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Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719.

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Das VII. Cap. von der Elocution.

Particula Nam absens:

Jch warte meiner Pflicht, so mir GOtt auferlegt;
Wer weiß nicht, daß also der Mensch viel F[rü]chte trägt.

Particulae Similitudinis Quemadmodum, Ita praesentes:

Gleich wie der weiche Schnee gantz unvermerckt zergehet:
So sieht man, daß der Mensch auch kurtze Zeit bestehet.

Particulae illae Similitudinis absentes:

Ein Rosenstrauch vergnügt, doch kan er auch verwunden:
Beym Frauen-Volcke wird theils Lust, theils Schmertz, ge-
funden,
XII. Das Antecedens und Consequens kan gar schön
mit einander umgesetzet werden. z. e.

Antecedens, post Consequens:

Wenn die Noth am grösten ist, und uns GOtt mit Rath er-
scheinet,
Da vermerckt man allererst, wie er's mit uns Menschen
meynet.

Consequens, post Antecedens:

Da verspüret man, wie gut es der Höchste mit uns meynet,
Wenn er in der grösten Noth uns mit seiner Hülff' erschei-
net.
XIII. Die AEtiologie kan man bisweilen absonderlich
setzen, bis weilen aber auch nur in ein Wort oder
in eine Phrasin stecken. z. e.

AEtiologia distincte posita:

David greifft den Goliath
Mit getroster Seelen an,
Weil er GOtt zur Seite hat,
Der ihn nicht verlassen kan.

AEtiologia occultata:

Der kleine David greifft mit GOtt den Riesen an,
Wohl dem der diese Kunst mit ihm vollbringen kan.
XIV. Die
Das VII. Cap. von der Elocution.

Particula Nam abſens:

Jch warte meiner Pflicht, ſo mir GOtt auferlegt;
Wer weiß nicht, daß alſo der Menſch viel F[rü]chte traͤgt.

Particulæ Similitudinis Quemadmodum, Ita præſentes:

Gleich wie der weiche Schnee gantz unvermerckt zergehet:
So ſieht man, daß der Menſch auch kurtze Zeit beſtehet.

Particulæ illæ Similitudinis abſentes:

Ein Roſenſtrauch vergnuͤgt, doch kan er auch verwunden:
Beym Frauen-Volcke wird theils Luſt, theils Schmertz, ge-
funden,
XII. Das Antecedens und Conſequens kan gar ſchoͤn
mit einander umgeſetzet werden. z. e.

Antecedens, poſt Conſequens:

Wenn die Noth am groͤſten iſt, und uns GOtt mit Rath er-
ſcheinet,
Da vermerckt man allererſt, wie er’s mit uns Menſchen
meynet.

Conſequens, poſt Antecedens:

Da verſpuͤret man, wie gut es der Hoͤchſte mit uns meynet,
Wenn er in der groͤſten Noth uns mit ſeiner Huͤlff’ erſchei-
net.
XIII. Die Ætiologie kan man bisweilen abſonderlich
ſetzen, bis weilen aber auch nur in ein Wort oder
in eine Phraſin ſtecken. z. e.

Ætiologia diſtincte poſita:

David greifft den Goliath
Mit getroſter Seelen an,
Weil er GOtt zur Seite hat,
Der ihn nicht verlaſſen kan.

Ætiologia occultata:

Der kleine David greifft mit GOtt den Rieſen an,
Wohl dem der dieſe Kunſt mit ihm vollbringen kan.
XIV. Die
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[134/0138] Das VII. Cap. von der Elocution. Particula Nam abſens: Jch warte meiner Pflicht, ſo mir GOtt auferlegt; Wer weiß nicht, daß alſo der Menſch viel Früchte traͤgt. Particulæ Similitudinis Quemadmodum, Ita præſentes: Gleich wie der weiche Schnee gantz unvermerckt zergehet: So ſieht man, daß der Menſch auch kurtze Zeit beſtehet. Particulæ illæ Similitudinis abſentes: Ein Roſenſtrauch vergnuͤgt, doch kan er auch verwunden: Beym Frauen-Volcke wird theils Luſt, theils Schmertz, ge- funden, XII. Das Antecedens und Conſequens kan gar ſchoͤn mit einander umgeſetzet werden. z. e. Antecedens, poſt Conſequens: Wenn die Noth am groͤſten iſt, und uns GOtt mit Rath er- ſcheinet, Da vermerckt man allererſt, wie er’s mit uns Menſchen meynet. Conſequens, poſt Antecedens: Da verſpuͤret man, wie gut es der Hoͤchſte mit uns meynet, Wenn er in der groͤſten Noth uns mit ſeiner Huͤlff’ erſchei- net. XIII. Die Ætiologie kan man bisweilen abſonderlich ſetzen, bis weilen aber auch nur in ein Wort oder in eine Phraſin ſtecken. z. e. Ætiologia diſtincte poſita: David greifft den Goliath Mit getroſter Seelen an, Weil er GOtt zur Seite hat, Der ihn nicht verlaſſen kan. Ætiologia occultata: Der kleine David greifft mit GOtt den Rieſen an, Wohl dem der dieſe Kunſt mit ihm vollbringen kan. XIV. Die

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Zitationshilfe: Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhse_poet_1719/138>, abgerufen am 21.11.2024.