genden Saft zurückzuhalten, und hing ein cor- respondirendes Thermometer neben dem vorigen in der freyen Luft auf. Zeigte nun das letztere Thermometer -- 5° Reaum., so stand das erstere auf + 2°. Die innere Temperatur des Baums war selbst dann, wenn die Temperatur der Atmos- phäre auf -- 10° herabsank, noch + 1°. Auch Rüben und Kartoffeln zeigten inwendig noch eine Wärme von + 1° bis + 1,5° bey einer Tempe- ratur der Luft von -- 6° bis -- 7°, und erfroren erst, wenn diese -- 10° bis -- 12° betrug. Obst- früchte hingegen erstarrten schon bey -- 2°.
So scheinbar diese Beweise aber auch sind, so lässt sich doch nichts weiter aus ihnen schlie- ssen, als dass die Pflanzen ein geringes Leitungs- vermögen für Wärme besitzen, und dass ihnen durch die Wurzeln aus der Erde eine gewisse mittlere Temperatur mitgetheilt wird.
In Betreff der Hermbstädtschen Versuche ist vorläufig zu bemerken, dass bey denselben in der Angabe des Unterschieds zwischen der vegetabilischen und atmosphärischen Temperatur nicht gehörig Rücksicht auf die Dauer der letz- tern genommen ist. Wenn Hermbstädt behaup- tet, Rüben und Kartoffeln gefrören erst bey -- 10° R., so sind von ihm mehrere wichtige Um- stände übersehen worden. Kartoffeln, die plötz- lich in eine Kälte von -- 10° R, gebracht wer-
den,
genden Saft zurückzuhalten, und hing ein cor- respondirendes Thermometer neben dem vorigen in der freyen Luft auf. Zeigte nun das letztere Thermometer — 5° Reaum., so stand das erstere auf + 2°. Die innere Temperatur des Baums war selbst dann, wenn die Temperatur der Atmos- phäre auf — 10° herabsank, noch + 1°. Auch Rüben und Kartoffeln zeigten inwendig noch eine Wärme von + 1° bis + 1,5° bey einer Tempe- ratur der Luft von — 6° bis — 7°, und erfroren erst, wenn diese — 10° bis — 12° betrug. Obst- früchte hingegen erstarrten schon bey — 2°.
So scheinbar diese Beweise aber auch sind, so läſst sich doch nichts weiter aus ihnen schlie- ſsen, als daſs die Pflanzen ein geringes Leitungs- vermögen für Wärme besitzen, und daſs ihnen durch die Wurzeln aus der Erde eine gewisse mittlere Temperatur mitgetheilt wird.
In Betreff der Hermbstädtschen Versuche ist vorläufig zu bemerken, daſs bey denselben in der Angabe des Unterschieds zwischen der vegetabilischen und atmosphärischen Temperatur nicht gehörig Rücksicht auf die Dauer der letz- tern genommen ist. Wenn Hermbstädt behaup- tet, Rüben und Kartoffeln gefrören erst bey — 10° R., so sind von ihm mehrere wichtige Um- stände übersehen worden. Kartoffeln, die plötz- lich in eine Kälte von — 10° R, gebracht wer-
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[11/0023]
genden Saft zurückzuhalten, und hing ein cor-
respondirendes Thermometer neben dem vorigen
in der freyen Luft auf. Zeigte nun das letztere
Thermometer — 5° Reaum., so stand das erstere
auf + 2°. Die innere Temperatur des Baums
war selbst dann, wenn die Temperatur der Atmos-
phäre auf — 10° herabsank, noch + 1°. Auch
Rüben und Kartoffeln zeigten inwendig noch eine
Wärme von + 1° bis + 1,5° bey einer Tempe-
ratur der Luft von — 6° bis — 7°, und erfroren
erst, wenn diese — 10° bis — 12° betrug. Obst-
früchte hingegen erstarrten schon bey — 2°.
So scheinbar diese Beweise aber auch sind,
so läſst sich doch nichts weiter aus ihnen schlie-
ſsen, als daſs die Pflanzen ein geringes Leitungs-
vermögen für Wärme besitzen, und daſs ihnen
durch die Wurzeln aus der Erde eine gewisse
mittlere Temperatur mitgetheilt wird.
In Betreff der Hermbstädtschen Versuche
ist vorläufig zu bemerken, daſs bey denselben
in der Angabe des Unterschieds zwischen der
vegetabilischen und atmosphärischen Temperatur
nicht gehörig Rücksicht auf die Dauer der letz-
tern genommen ist. Wenn Hermbstädt behaup-
tet, Rüben und Kartoffeln gefrören erst bey
— 10° R., so sind von ihm mehrere wichtige Um-
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/23>, abgerufen am 23.11.2024.
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