Empfindung derſelben verurſachen wuͤr- de, §. 358. und zu dieſer Abſicht wuͤrden ſie bey unbeſeel- ten Thieren dienen. Sie wuͤrden mit ihren Augen nicht ſehen, mit ihren Ohren nicht hoͤren, mit ihren Zungen nicht ſchmecken, mit ihren Naſen nicht riechen, ſondern nur diejenigen thieriſchen Wirkungen in ihren Koͤrpern von dieſen

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 635. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/659>, abgerufen am 25.11.2024.