den, erstarren schnell zu Eis. Solche hingegen, die allmählig einer immer kältern Temperatur ausgesetzt werden, bleiben zwar bey einer Kälte von -- 6° bis -- 8° noch weich, und behalten eine höhere Temperatur als die äussere Luft, aber nur, weil in ihnen ein Process statt findet, wodurch Zucker erzeugt wird h).
Hätten die Gewächse ein Vermögen, eine mittlere Temperatur hervorzubringen, so würde dasselbe in der Mitte des Winters am thätigsten seyn müssen, um sie vor der strengen Kälte zu schützen. Gerade zu dieser Zeit ist aber die Ve- getation ganz unthätig. Hingegen steht die Pflan- ze vermittelst ihrer Wurzeln in der genauesten Verbindung mit der Erde, die schon in einer ge- ringen Tiefe unter der Oberfläche eine Tempe- ratur besitzt, worauf die Abwechselungen der atmosphärischen Wärme wenig Einfluss haben. und diese Temperatur des Erdbodens theilt sich der Pflanze weit leichter als die Wärme der Luft mit, indem die Wärme viel leichter aus einem dichten Medium in ein dünneres, als aus einem dünnern in ein dichtes übergeht. Hieraus lassen sich Salome's Beobachtungen über die langsame und geringe Veränderung der vegetabilischen Wär- me bey schnellen und bedeutenden Abwechselun-
gen
h)Einhof in Gehlen's neuem allgem. Journ. der Che- mie. B. IV. S. 478.
den, erstarren schnell zu Eis. Solche hingegen, die allmählig einer immer kältern Temperatur ausgesetzt werden, bleiben zwar bey einer Kälte von — 6° bis — 8° noch weich, und behalten eine höhere Temperatur als die äuſsere Luft, aber nur, weil in ihnen ein Proceſs statt findet, wodurch Zucker erzeugt wird h).
Hätten die Gewächse ein Vermögen, eine mittlere Temperatur hervorzubringen, so würde dasselbe in der Mitte des Winters am thätigsten seyn müssen, um sie vor der strengen Kälte zu schützen. Gerade zu dieser Zeit ist aber die Ve- getation ganz unthätig. Hingegen steht die Pflan- ze vermittelst ihrer Wurzeln in der genauesten Verbindung mit der Erde, die schon in einer ge- ringen Tiefe unter der Oberfläche eine Tempe- ratur besitzt, worauf die Abwechselungen der atmosphärischen Wärme wenig Einfluſs haben. und diese Temperatur des Erdbodens theilt sich der Pflanze weit leichter als die Wärme der Luft mit, indem die Wärme viel leichter aus einem dichten Medium in ein dünneres, als aus einem dünnern in ein dichtes übergeht. Hieraus lassen sich Salomé’s Beobachtungen über die langsame und geringe Veränderung der vegetabilischen Wär- me bey schnellen und bedeutenden Abwechselun-
gen
h)Einhof in Gehlen’s neuem allgem. Journ. der Che- mie. B. IV. S. 478.
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den, erstarren schnell zu Eis. Solche hingegen,
die allmählig einer immer kältern Temperatur
ausgesetzt werden, bleiben zwar bey einer Kälte
von — 6° bis — 8° noch weich, und behalten
eine höhere Temperatur als die äuſsere Luft,
aber nur, weil in ihnen ein Proceſs statt findet,
wodurch Zucker erzeugt wird h).
Hätten die Gewächse ein Vermögen, eine
mittlere Temperatur hervorzubringen, so würde
dasselbe in der Mitte des Winters am thätigsten
seyn müssen, um sie vor der strengen Kälte zu
schützen. Gerade zu dieser Zeit ist aber die Ve-
getation ganz unthätig. Hingegen steht die Pflan-
ze vermittelst ihrer Wurzeln in der genauesten
Verbindung mit der Erde, die schon in einer ge-
ringen Tiefe unter der Oberfläche eine Tempe-
ratur besitzt, worauf die Abwechselungen der
atmosphärischen Wärme wenig Einfluſs haben.
und diese Temperatur des Erdbodens theilt sich
der Pflanze weit leichter als die Wärme der Luft
mit, indem die Wärme viel leichter aus einem
dichten Medium in ein dünneres, als aus einem
dünnern in ein dichtes übergeht. Hieraus lassen
sich Salomé’s Beobachtungen über die langsame
und geringe Veränderung der vegetabilischen Wär-
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/24>, abgerufen am 23.11.2024.
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