dass wir mit dem, der geraden Richtung des Schalls nähern Ohr ihn schärfer als mit dem andern hören. Kernerv) führt zur Unter- stützung jener Meinung an, dass, als er auf einem stillen und einsamen Felde bey verbun- denen Augen einen Andern, welcher seinem rechten Ohr gegenüber stand, die Flöte blasen hörte, der Schall bey allmähliger Verstopfung des rechten Ohrs gleichsam in einem halben, um das Hinterhaupt beschriebenen Cirkel auf die entgegengesetzte linke Seite zu wandern, nie aber diesen Halbkreis um die Stirn herum zu beschreiben schien. Der Erfolg dieses Ver- suchs lässt sich aber ohne die Voraussetzung einer Fortpflanzung des Schalls durch die Kopf- knochen schon daraus hinreichend erklären, dass die Hörwerkzeuge mehr nach dem Hinter- haupte, als nach der Stirn hin liegen. Ferner sagt er w): es zeige sich eine beträchtliche Ver- schiedenheit zwischen der Fortpflanzung der Schallerschütterungen durch den Vorkopf nach hinten und der Fortpflanzung eben dieser Er- schütterungen durch das Hinterhaupt nach vorn schon dadurch, dass wir bey bedeckten Augen, aber offenen Ohren, immer unterscheiden kön- nen, ob unter den angegebenen Umständen der Flötenbläser sich vor oder hinter uns gestellt
habe.
v) Ebendas.
w) Ebendas. S. 361.
daſs wir mit dem, der geraden Richtung des Schalls nähern Ohr ihn schärfer als mit dem andern hören. Kernerv) führt zur Unter- stützung jener Meinung an, daſs, als er auf einem stillen und einsamen Felde bey verbun- denen Augen einen Andern, welcher seinem rechten Ohr gegenüber stand, die Flöte blasen hörte, der Schall bey allmähliger Verstopfung des rechten Ohrs gleichsam in einem halben, um das Hinterhaupt beschriebenen Cirkel auf die entgegengesetzte linke Seite zu wandern, nie aber diesen Halbkreis um die Stirn herum zu beschreiben schien. Der Erfolg dieses Ver- suchs läſst sich aber ohne die Voraussetzung einer Fortpflanzung des Schalls durch die Kopf- knochen schon daraus hinreichend erklären, daſs die Hörwerkzeuge mehr nach dem Hinter- haupte, als nach der Stirn hin liegen. Ferner sagt er w): es zeige sich eine beträchtliche Ver- schiedenheit zwischen der Fortpflanzung der Schallerschütterungen durch den Vorkopf nach hinten und der Fortpflanzung eben dieser Er- schütterungen durch das Hinterhaupt nach vorn schon dadurch, daſs wir bey bedeckten Augen, aber offenen Ohren, immer unterscheiden kön- nen, ob unter den angegebenen Umständen der Flötenbläser sich vor oder hinter uns gestellt
habe.
v) Ebendas.
w) Ebendas. S. 361.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0354"n="336"/>
daſs wir mit dem, der geraden Richtung des<lb/>
Schalls nähern Ohr ihn schärfer als mit dem<lb/>
andern hören. <hirendition="#k">Kerner</hi><noteplace="foot"n="v)">Ebendas.</note> führt zur Unter-<lb/>
stützung jener Meinung an, daſs, als er auf<lb/>
einem stillen und einsamen Felde bey verbun-<lb/>
denen Augen einen Andern, welcher seinem<lb/>
rechten Ohr gegenüber stand, die Flöte blasen<lb/>
hörte, der Schall bey allmähliger Verstopfung<lb/>
des rechten Ohrs gleichsam in einem halben,<lb/>
um das Hinterhaupt beschriebenen Cirkel auf<lb/>
die entgegengesetzte linke Seite zu wandern,<lb/>
nie aber diesen Halbkreis um die Stirn herum<lb/>
zu beschreiben schien. Der Erfolg dieses Ver-<lb/>
suchs läſst sich aber ohne die Voraussetzung<lb/>
einer Fortpflanzung des Schalls durch die Kopf-<lb/>
knochen schon daraus hinreichend erklären,<lb/>
daſs die Hörwerkzeuge mehr nach dem Hinter-<lb/>
haupte, als nach der Stirn hin liegen. Ferner<lb/>
sagt er <noteplace="foot"n="w)">Ebendas. S. 361.</note>: es zeige sich eine beträchtliche Ver-<lb/>
schiedenheit zwischen der Fortpflanzung der<lb/>
Schallerschütterungen durch den Vorkopf nach<lb/>
hinten und der Fortpflanzung eben dieser Er-<lb/>
schütterungen durch das Hinterhaupt nach vorn<lb/>
schon dadurch, daſs wir bey bedeckten Augen,<lb/>
aber offenen Ohren, immer unterscheiden kön-<lb/>
nen, ob unter den angegebenen Umständen der<lb/>
Flötenbläser sich vor oder hinter uns gestellt<lb/><fwplace="bottom"type="catch">habe.</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[336/0354]
daſs wir mit dem, der geraden Richtung des
Schalls nähern Ohr ihn schärfer als mit dem
andern hören. Kerner v) führt zur Unter-
stützung jener Meinung an, daſs, als er auf
einem stillen und einsamen Felde bey verbun-
denen Augen einen Andern, welcher seinem
rechten Ohr gegenüber stand, die Flöte blasen
hörte, der Schall bey allmähliger Verstopfung
des rechten Ohrs gleichsam in einem halben,
um das Hinterhaupt beschriebenen Cirkel auf
die entgegengesetzte linke Seite zu wandern,
nie aber diesen Halbkreis um die Stirn herum
zu beschreiben schien. Der Erfolg dieses Ver-
suchs läſst sich aber ohne die Voraussetzung
einer Fortpflanzung des Schalls durch die Kopf-
knochen schon daraus hinreichend erklären,
daſs die Hörwerkzeuge mehr nach dem Hinter-
haupte, als nach der Stirn hin liegen. Ferner
sagt er w): es zeige sich eine beträchtliche Ver-
schiedenheit zwischen der Fortpflanzung der
Schallerschütterungen durch den Vorkopf nach
hinten und der Fortpflanzung eben dieser Er-
schütterungen durch das Hinterhaupt nach vorn
schon dadurch, daſs wir bey bedeckten Augen,
aber offenen Ohren, immer unterscheiden kön-
nen, ob unter den angegebenen Umständen der
Flötenbläser sich vor oder hinter uns gestellt
habe.
v) Ebendas.
w) Ebendas. S. 361.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/354>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.