habe. Bey dieser Erfahrung aber vermischen wir, wie bey vielen ähnlichen, Urtheil und Empfindung. Der Schall wird anders empfun- den, wenn er von vorne kömmt, als wenn er von hinten zu uns gelangt, doch nur, weil er im erstern Fall anders als im letztern zum Gehörgang reflektirt, und durch diese verschie- dene Zurückwerfung auf verschiedene Art mo- difizirt wird. Das Weitere hierbey ist Urtheil, nicht Empfindung. Auf ähnliche Art täuschen wir uns, wenn wir beym leisen Streichen über den Rand eines auf dem Kopfe befindlichen runden Huts die Stelle der Berührung durch das Gehör zu unterscheiden glauben x). Das Gehör wird in diesem Falle gerührt, indem die Erschütterung des Huts durch die Schädelkno- chen auf die Hörnerven wirkt. Aber zugleich mit diesen Nerven erleiden auch die Haut- nerven des Schädels eine Erschütterung, und wir glauben die berührte Stelle durch das Gehör wahrzunehmen, da es in der That doch der Tastsinn ist, der uns davon unterrichtet.
Auch die Thiere zeigen, indem sie beym Auffassen eines von der einen Seite kommen- den Schalls das eine Ohr nach dieser Seite
hin-
x)Lentin's Beyträge zur ausübenden Arzneywissensch. B. 2. S. 118.
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habe. Bey dieser Erfahrung aber vermischen wir, wie bey vielen ähnlichen, Urtheil und Empfindung. Der Schall wird anders empfun- den, wenn er von vorne kömmt, als wenn er von hinten zu uns gelangt, doch nur, weil er im erstern Fall anders als im letztern zum Gehörgang reflektirt, und durch diese verschie- dene Zurückwerfung auf verschiedene Art mo- difizirt wird. Das Weitere hierbey ist Urtheil, nicht Empfindung. Auf ähnliche Art täuschen wir uns, wenn wir beym leisen Streichen über den Rand eines auf dem Kopfe befindlichen runden Huts die Stelle der Berührung durch das Gehör zu unterscheiden glauben x). Das Gehör wird in diesem Falle gerührt, indem die Erschütterung des Huts durch die Schädelkno- chen auf die Hörnerven wirkt. Aber zugleich mit diesen Nerven erleiden auch die Haut- nerven des Schädels eine Erschütterung, und wir glauben die berührte Stelle durch das Gehör wahrzunehmen, da es in der That doch der Tastsinn ist, der uns davon unterrichtet.
Auch die Thiere zeigen, indem sie beym Auffassen eines von der einen Seite kommen- den Schalls das eine Ohr nach dieser Seite
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x)Lentin’s Beyträge zur ausübenden Arzneywissensch. B. 2. S. 118.
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habe. Bey dieser Erfahrung aber vermischen
wir, wie bey vielen ähnlichen, Urtheil und
Empfindung. Der Schall wird anders empfun-
den, wenn er von vorne kömmt, als wenn er
von hinten zu uns gelangt, doch nur, weil er
im erstern Fall anders als im letztern zum
Gehörgang reflektirt, und durch diese verschie-
dene Zurückwerfung auf verschiedene Art mo-
difizirt wird. Das Weitere hierbey ist Urtheil,
nicht Empfindung. Auf ähnliche Art täuschen
wir uns, wenn wir beym leisen Streichen über
den Rand eines auf dem Kopfe befindlichen
runden Huts die Stelle der Berührung durch
das Gehör zu unterscheiden glauben x). Das
Gehör wird in diesem Falle gerührt, indem die
Erschütterung des Huts durch die Schädelkno-
chen auf die Hörnerven wirkt. Aber zugleich
mit diesen Nerven erleiden auch die Haut-
nerven des Schädels eine Erschütterung, und
wir glauben die berührte Stelle durch das
Gehör wahrzunehmen, da es in der That doch
der Tastsinn ist, der uns davon unterrichtet.
Auch die Thiere zeigen, indem sie beym
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/355>, abgerufen am 22.11.2024.
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