Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727.Die XI. Anmerckung. (t) auf meiner zweyten Reise in Holland, 1705.in Leyden, einen Hofmeister gekant, der mit sei- nem damahligen Reise-Compagnon, welcher Wie es leichter und kürtzer beyge- bracht werden könne.nicht einmahl recht decliniren und conjungi- ren kunte, einen Versuch that, und des Sey- boldi Teutschen Donatum dergestalt mit ihm vornahm, daß er ihn nach denen täglich abgetheilten Pensis, in einem Monathe durch tractiren kunte. Den ersten Monath in der Morgen-Stunde, repetirte er mit ihm die Declinationes und Conjugationes, und die Regeln; in der Nachmittags-Stunde, wurden sie durch fleißiges examiniren, nach und nach geläuffig gemacht. Den andern Monath, erklärte er ihm die Regeln Vor- mittags, und Nachmittags sahe er, wie weit er sie verstanden hatte. Den dritten Mo- nath muste er des Morgends, sein Pensum fleißig repetiren, und des Nachmittags halff er ihm Adjectivum und Substantivum zusam- men setzen. Den vierdten Monath, ließ er ihn die Förmlichen alleine machen. Die zwey folgende Monathe gab er immer schwehrere Formuln vor, und die zwey letz- tern Monathe kleine Argumenta, worzu die Wörter meistentheils in seiner Grammatica stunden, welche er aus dem Teutschen ins Lateinische, und aus diesem wieder ins Teut- sche übersetzen muste. Nachdem er nun al- so die Rudimenta linguae latinae, in acht Mo- nathen, Tages zwey Stunden, acht mahl Die XI. Anmerckung. (t) auf meiner zweyten Reiſe in Holland, 1705.in Leyden, einen Hofmeiſter gekant, der mit ſei- nem damahligen Reiſe-Compagnon, welcher Wie es leichter und kuͤrtzer beyge- bracht werden koͤnne.nicht einmahl recht decliniren und conjungi- ren kunte, einen Verſuch that, und des Sey- boldi Teutſchen Donatum dergeſtalt mit ihm vornahm, daß er ihn nach denen taͤglich abgetheilten Penſis, in einem Monathe durch tractiren kunte. Den erſten Monath in der Morgen-Stunde, repetirte er mit ihm die Declinationes und Conjugationes, und die Regeln; in der Nachmittags-Stunde, wurden ſie durch fleißiges examiniren, nach und nach gelaͤuffig gemacht. Den andern Monath, erklaͤrte er ihm die Regeln Vor- mittags, und Nachmittags ſahe er, wie weit er ſie verſtanden hatte. Den dritten Mo- nath muſte er des Morgends, ſein Penſum fleißig repetiren, und des Nachmittags halff er ihm Adjectivum und Subſtantivum zuſam- men ſetzen. Den vierdten Monath, ließ er ihn die Foͤrmlichen alleine machen. Die zwey folgende Monathe gab er immer ſchwehrere Formuln vor, und die zwey letz- tern Monathe kleine Argumenta, worzu die Woͤrter meiſtentheils in ſeiner Grammatica ſtunden, welche er aus dem Teutſchen ins Lateiniſche, und aus dieſem wieder ins Teut- ſche uͤberſetzen muſte. 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Die XI. Anmerckung. (t)
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auf meiner zweyten Reiſe in Holland, 1705.
in Leyden, einen Hofmeiſter gekant, der mit ſei-
nem damahligen Reiſe-Compagnon, welcher
nicht einmahl recht decliniren und conjungi-
ren kunte, einen Verſuch that, und des Sey-
boldi Teutſchen Donatum dergeſtalt mit
ihm vornahm, daß er ihn nach denen taͤglich
abgetheilten Penſis, in einem Monathe durch
tractiren kunte. Den erſten Monath in der
Morgen-Stunde, repetirte er mit ihm die
Declinationes und Conjugationes, und die
Regeln; in der Nachmittags-Stunde,
wurden ſie durch fleißiges examiniren, nach
und nach gelaͤuffig gemacht. Den andern
Monath, erklaͤrte er ihm die Regeln Vor-
mittags, und Nachmittags ſahe er, wie weit
er ſie verſtanden hatte. Den dritten Mo-
nath muſte er des Morgends, ſein Penſum
fleißig repetiren, und des Nachmittags halff
er ihm Adjectivum und Subſtantivum zuſam-
men ſetzen. Den vierdten Monath, ließ er
ihn die Foͤrmlichen alleine machen. Die
zwey folgende Monathe gab er immer
ſchwehrere Formuln vor, und die zwey letz-
tern Monathe kleine Argumenta, worzu die
Woͤrter meiſtentheils in ſeiner Grammatica
ſtunden, welche er aus dem Teutſchen ins
Lateiniſche, und aus dieſem wieder ins Teut-
ſche uͤberſetzen muſte. Nachdem er nun al-
ſo die Rudimenta linguæ latinæ, in acht Mo-
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