Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727.Die XVIII. Anmerckung. (dd) gehet, sie einem gleich Nachrichtgeben, welches sonst Privat-Cavalier nicht allezeit erfahren; man kan auch durch sie eine gelegene Stelle erhalten, um alles wohl zu obser- viren. (dd) Gesandten) Wenn man an ei- nen Ort kommt, wo ein Ambassadeur, En- voie oder Resident von seinem Landes- Herrn oder von einer mit ihm allirten Puis- sance ist: So muß man demselben alsobaldzu produ- ciren, die schuldige Aufwartung machen, sich dessen Protection ausbitten, die an ihn habende Recommendationes überreichen, und sich ihm bestens recommendiren. Der Nutzen die- ser Bekantschafft ist unvergleichlich groß. Denn man bekommt viele Dinge zu sehenzu insinui- ren, und von ihrer Protection zu profiti- ren, und zu hören, welche andere, die sich nicht so wohl addressiret haben, entweder gar nicht, oder doch nicht so wohl zu erfahren und zu se- hen bekommen; man hat Ehre davon, wenn man bey dem Herrn Gesandten freyen Zu- tritt hat und wohl gelitten ist; man wird un- ter denen Grossen des Landes bekant; man wird von ihm bey Hofe, oder in andern Ge- sellschafften, an die Ministros, und von diesen an die Könige, Chur-Fürsten, u. s. f. prae- sentiret; man bekommt vieles, ohne grosse Unkosten, bey Audientzen und sonst zu se- K 3
Die XVIII. Anmerckung. (dd) gehet, ſie einem gleich Nachrichtgeben, welches ſonſt Privat-Cavalier nicht allezeit erfahren; man kan auch durch ſie eine gelegene Stelle erhalten, um alles wohl zu obſer- viren. (dd) Geſandten) Wenn man an ei- nen Ort kommt, wo ein Ambaſſadeur, En- voïé oder Reſident von ſeinem Landes- Herrn oder von einer mit ihm allirten Puiſ- ſance iſt: So muß man demſelben alſobaldzu produ- ciren, die ſchuldige Aufwartung machen, ſich deſſen Protection ausbitten, die an ihn habende Recommendationes uͤberreichen, und ſich ihm beſtens recommendiren. Der Nutzen die- ſer Bekantſchafft iſt unvergleichlich groß. Denn man bekommt viele Dinge zu ſehenzu inſinui- ren, und von ihrer Protection zu profiti- ren, und zu hoͤren, welche andere, die ſich nicht ſo wohl addreſſiret haben, entweder gar nicht, oder doch nicht ſo wohl zu erfahren und zu ſe- hen bekommen; man hat Ehre davon, wenn man bey dem Herrn Geſandten freyen Zu- tritt hat und wohl gelitten iſt; man wird un- ter denen Groſſen des Landes bekant; man wird von ihm bey Hofe, oder in andern Ge- ſellſchafften, an die Miniſtros, und von dieſen an die Koͤnige, Chur-Fuͤrſten, u. ſ. f. præ- ſentiret; man bekommt vieles, ohne groſſe Unkoſten, bey Audientzen und ſonſt zu ſe- K 3
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Die XVIII. Anmerckung. (dd)
gehet, ſie einem gleich Nachricht
geben, welches ſonſt Privat-Cavalier
nicht allezeit erfahren; man kan
auch durch ſie eine gelegene Stelle
erhalten, um alles wohl zu obſer-
viren.
⁽dd⁾ Geſandten) Wenn man an ei-
nen Ort kommt, wo ein Ambaſſadeur, En-
voïé oder Reſident von ſeinem Landes-
Herrn oder von einer mit ihm allirten Puiſ-
ſance iſt: So muß man demſelben alſobald
die ſchuldige Aufwartung machen, ſich deſſen
Protection ausbitten, die an ihn habende
Recommendationes uͤberreichen, und ſich ihm
beſtens recommendiren. Der Nutzen die-
ſer Bekantſchafft iſt unvergleichlich groß.
Denn man bekommt viele Dinge zu ſehen
und zu hoͤren, welche andere, die ſich nicht ſo
wohl addreſſiret haben, entweder gar nicht,
oder doch nicht ſo wohl zu erfahren und zu ſe-
hen bekommen; man hat Ehre davon, wenn
man bey dem Herrn Geſandten freyen Zu-
tritt hat und wohl gelitten iſt; man wird un-
ter denen Groſſen des Landes bekant; man
wird von ihm bey Hofe, oder in andern Ge-
ſellſchafften, an die Miniſtros, und von dieſen
an die Koͤnige, Chur-Fuͤrſten, u. ſ. f. præ-
ſentiret; man bekommt vieles, ohne groſſe
Unkoſten, bey Audientzen und ſonſt zu ſe-
hen,
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