Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727.Die V. Anmerckung. (n) wolten? Darauf sagte der eine: Jch wer-de zum Vereiter; der andere: ich zum Fecht- Meister; und der dritte: ich zum Tantz-Mei- ster gehen. Und nachdem sie solches diese sechs Wochen über, öffters von sich hören lassen: So kamen viele hinter das Geheimniß und mochten es wohl bekant gemacht haben. Endlich kam einer von ihnen, auf die kümmer- lichen Gedancken und Reden: Was wird Madame sagen, daß wir so lange nicht bey ihr gewesen sind? Darauf wurde einmü- thiglich resolviret, zu ihr zu fahren. Wie sie bey der Toilette erschienen, fragte sie Ma- dame: Wo sie so lange gewesen wären? Worauf sich einer auf diese, der andere auf eine andere Art zu entschuldigen suchte; Al- lein Madame versetzte darauf: Jch weiß besser, wo, und wie, ihr eure Zeit zugebracht habet; Jhr N. seyd bey dem Bereiter; Jhr N. bey dem Fecht-Meister, und Jhr N. bey dem Tantz-Meister gewesen, und ich rathe notable Worteeuch gutes, verlasset diese Gesellschafft, welche euerm Gewissen beschwerlich, eurer Ehre unanständig, euerm Lei- be schädlich, und euerm Vermögen so sehr nachtheilig ist. Hierüber wurden sie, wie man leicht gedencken kan, scham- roth, retirirten sich wieder nach Paris, danckten ihre Maitressen ab, führten gantz ein anderes Leben, und statteten nachge- hends ihre Aufwartungen, biß zur Abreise, Die V. Anmerckung. (n) wolten? Darauf ſagte der eine: Jch wer-de zum Vereiter; der andere: ich zum Fecht- Meiſter; und der dritte: ich zum Tantz-Mei- ſter gehen. Und nachdem ſie ſolches dieſe ſechs Wochen uͤber, oͤffters von ſich hoͤren laſſen: So kamen viele hinter das Geheimniß und mochten es wohl bekant gemacht haben. Endlich kam eineꝛ von ihnen, auf die kuͤmmer- lichen Gedancken und Reden: Was wird Madame ſagen, daß wir ſo lange nicht bey ihr geweſen ſind? Darauf wurde einmuͤ- thiglich reſolviret, zu ihr zu fahren. Wie ſie bey der Toilette erſchienen, fragte ſie Ma- dame: Wo ſie ſo lange geweſen waͤren? Worauf ſich einer auf dieſe, der andere auf eine andere Art zu entſchuldigen ſuchte; Al- lein Madame verſetzte darauf: Jch weiß beſſer, wo, und wie, ihr eure Zeit zugebracht habet; Jhr N. ſeyd bey dem Bereiter; Jhr N. bey dem Fecht-Meiſter, und Jhr N. bey dem Tantz-Meiſter geweſen, und ich rathe notable Worteeuch gutes, verlaſſet dieſe Geſellſchafft, welche euerm Gewiſſen beſchwerlich, eurer Ehre unanſtaͤndig, euerm Lei- be ſchaͤdlich, und euerm Vermoͤgen ſo ſehr nachtheilig iſt. Hieruͤber wurden ſie, wie man leicht gedencken kan, ſcham- roth, retirirten ſich wieder nach Paris, danckten ihre Maitreſſen ab, fuͤhrten gantz ein anderes Leben, und ſtatteten nachge- hends ihre Aufwartungen, biß zur Abreiſe, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <note xml:id="nn" prev="#zn" place="end" n="(n)"><pb facs="#f0118" n="96"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die <hi rendition="#aq">V.</hi> Anmerckung. <hi rendition="#aq">(n)</hi></hi></fw><lb/> wolten? Darauf ſagte der eine: Jch wer-<lb/> de zum Vereiter; der andere: ich zum Fecht-<lb/> Meiſter; und der dritte: ich zum Tantz-Mei-<lb/> ſter gehen. Und nachdem ſie ſolches dieſe<lb/> ſechs Wochen uͤber, oͤffters von ſich hoͤren<lb/> laſſen: So kamen viele hinter das Geheimniß<lb/> und mochten es wohl bekant gemacht haben.