de Kraft in dem Speichel der Weidenraupe, ei- ner dicken, bräunlichen, in Wasser und Wein- geist unauflöslichen Flüssigkeit seyn, da die blo- ssen Kinnladen dieses Insekts zum Zernagen des harten Eichenholzes nicht stark genug sind. Zwar fand Lyonneti) nicht, dass geschabtes Weiden- holz von jenem Saft merklich erweicht wurde. Doch scheint er selber kein grosses Gewicht auf diesen Versuch zu legen. Eine ähnliche auflösen- de Kraft scheint der Speichel der Tettigonia ple- beja zu besitzen k). Die wiederkäuenden Thiere geben ungekäuetes, in einer durchlöcherten Röhre eingeschlossenes Futter unverdauet wieder von sich; sie verdauen aber dasselbe, wenn sie es ge- käuet und mit Speichel vermischt erhalten l). Nach von Humboldt's m) Beobachtung wird durch den Speichel, womit die Boa ihre Beute bedeckt, das Fleisch des erlegten Thiers so erweicht, dass die Schlange ganze Glieder des erlegten Thiers durch den Schlund zu zwingen vermag.
Der männliche Saamen ertheilt der formlosen Materie eine bestimmte, und zwar der Gestalt
des
i) Traite de la chenille du saule. p. 512.
k) J. F. Meckel's Beytr. zur vergl. Anat. B. 1. H. 1. S. 3.
l)Reaumur, Mem. de l'Acad. des sc. de Paris. A. 1752. -- Spallanzani a. a. O. S. 134 ff.
m) Ansichten der Natur. B. 1. S. 141.
X 4
de Kraft in dem Speichel der Weidenraupe, ei- ner dicken, bräunlichen, in Wasser und Wein- geist unauflöslichen Flüssigkeit seyn, da die blo- ſsen Kinnladen dieses Insekts zum Zernagen des harten Eichenholzes nicht stark genug sind. Zwar fand Lyonneti) nicht, daſs geschabtes Weiden- holz von jenem Saft merklich erweicht wurde. Doch scheint er selber kein groſses Gewicht auf diesen Versuch zu legen. Eine ähnliche auflösen- de Kraft scheint der Speichel der Tettigonia ple- beja zu besitzen k). Die wiederkäuenden Thiere geben ungekäuetes, in einer durchlöcherten Röhre eingeschlossenes Futter unverdauet wieder von sich; sie verdauen aber dasselbe, wenn sie es ge- käuet und mit Speichel vermischt erhalten l). Nach von Humboldt’s m) Beobachtung wird durch den Speichel, womit die Boa ihre Beute bedeckt, das Fleisch des erlegten Thiers so erweicht, daſs die Schlange ganze Glieder des erlegten Thiers durch den Schlund zu zwingen vermag.
Der männliche Saamen ertheilt der formlosen Materie eine bestimmte, und zwar der Gestalt
des
i) Traité de la chenille du saule. p. 512.
k) J. F. Meckel’s Beytr. zur vergl. Anat. B. 1. H. 1. S. 3.
l)Reaumur, Mém. de l’Acad. des sc. de Paris. A. 1752. — Spallanzani a. a. O. S. 134 ff.
m) Ansichten der Natur. B. 1. S. 141.
X 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0343"n="327"/>
de Kraft in dem Speichel der Weidenraupe, ei-<lb/>
ner dicken, bräunlichen, in Wasser und Wein-<lb/>
geist unauflöslichen Flüssigkeit seyn, da die blo-<lb/>ſsen Kinnladen dieses Insekts zum Zernagen des<lb/>
harten Eichenholzes nicht stark genug sind. Zwar<lb/>
fand <hirendition="#k">Lyonnet</hi><noteplace="foot"n="i)">Traité de la chenille du saule. p. 512.</note> nicht, daſs geschabtes Weiden-<lb/>
holz von jenem Saft merklich erweicht wurde.<lb/>
Doch scheint er selber kein groſses Gewicht auf<lb/>
diesen Versuch zu legen. Eine ähnliche auflösen-<lb/>
de Kraft scheint der Speichel der Tettigonia ple-<lb/>
beja zu besitzen <noteplace="foot"n="k)">J. F. <hirendition="#k">Meckel</hi>’s Beytr. zur vergl. Anat. B. 1. H. 1.<lb/>
S. 3.</note>. Die wiederkäuenden Thiere<lb/>
geben ungekäuetes, in einer durchlöcherten Röhre<lb/>
eingeschlossenes Futter unverdauet wieder von<lb/>
sich; sie verdauen aber dasselbe, wenn sie es ge-<lb/>
käuet und mit Speichel vermischt erhalten <noteplace="foot"n="l)"><hirendition="#k">Reaumur</hi>, Mém. de l’Acad. des sc. de Paris. A. 1752.<lb/>—<hirendition="#k">Spallanzani</hi> a. a. O. S. 134 ff.</note>.<lb/>
Nach <hirendition="#k">von Humboldt</hi>’s <noteplace="foot"n="m)">Ansichten der Natur. B. 1. S. 141.</note> Beobachtung wird durch<lb/>
den Speichel, womit die Boa ihre Beute bedeckt,<lb/>
das Fleisch des erlegten Thiers so erweicht, daſs<lb/>
die Schlange ganze Glieder des erlegten Thiers<lb/>
durch den Schlund zu zwingen vermag.</p><lb/><p>Der männliche Saamen ertheilt der formlosen<lb/>
Materie eine bestimmte, und zwar der Gestalt<lb/><fwplace="bottom"type="catch">des</fw><lb/><fwplace="bottom"type="sig">X 4</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[327/0343]
de Kraft in dem Speichel der Weidenraupe, ei-
ner dicken, bräunlichen, in Wasser und Wein-
geist unauflöslichen Flüssigkeit seyn, da die blo-
ſsen Kinnladen dieses Insekts zum Zernagen des
harten Eichenholzes nicht stark genug sind. Zwar
fand Lyonnet i) nicht, daſs geschabtes Weiden-
holz von jenem Saft merklich erweicht wurde.
Doch scheint er selber kein groſses Gewicht auf
diesen Versuch zu legen. Eine ähnliche auflösen-
de Kraft scheint der Speichel der Tettigonia ple-
beja zu besitzen k). Die wiederkäuenden Thiere
geben ungekäuetes, in einer durchlöcherten Röhre
eingeschlossenes Futter unverdauet wieder von
sich; sie verdauen aber dasselbe, wenn sie es ge-
käuet und mit Speichel vermischt erhalten l).
Nach von Humboldt’s m) Beobachtung wird durch
den Speichel, womit die Boa ihre Beute bedeckt,
das Fleisch des erlegten Thiers so erweicht, daſs
die Schlange ganze Glieder des erlegten Thiers
durch den Schlund zu zwingen vermag.
Der männliche Saamen ertheilt der formlosen
Materie eine bestimmte, und zwar der Gestalt
des
i) Traité de la chenille du saule. p. 512.
k) J. F. Meckel’s Beytr. zur vergl. Anat. B. 1. H. 1.
S. 3.
l) Reaumur, Mém. de l’Acad. des sc. de Paris. A. 1752.
— Spallanzani a. a. O. S. 134 ff.
m) Ansichten der Natur. B. 1. S. 141.
X 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/343>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.