aber ein Apparat von Muskeln, welcher dem einwirkenden Körper entgegenwirkt. Nach dem Aufwande von Muskelkraft, der hierbey erfor- derlich ist, schätzen wir jene Eigenschaften der Körper. Nur dann aber ist eine nähere Schät- zung möglich, wenn die Gegenwirkung von unserer Seite durch willkührliche Bewegungs- organe geschieht. Auch ein innerer, krankhaft beschaffener Theil bringt durch seinen Druck auf die benachbarten Muskeln ein Gefühl von Schwere, doch nur ein dunkles und unbestimm- tes, hervor. Zur genauern Abwägung leichter Körper bedürfen wir der äussern Gliedmaassen, und bey leichtern Körpern der äussersten Glie- der der mittlern Finger. Die Feinheit des Sinns für Schwere steht also mit der Zahl der Glieder eines äussern Bewegungsorgans und der Länge desselben in einem gewissen Verhältniss. Der Elephant, der in seinem weit hervorste- henden, höchst beweglichen Rüssel, und die Spinne, die in ihren langen, vielfach geglieder- ten Beinen diese Erfordernisse in einem höhern Grade als die meisten der übrigen Thiere be- sitzen, haben daher gewiss ein sehr feines Ge- fühl für die Schwere und Leichtigkeit der Körper. Auch in den langen, aus zahlreichen Artikulationen bestehenden Fühlhörnern der In- sekten muss dieses Gefühl sehr zart seyn. Kein Insekt macht zwar von seinen Antennen einen,
auf
aber ein Apparat von Muskeln, welcher dem einwirkenden Körper entgegenwirkt. Nach dem Aufwande von Muskelkraft, der hierbey erfor- derlich ist, schätzen wir jene Eigenschaften der Körper. Nur dann aber ist eine nähere Schät- zung möglich, wenn die Gegenwirkung von unserer Seite durch willkührliche Bewegungs- organe geschieht. Auch ein innerer, krankhaft beschaffener Theil bringt durch seinen Druck auf die benachbarten Muskeln ein Gefühl von Schwere, doch nur ein dunkles und unbestimm- tes, hervor. Zur genauern Abwägung leichter Körper bedürfen wir der äuſsern Gliedmaaſsen, und bey leichtern Körpern der äuſsersten Glie- der der mittlern Finger. Die Feinheit des Sinns für Schwere steht also mit der Zahl der Glieder eines äuſsern Bewegungsorgans und der Länge desselben in einem gewissen Verhältniſs. Der Elephant, der in seinem weit hervorste- henden, höchst beweglichen Rüssel, und die Spinne, die in ihren langen, vielfach geglieder- ten Beinen diese Erfordernisse in einem höhern Grade als die meisten der übrigen Thiere be- sitzen, haben daher gewiſs ein sehr feines Ge- fühl für die Schwere und Leichtigkeit der Körper. Auch in den langen, aus zahlreichen Artikulationen bestehenden Fühlhörnern der In- sekten muſs dieses Gefühl sehr zart seyn. Kein Insekt macht zwar von seinen Antennen einen,
auf
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0236"n="218"/>
aber ein Apparat von Muskeln, welcher dem<lb/>
einwirkenden Körper entgegenwirkt. Nach dem<lb/>
Aufwande von Muskelkraft, der hierbey erfor-<lb/>
derlich ist, schätzen wir jene Eigenschaften der<lb/>
Körper. Nur dann aber ist eine nähere Schät-<lb/>
zung möglich, wenn die Gegenwirkung von<lb/>
unserer Seite durch willkührliche Bewegungs-<lb/>
organe geschieht. Auch ein innerer, krankhaft<lb/>
beschaffener Theil bringt durch seinen Druck<lb/>
auf die benachbarten Muskeln ein Gefühl von<lb/>
Schwere, doch nur ein dunkles und unbestimm-<lb/>
tes, hervor. Zur genauern Abwägung leichter<lb/>
Körper bedürfen wir der äuſsern Gliedmaaſsen,<lb/>
und bey leichtern Körpern der äuſsersten Glie-<lb/>
der der mittlern Finger. Die Feinheit des<lb/>
Sinns für Schwere steht also mit der Zahl der<lb/>
Glieder eines äuſsern Bewegungsorgans und der<lb/>
Länge desselben in einem gewissen Verhältniſs.<lb/>
Der Elephant, der in seinem weit hervorste-<lb/>
henden, höchst beweglichen Rüssel, und die<lb/>
Spinne, die in ihren langen, vielfach geglieder-<lb/>
ten Beinen diese Erfordernisse in einem höhern<lb/>
Grade als die meisten der übrigen Thiere be-<lb/>
sitzen, haben daher gewiſs ein sehr feines Ge-<lb/>
fühl für die Schwere und Leichtigkeit der<lb/>
Körper. Auch in den langen, aus zahlreichen<lb/>
Artikulationen bestehenden Fühlhörnern der In-<lb/>
sekten muſs dieses Gefühl sehr zart seyn. Kein<lb/>
Insekt macht zwar von seinen Antennen einen,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">auf</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[218/0236]
aber ein Apparat von Muskeln, welcher dem
einwirkenden Körper entgegenwirkt. Nach dem
Aufwande von Muskelkraft, der hierbey erfor-
derlich ist, schätzen wir jene Eigenschaften der
Körper. Nur dann aber ist eine nähere Schät-
zung möglich, wenn die Gegenwirkung von
unserer Seite durch willkührliche Bewegungs-
organe geschieht. Auch ein innerer, krankhaft
beschaffener Theil bringt durch seinen Druck
auf die benachbarten Muskeln ein Gefühl von
Schwere, doch nur ein dunkles und unbestimm-
tes, hervor. Zur genauern Abwägung leichter
Körper bedürfen wir der äuſsern Gliedmaaſsen,
und bey leichtern Körpern der äuſsersten Glie-
der der mittlern Finger. Die Feinheit des
Sinns für Schwere steht also mit der Zahl der
Glieder eines äuſsern Bewegungsorgans und der
Länge desselben in einem gewissen Verhältniſs.
Der Elephant, der in seinem weit hervorste-
henden, höchst beweglichen Rüssel, und die
Spinne, die in ihren langen, vielfach geglieder-
ten Beinen diese Erfordernisse in einem höhern
Grade als die meisten der übrigen Thiere be-
sitzen, haben daher gewiſs ein sehr feines Ge-
fühl für die Schwere und Leichtigkeit der
Körper. Auch in den langen, aus zahlreichen
Artikulationen bestehenden Fühlhörnern der In-
sekten muſs dieses Gefühl sehr zart seyn. Kein
Insekt macht zwar von seinen Antennen einen,
auf
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/236>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.