<lb/> Endlich kam eineꝛ von ihnen, auf die kuͤmmer-<lb/> lichen Gedancken und Reden: Was wird<lb/><hi rendition="#aq">Madame</hi> ſagen, daß wir ſo lange nicht bey<lb/> ihr geweſen ſind? Darauf wurde einmuͤ-<lb/> thiglich <hi rendition="#aq">reſolvi</hi>ret, zu ihr zu fahren. Wie<lb/> ſie bey der <hi rendition="#aq">Toilette</hi> erſchienen, fragte ſie <hi rendition="#aq">Ma-<lb/> dame:</hi> Wo ſie ſo lange geweſen waͤren?<lb/> Worauf ſich einer auf dieſe, der andere auf<lb/> eine andere Art zu entſchuldigen ſuchte; Al-<lb/> lein <hi rendition="#aq">Madame</hi> verſetzte darauf: Jch weiß<lb/> beſſer, wo, und wie, ihr eure Zeit zugebracht<lb/> habet; Jhr <hi rendition="#aq">N.</hi> ſeyd bey dem Bereiter; Jhr<lb/><hi rendition="#aq">N.</hi> bey dem Fecht-Meiſter, und Jhr <hi rendition="#aq">N.</hi> bey<lb/> dem Tantz-Meiſter geweſen, und ich rathe<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">notable</hi><lb/> Worte</note>euch gutes, <hi rendition="#fr">verlaſſet dieſe Geſellſchafft,<lb/> welche euerm Gewiſſen beſchwerlich,<lb/> eurer Ehre unanſtaͤndig, euerm Lei-<lb/> be ſchaͤdlich, und euerm Vermoͤgen ſo<lb/> ſehr nachtheilig iſt.</hi> Hieruͤber wurden<lb/> ſie, wie man leicht gedencken kan, ſcham-<lb/> roth, <hi rendition="#aq">retiri</hi>rten ſich wieder nach Paris,<lb/> danckten ihre <hi rendition="#aq">Maitreſſen</hi> ab, fuͤhrten gantz<lb/> ein anderes Leben, und ſtatteten nachge-<lb/> hends ihre Aufwartungen, biß zur Abreiſe,<lb/> <fw place="bottom" type="catch">fleißig</fw><lb/></note> </div> </body> </text> </TEI> [96/0118]
Die V. Anmerckung. (n)
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wolten? Darauf ſagte der eine: Jch wer-
de zum Vereiter; der andere: ich zum Fecht-
Meiſter; und der dritte: ich zum Tantz-Mei-
ſter gehen. Und nachdem ſie ſolches dieſe
ſechs Wochen uͤber, oͤffters von ſich hoͤren
laſſen: So kamen viele hinter das Geheimniß
und mochten es wohl bekant gemacht haben.
Endlich kam eineꝛ von ihnen, auf die kuͤmmer-
lichen Gedancken und Reden: Was wird
Madame ſagen, daß wir ſo lange nicht bey
ihr geweſen ſind? Darauf wurde einmuͤ-
thiglich reſolviret, zu ihr zu fahren. Wie
ſie bey der Toilette erſchienen, fragte ſie Ma-
dame: Wo ſie ſo lange geweſen waͤren?
Worauf ſich einer auf dieſe, der andere auf
eine andere Art zu entſchuldigen ſuchte; Al-
lein Madame verſetzte darauf: Jch weiß
beſſer, wo, und wie, ihr eure Zeit zugebracht
habet; Jhr N. ſeyd bey dem Bereiter; Jhr
N. bey dem Fecht-Meiſter, und Jhr N. bey
dem Tantz-Meiſter geweſen, und ich rathe
euch gutes, verlaſſet dieſe Geſellſchafft,
welche euerm Gewiſſen beſchwerlich,
eurer Ehre unanſtaͤndig, euerm Lei-
be ſchaͤdlich, und euerm Vermoͤgen ſo
ſehr nachtheilig iſt. Hieruͤber wurden
ſie, wie man leicht gedencken kan, ſcham-
roth, retirirten ſich wieder nach Paris,
danckten ihre Maitreſſen ab, fuͤhrten gantz
ein anderes Leben, und ſtatteten nachge-
hends ihre Aufwartungen, biß zur Abreiſe,
fleißig
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