Von den beyden neuern Fällen ist der eine im Märzheft des 46sten Bandes des Journal de Medecine, redige parSedillot, erzählt. Am 12ten December 1812 fand man im Dorfe Morigny bey Etampes in der Nähe eines Kamins, worin Feuer angemacht gewesen, aber wieder ausgegan- gen war, die noch rauchenden und widrig rie- chenden Ueberbleibsel des Körpers einer Wittwe Paris. Die Schenkel und fast der ganze Rumpf waren eingeäschert; die Beine mit den daran be- findlichen wollenen Strümpfen, Socken und Holz- schuhen waren noch übrig; der Kopf war nicht verzehrt, doch sehr entstellt, und lag auf dem Rand eines grösstentheils verbrannten Eimers; auf dem Kopf fand sich ein Stück einer Frauenhaube. Neben der Leiche traf man einen Stuhl und einen Blasebalg an, die meist verbrannt waren. Die Umgekommene hatte gekränkelt und der Angabe nach an der Epilepsie gelitten, war aber nie dem Trunk ergeben gewesen. Zwey Tage vor ihrem Tode war sie von Etampes krank nach Hause ge- bracht geworden, und sieben Stunden vor demsel- ben hatte man sie noch gesehen.
In dem andern, von Scherf in Kopp's Jahr- buch der Staatsarzneykunde (Jahrg. 5. S. 135.) mitgetheilten Beyspiel war der Verbrannte ein acht und vierzig jähriger, starker Branntewein- trinker, den man auch den Abend vor seinem Tode
betrun-
Von den beyden neuern Fällen ist der eine im Märzheft des 46sten Bandes des Journal de Médécine, rédigé parSedillot, erzählt. Am 12ten December 1812 fand man im Dorfe Morigny bey Etampes in der Nähe eines Kamins, worin Feuer angemacht gewesen, aber wieder ausgegan- gen war, die noch rauchenden und widrig rie- chenden Ueberbleibsel des Körpers einer Wittwe Paris. Die Schenkel und fast der ganze Rumpf waren eingeäschert; die Beine mit den daran be- findlichen wollenen Strümpfen, Socken und Holz- schuhen waren noch übrig; der Kopf war nicht verzehrt, doch sehr entstellt, und lag auf dem Rand eines gröſstentheils verbrannten Eimers; auf dem Kopf fand sich ein Stück einer Frauenhaube. Neben der Leiche traf man einen Stuhl und einen Blasebalg an, die meist verbrannt waren. Die Umgekommene hatte gekränkelt und der Angabe nach an der Epilepsie gelitten, war aber nie dem Trunk ergeben gewesen. Zwey Tage vor ihrem Tode war sie von Etampes krank nach Hause ge- bracht geworden, und sieben Stunden vor demsel- ben hatte man sie noch gesehen.
In dem andern, von Scherf in Kopp’s Jahr- buch der Staatsarzneykunde (Jahrg. 5. S. 135.) mitgetheilten Beyspiel war der Verbrannte ein acht und vierzig jähriger, starker Branntewein- trinker, den man auch den Abend vor seinem Tode
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Von den beyden neuern Fällen ist der eine
im Märzheft des 46sten Bandes des Journal de
Médécine, rédigé par Sedillot, erzählt. Am
12ten December 1812 fand man im Dorfe Morigny
bey Etampes in der Nähe eines Kamins, worin
Feuer angemacht gewesen, aber wieder ausgegan-
gen war, die noch rauchenden und widrig rie-
chenden Ueberbleibsel des Körpers einer Wittwe
Paris. Die Schenkel und fast der ganze Rumpf
waren eingeäschert; die Beine mit den daran be-
findlichen wollenen Strümpfen, Socken und Holz-
schuhen waren noch übrig; der Kopf war nicht
verzehrt, doch sehr entstellt, und lag auf dem
Rand eines gröſstentheils verbrannten Eimers; auf
dem Kopf fand sich ein Stück einer Frauenhaube.
Neben der Leiche traf man einen Stuhl und einen
Blasebalg an, die meist verbrannt waren. Die
Umgekommene hatte gekränkelt und der Angabe
nach an der Epilepsie gelitten, war aber nie dem
Trunk ergeben gewesen. Zwey Tage vor ihrem
Tode war sie von Etampes krank nach Hause ge-
bracht geworden, und sieben Stunden vor demsel-
ben hatte man sie noch gesehen.
In dem andern, von Scherf in Kopp’s Jahr-
buch der Staatsarzneykunde (Jahrg. 5. S.
135.) mitgetheilten Beyspiel war der Verbrannte
ein acht und vierzig jähriger, starker Branntewein-
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/146>, abgerufen am 23.11.2024.
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