mark, und zwar in der Mitte desselben. Hier dauerte die Bewegung des Bluts nach der Opera- tion länger als eine Viertelstunde in den Schwimm- häuten, ohne selbst merklich langsamer zu wer- den. Ich stiess hierauf einen Messingdrath in den obern Theil des Rückenmarks von hinten nach vorne bis zum Gehirn, und zerstörte das Mark durch öfteres Umdrehen und Hin- und Herziehen des Draths völlig. Jetzt war der Kreislauf in den Hinterfüssen zwar langsamer geworden, doch noch keinesweges aufgehoben; ich beobachtete ihn noch länger als sieben Minuten. Er hörte erst auf, nachdem ich das ganze Rückgrat weggeschnit- ten hatte, womit aber auch das Athemholen auf- gehoben war. -- Bey allen diesen Versuchen pul- sirte das Herz nach dem Aufhören des Athem- holens fort. -- Bey dem zweyten Thier floss aus den zerschnittenen Schenkelmuskeln noch Blut, nachdem die ischiadischen Nerven zerschnitten wa- ren, und der Kreislauf in den Schwimmhäuten aufgehört hatte.
4. An einem jungen, aber nicht sehr lebhaften Frosch beobachtete ich erst ohngefähr 10 Minuten lang die Bewegung des Bluts sowohl in den Zehen der Vorderfüsse, als in den Schwimmhäuten der Hinterfüsse, um die Geschwindigkeit desselben ge- nau zu kennen. Dann entblösste ich die ischiadi- schen Nerven von der Rückenseite, indem ich
die
mark, und zwar in der Mitte desselben. Hier dauerte die Bewegung des Bluts nach der Opera- tion länger als eine Viertelstunde in den Schwimm- häuten, ohne selbst merklich langsamer zu wer- den. Ich stieſs hierauf einen Messingdrath in den obern Theil des Rückenmarks von hinten nach vorne bis zum Gehirn, und zerstörte das Mark durch öfteres Umdrehen und Hin- und Herziehen des Draths völlig. Jetzt war der Kreislauf in den Hinterfüſsen zwar langsamer geworden, doch noch keinesweges aufgehoben; ich beobachtete ihn noch länger als sieben Minuten. Er hörte erst auf, nachdem ich das ganze Rückgrat weggeschnit- ten hatte, womit aber auch das Athemholen auf- gehoben war. — Bey allen diesen Versuchen pul- sirte das Herz nach dem Aufhören des Athem- holens fort. — Bey dem zweyten Thier floſs aus den zerschnittenen Schenkelmuskeln noch Blut, nachdem die ischiadischen Nerven zerschnitten wa- ren, und der Kreislauf in den Schwimmhäuten aufgehört hatte.
4. An einem jungen, aber nicht sehr lebhaften Frosch beobachtete ich erst ohngefähr 10 Minuten lang die Bewegung des Bluts sowohl in den Zehen der Vorderfüſse, als in den Schwimmhäuten der Hinterfüſse, um die Geschwindigkeit desselben ge- nau zu kennen. Dann entblöſste ich die ischiadi- schen Nerven von der Rückenseite, indem ich
die
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0664"n="648"/>
mark, und zwar in der Mitte desselben. Hier<lb/>
dauerte die Bewegung des Bluts nach der Opera-<lb/>
tion länger als eine Viertelstunde in den Schwimm-<lb/>
häuten, ohne selbst merklich langsamer zu wer-<lb/>
den. Ich stieſs hierauf einen Messingdrath in den<lb/>
obern Theil des Rückenmarks von hinten nach<lb/>
vorne bis zum Gehirn, und zerstörte das Mark<lb/>
durch öfteres Umdrehen und Hin- und Herziehen<lb/>
des Draths völlig. Jetzt war der Kreislauf in den<lb/>
Hinterfüſsen zwar langsamer geworden, doch noch<lb/>
keinesweges aufgehoben; ich beobachtete ihn noch<lb/>
länger als sieben Minuten. Er hörte erst auf,<lb/>
nachdem ich das ganze Rückgrat weggeschnit-<lb/>
ten hatte, womit aber auch das Athemholen auf-<lb/>
gehoben war. — Bey allen diesen Versuchen pul-<lb/>
sirte das Herz nach dem Aufhören des Athem-<lb/>
holens fort. — Bey dem zweyten Thier floſs<lb/>
aus den zerschnittenen Schenkelmuskeln noch Blut,<lb/>
nachdem die ischiadischen Nerven zerschnitten wa-<lb/>
ren, und der Kreislauf in den Schwimmhäuten<lb/>
aufgehört hatte.</p><lb/><p>4. An einem jungen, aber nicht sehr lebhaften<lb/>
Frosch beobachtete ich erst ohngefähr 10 Minuten<lb/>
lang die Bewegung des Bluts sowohl in den Zehen<lb/>
der Vorderfüſse, als in den Schwimmhäuten der<lb/>
Hinterfüſse, um die Geschwindigkeit desselben ge-<lb/>
nau zu kennen. Dann entblöſste ich die ischiadi-<lb/>
schen Nerven von der Rückenseite, indem ich<lb/><fwplace="bottom"type="catch">die</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[648/0664]
mark, und zwar in der Mitte desselben. Hier
dauerte die Bewegung des Bluts nach der Opera-
tion länger als eine Viertelstunde in den Schwimm-
häuten, ohne selbst merklich langsamer zu wer-
den. Ich stieſs hierauf einen Messingdrath in den
obern Theil des Rückenmarks von hinten nach
vorne bis zum Gehirn, und zerstörte das Mark
durch öfteres Umdrehen und Hin- und Herziehen
des Draths völlig. Jetzt war der Kreislauf in den
Hinterfüſsen zwar langsamer geworden, doch noch
keinesweges aufgehoben; ich beobachtete ihn noch
länger als sieben Minuten. Er hörte erst auf,
nachdem ich das ganze Rückgrat weggeschnit-
ten hatte, womit aber auch das Athemholen auf-
gehoben war. — Bey allen diesen Versuchen pul-
sirte das Herz nach dem Aufhören des Athem-
holens fort. — Bey dem zweyten Thier floſs
aus den zerschnittenen Schenkelmuskeln noch Blut,
nachdem die ischiadischen Nerven zerschnitten wa-
ren, und der Kreislauf in den Schwimmhäuten
aufgehört hatte.
4. An einem jungen, aber nicht sehr lebhaften
Frosch beobachtete ich erst ohngefähr 10 Minuten
lang die Bewegung des Bluts sowohl in den Zehen
der Vorderfüſse, als in den Schwimmhäuten der
Hinterfüſse, um die Geschwindigkeit desselben ge-
nau zu kennen. Dann entblöſste ich die ischiadi-
schen Nerven von der Rückenseite, indem ich
die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 648. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/664>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.