schiedenem Verhältniss ihrer Grösse gegen die übrigen Hirntheile, und ohne dass sich ein Gesetz angeben lässt, nach welchem diese Abän- derungen erfolgen. Sie erleiden in Krankheiten häufige und grosse Umwandlungen ihrer Form und Textur. Man hat selbst in einigen Fällen die Zirbel ganz vermisst n). Allein diese Ab- weichungen vom gesunden Bau sind nicht auf gewisse Krankheiten beschränkt. Beyde Organe waren im Wahnsinn, im Blödsinn und bey der Fallsucht oft krankhaft verändert; doch oft liess sich in eben diesen Krankheiten keine Unregel- mässigkeit an ihnen entdecken, wohl aber in andern, bey denen keine Störung der Hirn- funktionen statt gefunden hatte. Was sich in Betreff ihrer Verrichtungen mit einiger Wahr- scheinlichkeit angeben lässt, beschränkt sich nur darauf, dass sie das zu einer gewissen Art von Thätigkeit des Gehirns erforderliche Blut vorbereiten und in Bereitschaft halten, und dass hiermit bey dem Menschen die Absonderung einer steinigen Materie in Verbindung steht, die zwar vorzüglich an der Zirbel statt findet und auf derselben den Hirnsand bildet, welche aber auch am Hirnanhang bemerkt ist o), und von deren
Stö-
n)Georget de la folie. (Paris. 1820.) p. 490.
o)Bichat Anat. descript. T. III. p. 75.
L 4
schiedenem Verhältniſs ihrer Gröſse gegen die übrigen Hirntheile, und ohne daſs sich ein Gesetz angeben läſst, nach welchem diese Abän- derungen erfolgen. Sie erleiden in Krankheiten häufige und groſse Umwandlungen ihrer Form und Textur. Man hat selbst in einigen Fällen die Zirbel ganz vermiſst n). Allein diese Ab- weichungen vom gesunden Bau sind nicht auf gewisse Krankheiten beschränkt. Beyde Organe waren im Wahnsinn, im Blödsinn und bey der Fallsucht oft krankhaft verändert; doch oft lieſs sich in eben diesen Krankheiten keine Unregel- mäſsigkeit an ihnen entdecken, wohl aber in andern, bey denen keine Störung der Hirn- funktionen statt gefunden hatte. Was sich in Betreff ihrer Verrichtungen mit einiger Wahr- scheinlichkeit angeben läſst, beschränkt sich nur darauf, daſs sie das zu einer gewissen Art von Thätigkeit des Gehirns erforderliche Blut vorbereiten und in Bereitschaft halten, und daſs hiermit bey dem Menschen die Absonderung einer steinigen Materie in Verbindung steht, die zwar vorzüglich an der Zirbel statt findet und auf derselben den Hirnsand bildet, welche aber auch am Hirnanhang bemerkt ist o), und von deren
Stö-
n)Georget de la folie. (Paris. 1820.) p. 490.
o)Bichat Anat. descript. T. III. p. 75.
L 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0179"n="163"/>
schiedenem Verhältniſs ihrer Gröſse gegen die<lb/>
übrigen Hirntheile, und ohne daſs sich ein<lb/>
Gesetz angeben läſst, nach welchem diese Abän-<lb/>
derungen erfolgen. Sie erleiden in Krankheiten<lb/>
häufige und groſse Umwandlungen ihrer Form<lb/>
und Textur. Man hat selbst in einigen Fällen<lb/>
die Zirbel ganz vermiſst <noteplace="foot"n="n)"><hirendition="#k">Georget</hi> de la folie. (Paris. 1820.) p. 490.</note>. Allein diese Ab-<lb/>
weichungen vom gesunden Bau sind nicht auf<lb/>
gewisse Krankheiten beschränkt. Beyde Organe<lb/>
waren im Wahnsinn, im Blödsinn und bey der<lb/>
Fallsucht oft krankhaft verändert; doch oft lieſs<lb/>
sich in eben diesen Krankheiten keine Unregel-<lb/>
mäſsigkeit an ihnen entdecken, wohl aber in<lb/>
andern, bey denen keine Störung der Hirn-<lb/>
funktionen statt gefunden hatte. Was sich in<lb/>
Betreff ihrer Verrichtungen mit einiger Wahr-<lb/>
scheinlichkeit angeben läſst, beschränkt sich nur<lb/>
darauf, daſs sie das zu einer gewissen Art<lb/>
von Thätigkeit des Gehirns erforderliche Blut<lb/>
vorbereiten und in Bereitschaft halten, und daſs<lb/>
hiermit bey dem Menschen die Absonderung einer<lb/>
steinigen Materie in Verbindung steht, die zwar<lb/>
vorzüglich an der Zirbel statt findet und auf<lb/>
derselben den Hirnsand bildet, welche aber auch<lb/>
am Hirnanhang bemerkt ist <noteplace="foot"n="o)"><hirendition="#k">Bichat</hi> Anat. descript. T. III. p. 75.</note>, und von deren<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Stö-</fw><lb/><fwplace="bottom"type="sig">L 4</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[163/0179]
schiedenem Verhältniſs ihrer Gröſse gegen die
übrigen Hirntheile, und ohne daſs sich ein
Gesetz angeben läſst, nach welchem diese Abän-
derungen erfolgen. Sie erleiden in Krankheiten
häufige und groſse Umwandlungen ihrer Form
und Textur. Man hat selbst in einigen Fällen
die Zirbel ganz vermiſst n). Allein diese Ab-
weichungen vom gesunden Bau sind nicht auf
gewisse Krankheiten beschränkt. Beyde Organe
waren im Wahnsinn, im Blödsinn und bey der
Fallsucht oft krankhaft verändert; doch oft lieſs
sich in eben diesen Krankheiten keine Unregel-
mäſsigkeit an ihnen entdecken, wohl aber in
andern, bey denen keine Störung der Hirn-
funktionen statt gefunden hatte. Was sich in
Betreff ihrer Verrichtungen mit einiger Wahr-
scheinlichkeit angeben läſst, beschränkt sich nur
darauf, daſs sie das zu einer gewissen Art
von Thätigkeit des Gehirns erforderliche Blut
vorbereiten und in Bereitschaft halten, und daſs
hiermit bey dem Menschen die Absonderung einer
steinigen Materie in Verbindung steht, die zwar
vorzüglich an der Zirbel statt findet und auf
derselben den Hirnsand bildet, welche aber auch
am Hirnanhang bemerkt ist o), und von deren
Stö-
n) Georget de la folie. (Paris. 1820.) p. 490.
o) Bichat Anat. descript. T. III. p. 75.
L 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/179>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.