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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

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des Vaters ähnliche, Form n). Diese Funktion
ist es, die wir unter der dynamischen verste-
hen, und eine ähnliche besitzt auch der Speichel.
Beweise dafür geben die Erscheinungen, die nach
dem Biss toller Hunde und der giftigen Schlangen
erfolgen. Der Speichel der erstern erregt in dem
gebissenen Thier eine specifique Krankheit, die
Wasserscheu, und der Speichel des gebissenen
Thiers erhält hierbey das Vermögen, die nehm-
liche Krankheit wieder in andern Thieren her-
vorzubringen. Die Aehnlichkeit, welche das Schlan-
gengift in seinen Wirkungen auf den thierischen
Körper mit dem männlichen Saamen hat, haben
wir schon im 4ten Buch dieses Werks o) bemerkt.

Aus diesen Sätzen lässt sich die Thatsache
erklären, dass kräuterfressende Thiere ein grösse-
res Speicheldrüsensystem als die fleischfressenden
haben p). Je unähnlicher nehmlich die zu assi-
milirende Materie dem Körper ist, dem sie ver-
ähnlicht werden soll, desto mehr bedarf sie eines
auflösenden und assimilirenden Menstruum.

Ueber alle jene Funktionen des Speichels müs-
sen genauere chemische Untersuchungen dessel-
ben Licht verbreiten. Was wir bis jetzt in die-

sem
n) Biol. Bd. 3. S. 404 ff.
o) Ebendas. Bd. 3. S. 408.
p) G. L. Duvernoy, Bulletin de la Soc. philomath.
No. 83.

des Vaters ähnliche, Form n). Diese Funktion
ist es, die wir unter der dynamischen verste-
hen, und eine ähnliche besitzt auch der Speichel.
Beweise dafür geben die Erscheinungen, die nach
dem Biſs toller Hunde und der giftigen Schlangen
erfolgen. Der Speichel der erstern erregt in dem
gebissenen Thier eine specifique Krankheit, die
Wasserscheu, und der Speichel des gebissenen
Thiers erhält hierbey das Vermögen, die nehm-
liche Krankheit wieder in andern Thieren her-
vorzubringen. Die Aehnlichkeit, welche das Schlan-
gengift in seinen Wirkungen auf den thierischen
Körper mit dem männlichen Saamen hat, haben
wir schon im 4ten Buch dieses Werks o) bemerkt.

Aus diesen Sätzen läſst sich die Thatsache
erklären, daſs kräuterfressende Thiere ein gröſse-
res Speicheldrüsensystem als die fleischfressenden
haben p). Je unähnlicher nehmlich die zu assi-
milirende Materie dem Körper ist, dem sie ver-
ähnlicht werden soll, desto mehr bedarf sie eines
auflösenden und assimilirenden Menstruum.

Ueber alle jene Funktionen des Speichels müs-
sen genauere chemische Untersuchungen dessel-
ben Licht verbreiten. Was wir bis jetzt in die-

sem
n) Biol. Bd. 3. S. 404 ff.
o) Ebendas. Bd. 3. S. 408.
p) G. L. Duvernoy, Bulletin de la Soc. philomath.
No. 83.
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[328/0344] des Vaters ähnliche, Form n). Diese Funktion ist es, die wir unter der dynamischen verste- hen, und eine ähnliche besitzt auch der Speichel. Beweise dafür geben die Erscheinungen, die nach dem Biſs toller Hunde und der giftigen Schlangen erfolgen. Der Speichel der erstern erregt in dem gebissenen Thier eine specifique Krankheit, die Wasserscheu, und der Speichel des gebissenen Thiers erhält hierbey das Vermögen, die nehm- liche Krankheit wieder in andern Thieren her- vorzubringen. Die Aehnlichkeit, welche das Schlan- gengift in seinen Wirkungen auf den thierischen Körper mit dem männlichen Saamen hat, haben wir schon im 4ten Buch dieses Werks o) bemerkt. Aus diesen Sätzen läſst sich die Thatsache erklären, daſs kräuterfressende Thiere ein gröſse- res Speicheldrüsensystem als die fleischfressenden haben p). Je unähnlicher nehmlich die zu assi- milirende Materie dem Körper ist, dem sie ver- ähnlicht werden soll, desto mehr bedarf sie eines auflösenden und assimilirenden Menstruum. Ueber alle jene Funktionen des Speichels müs- sen genauere chemische Untersuchungen dessel- ben Licht verbreiten. Was wir bis jetzt in die- sem n) Biol. Bd. 3. S. 404 ff. o) Ebendas. Bd. 3. S. 408. p) G. L. Duvernoy, Bulletin de la Soc. philomath. No. 83.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/344>, abgerufen am 21.05.2024.