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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

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die Verletzung der grössern Blutgefässe des Hin-
terleibs sorgfältig vermied. Der Blutverlust bey
der Operation war auch sehr gering. Jetzt beoh-
achtete ich von neuem 10 Minuten lang den
Blutlauf in den Schwimmhäuten der Hinterfüsse,
den ich eher beschleunigt, als vermindert fand.
Ich durchschnitt nun die ischiadischen Nerven
gleich unter ihrem Ursprung am Rückgrat, und
untersuchte dann wieder den Blutlauf in den Hin-
terfüssen. Zwischen dem Durchschneiden und die-
ser Untersuchung waren nur wenige Sekunden
verstrichen, und doch hatte alle Bewegung des
Bluts in den hintern Gliedmassen völlig aufge-
hört. In den Vorderfüssen hingegen dauerte der
Kreislauf nach wie vor fort. In den ersten 5 Mi-
nuten schien er hier nicht einmal langsamer ge-
worden zu seyn. Nach einer Viertelstunde hatte
er zwar etwas nachgelassen; doch war die Ver-
minderung der Geschwindigkeit desselben kaum
merklich.

5. Bey einem schon völlig ausgewachsenen
und sehr lebhaften, weiblichen Frosch dauerte der
Blutlauf in den Hinterfüssen nach der Durch-
schneidung des mittlern Theils des Rückenmarks
noch zehn Minuten. In den ersten fünf Minuten
nahm die Bewegung des Bluts in jenen Theilen
nur langsam, in den folgenden aber sehr schnell
ab. Beym Durchschneiden des Rückenmarks war

die
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die Verletzung der gröſsern Blutgefäſse des Hin-
terleibs sorgfältig vermied. Der Blutverlust bey
der Operation war auch sehr gering. Jetzt beoh-
achtete ich von neuem 10 Minuten lang den
Blutlauf in den Schwimmhäuten der Hinterfüſse,
den ich eher beschleunigt, als vermindert fand.
Ich durchschnitt nun die ischiadischen Nerven
gleich unter ihrem Ursprung am Rückgrat, und
untersuchte dann wieder den Blutlauf in den Hin-
terfüſsen. Zwischen dem Durchschneiden und die-
ser Untersuchung waren nur wenige Sekunden
verstrichen, und doch hatte alle Bewegung des
Bluts in den hintern Gliedmaſsen völlig aufge-
hört. In den Vorderfüſsen hingegen dauerte der
Kreislauf nach wie vor fort. In den ersten 5 Mi-
nuten schien er hier nicht einmal langsamer ge-
worden zu seyn. Nach einer Viertelstunde hatte
er zwar etwas nachgelassen; doch war die Ver-
minderung der Geschwindigkeit desselben kaum
merklich.

5. Bey einem schon völlig ausgewachsenen
und sehr lebhaften, weiblichen Frosch dauerte der
Blutlauf in den Hinterfüſsen nach der Durch-
schneidung des mittlern Theils des Rückenmarks
noch zehn Minuten. In den ersten fünf Minuten
nahm die Bewegung des Bluts in jenen Theilen
nur langsam, in den folgenden aber sehr schnell
ab. Beym Durchschneiden des Rückenmarks war

die
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[649/0665] die Verletzung der gröſsern Blutgefäſse des Hin- terleibs sorgfältig vermied. Der Blutverlust bey der Operation war auch sehr gering. Jetzt beoh- achtete ich von neuem 10 Minuten lang den Blutlauf in den Schwimmhäuten der Hinterfüſse, den ich eher beschleunigt, als vermindert fand. Ich durchschnitt nun die ischiadischen Nerven gleich unter ihrem Ursprung am Rückgrat, und untersuchte dann wieder den Blutlauf in den Hin- terfüſsen. Zwischen dem Durchschneiden und die- ser Untersuchung waren nur wenige Sekunden verstrichen, und doch hatte alle Bewegung des Bluts in den hintern Gliedmaſsen völlig aufge- hört. In den Vorderfüſsen hingegen dauerte der Kreislauf nach wie vor fort. In den ersten 5 Mi- nuten schien er hier nicht einmal langsamer ge- worden zu seyn. Nach einer Viertelstunde hatte er zwar etwas nachgelassen; doch war die Ver- minderung der Geschwindigkeit desselben kaum merklich. 5. Bey einem schon völlig ausgewachsenen und sehr lebhaften, weiblichen Frosch dauerte der Blutlauf in den Hinterfüſsen nach der Durch- schneidung des mittlern Theils des Rückenmarks noch zehn Minuten. In den ersten fünf Minuten nahm die Bewegung des Bluts in jenen Theilen nur langsam, in den folgenden aber sehr schnell ab. Beym Durchschneiden des Rückenmarks war die S s 5

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 649. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/665>, abgerufen am 04.05.2024.