auf die Untersuchung der Schwere äusserer Gegenstände abzweckenden, willkührlichen Ge- brauch. Aber bey denen Arten, deren Fühl- hörner mit vielen und langen Haaren besetzt sind, z. B. den Mücken und manchen Phalänen, müssen diese als hygrometrische Körper nach dem Feuchtigkeitsgrade der Luft ihr Gewicht ändern und so auf die Empfindlichkeit des Thiers einen verschiedenen Eindruck machen, von welchem vielleicht das verschiedene Beneh- men derselben bey Aenderungen der Witterung zum Theil abhängt.
Vermittelst dieses Sinns für die Beweglich- keit und Schwere der Gegenstände unterscheidet auch das Thier in so weit tropfbar flüssige Substanzen von festen Körpern, als die Flüssig- keit in der leichtesten Verschiebbarkeit der klein- sten Theile besteht. Das Gefühl für Nässe und Trockenheit aber beruht hierauf nicht allein, sondern auch theils auf einer chemischen Reitzung der Hautnerven von dem die Ober- haut durchdringenden Wasser, theils auf der verschiedenen Temperatur, die eine flüssige, feuchte, oder trockene Substanz diesen Nerven mittheilt. In der Wasserscheu ist dasselbe krank- haft erhöht und oft auf einen solchen Grad, dass schon die geringste Berührung der Haut von Wasser Convulsionen verursacht. Die
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VI. Bd. P
auf die Untersuchung der Schwere äuſserer Gegenstände abzweckenden, willkührlichen Ge- brauch. Aber bey denen Arten, deren Fühl- hörner mit vielen und langen Haaren besetzt sind, z. B. den Mücken und manchen Phalänen, müssen diese als hygrometrische Körper nach dem Feuchtigkeitsgrade der Luft ihr Gewicht ändern und so auf die Empfindlichkeit des Thiers einen verschiedenen Eindruck machen, von welchem vielleicht das verschiedene Beneh- men derselben bey Aenderungen der Witterung zum Theil abhängt.
Vermittelst dieses Sinns für die Beweglich- keit und Schwere der Gegenstände unterscheidet auch das Thier in so weit tropfbar flüssige Substanzen von festen Körpern, als die Flüssig- keit in der leichtesten Verschiebbarkeit der klein- sten Theile besteht. Das Gefühl für Nässe und Trockenheit aber beruht hierauf nicht allein, sondern auch theils auf einer chemischen Reitzung der Hautnerven von dem die Ober- haut durchdringenden Wasser, theils auf der verschiedenen Temperatur, die eine flüssige, feuchte, oder trockene Substanz diesen Nerven mittheilt. In der Wasserscheu ist dasselbe krank- haft erhöht und oft auf einen solchen Grad, daſs schon die geringste Berührung der Haut von Wasser Convulsionen verursacht. Die
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auf die Untersuchung der Schwere äuſserer
Gegenstände abzweckenden, willkührlichen Ge-
brauch. Aber bey denen Arten, deren Fühl-
hörner mit vielen und langen Haaren besetzt
sind, z. B. den Mücken und manchen Phalänen,
müssen diese als hygrometrische Körper nach
dem Feuchtigkeitsgrade der Luft ihr Gewicht
ändern und so auf die Empfindlichkeit des
Thiers einen verschiedenen Eindruck machen,
von welchem vielleicht das verschiedene Beneh-
men derselben bey Aenderungen der Witterung
zum Theil abhängt.
Vermittelst dieses Sinns für die Beweglich-
keit und Schwere der Gegenstände unterscheidet
auch das Thier in so weit tropfbar flüssige
Substanzen von festen Körpern, als die Flüssig-
keit in der leichtesten Verschiebbarkeit der klein-
sten Theile besteht. Das Gefühl für Nässe
und Trockenheit aber beruht hierauf nicht
allein, sondern auch theils auf einer chemischen
Reitzung der Hautnerven von dem die Ober-
haut durchdringenden Wasser, theils auf der
verschiedenen Temperatur, die eine flüssige,
feuchte, oder trockene Substanz diesen Nerven
mittheilt. In der Wasserscheu ist dasselbe krank-
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/237>, abgerufen am 24.11.2024.
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