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Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727.

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Die V. Anmerckung. (n)
fleißig ab. Wie mancher redlicher Hof-
Exercitien- und Sprach-Meister, oder sonst
guter Freund, mag ihnen davon schon vor-
hero öffters getreulich, obgleich ohne erfolgte
Würckung, abgerathen haben? Da aber
eine grosse Dame, ihnen solche üble Auffüh-
rung, nur mit wenigen, aber sehr nach-würcken ei-
ne löbliche
Lebens-
Verände-
rung.

drücklichen, Worten vorhält, so changiren
sie alsofort, ihre vorige böse und disreputir-
liche, in eine gute und renomirliche Lebens-
Art.
Hieraus können junge Leute abnehmen,
was der Umgang mit vornehmen Frauen-
zimmer vor Nutzen bringet, zugleich aber
anmercken: Daß sie in grossen Städten,
alle Sünden und Schanden nicht so heimlichEs wird
nichts so
klein ge-
sponnen,

treiben können, daß sie nicht endlich an den
Tag kommen solten. Denn wer in Rom,
Paris, London, Amsterdam, Straßburg
und andern grossen Oertern wacker gesof-
fen, nach aller Lust gespielet, ohngestöhrt
gehuret, manierlich im Schwitz-Kasten ge-
sessen, und brave Schulden gemacht hat,
der darf sich nur nicht einbilden, daß seine
Aufführung verschwiegen bleiben wird.
Jmmaßen so bald ihre Coaetanei, und son-
derlich die Herren Landes-Leute, solches er-
fahren: So kan es nicht anders seyn, eses kommt
endlich an
die Son-
nen.

muß nach und nach im Vaterlande eclati-
ren, und haben sie von Glück zu sagen,
wenn dergleichen Facta nicht den Ruin ih-
G
Die V. Anmerckung. (n)
fleißig ab. Wie mancher redlicher Hof-
Exercitien- und Sprach-Meiſter, oder ſonſt
guter Freund, mag ihnen davon ſchon vor-
hero oͤffters getreulich, obgleich ohne erfolgte
Wuͤrckung, abgerathen haben? Da aber
eine groſſe Dame, ihnen ſolche uͤble Auffuͤh-
rung, nur mit wenigen, aber ſehr nach-wuͤrcken ei-
ne loͤbliche
Lebens-
Veraͤnde-
rung.

druͤcklichen, Worten vorhaͤlt, ſo changiren
ſie alſofort, ihre vorige boͤſe und diſreputir-
liche, in eine gute und renomirliche Lebens-
Art.
Hieraus koͤnnen junge Leute abnehmen,
was der Umgang mit vornehmen Frauen-
zimmer vor Nutzen bringet, zugleich aber
anmercken: Daß ſie in groſſen Staͤdten,
alle Suͤnden und Schanden nicht ſo heimlichEs wird
nichts ſo
klein ge-
ſponnen,

treiben koͤnnen, daß ſie nicht endlich an den
Tag kommen ſolten. Denn wer in Rom,
Paris, London, Amſterdam, Straßburg
und andern groſſen Oertern wacker geſof-
fen, nach aller Luſt geſpielet, ohngeſtoͤhrt
gehuret, manierlich im Schwitz-Kaſten ge-
ſeſſen, und brave Schulden gemacht hat,
der darf ſich nur nicht einbilden, daß ſeine
Auffuͤhrung verſchwiegen bleiben wird.
Jmmaßen ſo bald ihre Coætanei, und ſon-
derlich die Herren Landes-Leute, ſolches er-
fahren: So kan es nicht anders ſeyn, eses kommt
endlich an
die Son-
nen.

muß nach und nach im Vaterlande eclati-
ren, und haben ſie von Gluͤck zu ſagen,
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G
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[97/0119] Die V. Anmerckung. (n) ⁽n⁾ fleißig ab. Wie mancher redlicher Hof- Exercitien- und Sprach-Meiſter, oder ſonſt guter Freund, mag ihnen davon ſchon vor- hero oͤffters getreulich, obgleich ohne erfolgte Wuͤrckung, abgerathen haben? Da aber eine groſſe Dame, ihnen ſolche uͤble Auffuͤh- rung, nur mit wenigen, aber ſehr nach- druͤcklichen, Worten vorhaͤlt, ſo changiren ſie alſofort, ihre vorige boͤſe und diſreputir- liche, in eine gute und renomirliche Lebens- Art. Hieraus koͤnnen junge Leute abnehmen, was der Umgang mit vornehmen Frauen- zimmer vor Nutzen bringet, zugleich aber anmercken: Daß ſie in groſſen Staͤdten, alle Suͤnden und Schanden nicht ſo heimlich treiben koͤnnen, daß ſie nicht endlich an den Tag kommen ſolten. Denn wer in Rom, Paris, London, Amſterdam, Straßburg und andern groſſen Oertern wacker geſof- fen, nach aller Luſt geſpielet, ohngeſtoͤhrt gehuret, manierlich im Schwitz-Kaſten ge- ſeſſen, und brave Schulden gemacht hat, der darf ſich nur nicht einbilden, daß ſeine Auffuͤhrung verſchwiegen bleiben wird. Jmmaßen ſo bald ihre Coætanei, und ſon- derlich die Herren Landes-Leute, ſolches er- fahren: So kan es nicht anders ſeyn, es muß nach und nach im Vaterlande eclati- ren, und haben ſie von Gluͤck zu ſagen, wenn dergleichen Facta nicht den Ruin ih- rer G

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Zitationshilfe: Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tschirnhaus_anleitung_1727/119>, abgerufen am 23.11.2024.