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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818.

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am lebhaftesten und häufigsten. In ihren spätern
Jahren hatte das Licht dann die grösste Stärke,
wenn sie sich in tiefem Nachdenken befanden.
Zu dieser Zeit war auch das Oscilliren der Augen,
das sie mit andern Albinos gemein hatten, am leb-
haftesten z).

Sachs bemerkt nicht, ob er vermittelst jenes
Lichts im Finstern Gegenstände habe unterscheiden
können. Bey einigen Menschen muss aber ein
phosphorisches Licht der Augen hierzu stark ge-
nug gewesen seyn. Unter andern besassen der
Kaiser Tiberius a), Cardan und C. F. Michae-
lis
, ein Leipziger Arzt, bekannt durch seine viele
deutsche Uebersetzungen ausländischer medicini-
scher Schriften b), das Vermögen, im Finstern zu
sehen. Bey Tiberius und Cardan fand dasselbe
gleich nach dem Erwachen, doch bey dem erstern
dann nur auf kurze Zeit, statt. Michaelis hatte
es eine Reihe Jahre vor seinem Tode sehr oft,
doch in Zwischenräumen, Abends sowohl als
Nachts, und bey ihm war es so stark, dass er
dabey die kleinste Schrift hätte lesen können und
die nächsten Gegenstände ihm rings umher er-
leuchtet erschienen.

Die
z) Sachs a. a. O.
a) Suetonius in vita Tiberii. c. 68.
b) Schlichtegroll's Nekrolog für das 19te Jahrhun-
dert. B. 3. S. 337.

am lebhaftesten und häufigsten. In ihren spätern
Jahren hatte das Licht dann die gröſste Stärke,
wenn sie sich in tiefem Nachdenken befanden.
Zu dieser Zeit war auch das Oscilliren der Augen,
das sie mit andern Albinos gemein hatten, am leb-
haftesten z).

Sachs bemerkt nicht, ob er vermittelst jenes
Lichts im Finstern Gegenstände habe unterscheiden
können. Bey einigen Menschen muſs aber ein
phosphorisches Licht der Augen hierzu stark ge-
nug gewesen seyn. Unter andern besaſsen der
Kaiser Tiberius a), Cardan und C. F. Michae-
lis
, ein Leipziger Arzt, bekannt durch seine viele
deutsche Uebersetzungen ausländischer medicini-
scher Schriften b), das Vermögen, im Finstern zu
sehen. Bey Tiberius und Cardan fand dasselbe
gleich nach dem Erwachen, doch bey dem erstern
dann nur auf kurze Zeit, statt. Michaelis hatte
es eine Reihe Jahre vor seinem Tode sehr oft,
doch in Zwischenräumen, Abends sowohl als
Nachts, und bey ihm war es so stark, daſs er
dabey die kleinste Schrift hätte lesen können und
die nächsten Gegenstände ihm rings umher er-
leuchtet erschienen.

Die
z) Sachs a. a. O.
a) Suetonius in vita Tiberii. c. 68.
b) Schlichtegroll’s Nekrolog für das 19te Jahrhun-
dert. B. 3. S. 337.
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[120/0132] am lebhaftesten und häufigsten. In ihren spätern Jahren hatte das Licht dann die gröſste Stärke, wenn sie sich in tiefem Nachdenken befanden. Zu dieser Zeit war auch das Oscilliren der Augen, das sie mit andern Albinos gemein hatten, am leb- haftesten z). Sachs bemerkt nicht, ob er vermittelst jenes Lichts im Finstern Gegenstände habe unterscheiden können. Bey einigen Menschen muſs aber ein phosphorisches Licht der Augen hierzu stark ge- nug gewesen seyn. Unter andern besaſsen der Kaiser Tiberius a), Cardan und C. F. Michae- lis, ein Leipziger Arzt, bekannt durch seine viele deutsche Uebersetzungen ausländischer medicini- scher Schriften b), das Vermögen, im Finstern zu sehen. Bey Tiberius und Cardan fand dasselbe gleich nach dem Erwachen, doch bey dem erstern dann nur auf kurze Zeit, statt. Michaelis hatte es eine Reihe Jahre vor seinem Tode sehr oft, doch in Zwischenräumen, Abends sowohl als Nachts, und bey ihm war es so stark, daſs er dabey die kleinste Schrift hätte lesen können und die nächsten Gegenstände ihm rings umher er- leuchtet erschienen. Die z) Sachs a. a. O. a) Suetonius in vita Tiberii. c. 68. b) Schlichtegroll’s Nekrolog für das 19te Jahrhun- dert. B. 3. S. 337.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/132>, abgerufen am 04.05.2024.