[N. N.]: Der vollkommene rechtschaffene Welt-Mann. Frankfurt (Main), 1680.Welt-Mann. Leute wollen unrecht sprechen/ davor daßman sie ansehen soll/ sie seyen von Ehrgeitz und von Schmeicheley nicht beflecket/ und daß sie sich bemühen die Neigung/ so der Adel hat/ sich seinem Printzen zunähern/ ihm solche auß dem Hertzen zuvertilgen; wiewohl diese Meinung sehr natürlich/ und man sehr vortheilhaffte Folgerungen dar- auß erwarten könne. Dann endlich ists ja von der blossen Freygebigkeit deß Printzen/ da die herrlichen Wohlthaten herkommen/ davon rechtschaffene Leute in einem Tag ihr Glück machen können. Und die Erfah- rung/ die wir darüber alle Augenblick ein- ziehen/ solle meines Erachtens mehr gelten/ als etlicher Schwartzgallichten (Melancho- lischen) Nach sinnungen/ welche die Ruhe der Einsamkeit dem Tumult eines herrli- chen Lebens vorziehen. Allein wie wir eben vor diese letztere nicht Vor- E 4
Welt-Mann. Leute wollen unrecht ſprechen/ davor daßman ſie anſehen ſoll/ ſie ſeyen von Ehrgeitz und von Schmeicheley nicht beflecket/ und daß ſie ſich bemuͤhen die Neigung/ ſo der Adel hat/ ſich ſeinem Printzen zunaͤhern/ ihm ſolche auß dem Hertzen zuvertilgen; wiewohl dieſe Meinung ſehr natuͤrlich/ und man ſehr vortheilhaffte Folgerungen dar- auß erwarten koͤnne. Dann endlich iſts ja von der bloſſen Freygebigkeit deß Printzen/ da die herrlichen Wohlthaten herkommen/ davon rechtſchaffene Leute in einem Tag ihr Gluͤck machen koͤnnen. Und die Erfah- rung/ die wir daruͤber alle Augenblick ein- ziehen/ ſolle meines Erachtens mehr gelten/ als etlicher Schwartzgallichtẽ (Melancho- liſchen) Nach ſinnungen/ welche die Ruhe der Einſamkeit dem Tumult eines herrli- chen Lebens vorziehen. Allein wie wir eben vor dieſe letztere nicht Vor- E 4
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Welt-Mann.
Leute wollen unrecht ſprechen/ davor daß
man ſie anſehen ſoll/ ſie ſeyen von Ehrgeitz
und von Schmeicheley nicht beflecket/ und
daß ſie ſich bemuͤhen die Neigung/ ſo der
Adel hat/ ſich ſeinem Printzen zunaͤhern/
ihm ſolche auß dem Hertzen zuvertilgen;
wiewohl dieſe Meinung ſehr natuͤrlich/ und
man ſehr vortheilhaffte Folgerungen dar-
auß erwarten koͤnne. Dann endlich iſts ja
von der bloſſen Freygebigkeit deß Printzen/
da die herrlichen Wohlthaten herkommen/
davon rechtſchaffene Leute in einem Tag
ihr Gluͤck machen koͤnnen. Und die Erfah-
rung/ die wir daruͤber alle Augenblick ein-
ziehen/ ſolle meines Erachtens mehr gelten/
als etlicher Schwartzgallichtẽ (Melancho-
liſchen) Nach ſinnungen/ welche die Ruhe
der Einſamkeit dem Tumult eines herrli-
chen Lebens vorziehen.
Allein wie wir eben vor dieſe letztere nicht
ſchreiben/ und daß im Gegentheil wir nicht
geſinnet ſeynd unſere Erinnerungen an an-
dere abzurichten/ als an die/ ſo dieſelben zu
werck zurichten gedencken/ ſo laſt uns nur
ſehen/ auff was fuͤr Art wir einen jungen
Menſchen an einem Printzl. Hof einfuͤh-
ren muͤſſen; ich meine/ mit welchen
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