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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

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nicht bemerken, und kann auch nicht statt fin-
den, da selbst dann, wenn sich eine Schlagader
alles Bluts entleert, keine Abnahme ihres Durch-
messers wahrzunehmen ist; die Blutkügelchen
oscilliren auch eben so anhaltend in Blut, das
sich zwischen den Häuten des Gekröses ergossen
hat, als in demjenigen, das sich in den Gefässen
befindet; endlich sind jene Bewegungen nicht blos
nach den Enden der Gefässe, wo allein eine Ein-
saugung möglich wäre, sondern eben so oft nach
den Stämmen, wo diese ganz wegfällt, gerichtet.

Alles dies hat Haller g) selber bemerkt, und
er selber gestand, dass er keine andere Ursache
dieser Erscheinungen anzugeben wüsste, als die
Anziehung, welche theils die Häute auf das Blut,
theils die Blutkügelchen gegenseitig auf einander
äussern, eine Ursache, die sich auch nicht be-
zweifeln lässt, weil ergossenes Blut immer von
den Rändern durchschnittener Gefässe und von
dem Zellgewebe, womit diese Gefässe befestigt
sind, angezogen wird, und weil nach einer Stelle,
wo sich mehrere Blutkügelchen vereinigt haben,
die Kügelchen aller mit dieser Stelle in Verbin-
dung stehenden Gefässe beständig hinfliessen. Bey
allem dem konnte sich Haller nicht von seiner
Meinung losmachen und dem Gedanken hingeben,

dass
g) Opp. min. T. I. p. 229 sq. -- 236 sq.
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nicht bemerken, und kann auch nicht statt fin-
den, da selbst dann, wenn sich eine Schlagader
alles Bluts entleert, keine Abnahme ihres Durch-
messers wahrzunehmen ist; die Blutkügelchen
oscilliren auch eben so anhaltend in Blut, das
sich zwischen den Häuten des Gekröses ergossen
hat, als in demjenigen, das sich in den Gefäſsen
befindet; endlich sind jene Bewegungen nicht blos
nach den Enden der Gefäſse, wo allein eine Ein-
saugung möglich wäre, sondern eben so oft nach
den Stämmen, wo diese ganz wegfällt, gerichtet.

Alles dies hat Haller g) selber bemerkt, und
er selber gestand, daſs er keine andere Ursache
dieser Erscheinungen anzugeben wüſste, als die
Anziehung, welche theils die Häute auf das Blut,
theils die Blutkügelchen gegenseitig auf einander
äussern, eine Ursache, die sich auch nicht be-
zweifeln läſst, weil ergossenes Blut immer von
den Rändern durchschnittener Gefäſse und von
dem Zellgewebe, womit diese Gefäſse befestigt
sind, angezogen wird, und weil nach einer Stelle,
wo sich mehrere Blutkügelchen vereinigt haben,
die Kügelchen aller mit dieser Stelle in Verbin-
dung stehenden Gefäſse beständig hinflieſsen. Bey
allem dem konnte sich Haller nicht von seiner
Meinung losmachen und dem Gedanken hingeben,

daſs
g) Opp. min. T. I. p. 229 sq. — 236 sq.
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[263/0279] nicht bemerken, und kann auch nicht statt fin- den, da selbst dann, wenn sich eine Schlagader alles Bluts entleert, keine Abnahme ihres Durch- messers wahrzunehmen ist; die Blutkügelchen oscilliren auch eben so anhaltend in Blut, das sich zwischen den Häuten des Gekröses ergossen hat, als in demjenigen, das sich in den Gefäſsen befindet; endlich sind jene Bewegungen nicht blos nach den Enden der Gefäſse, wo allein eine Ein- saugung möglich wäre, sondern eben so oft nach den Stämmen, wo diese ganz wegfällt, gerichtet. Alles dies hat Haller g) selber bemerkt, und er selber gestand, daſs er keine andere Ursache dieser Erscheinungen anzugeben wüſste, als die Anziehung, welche theils die Häute auf das Blut, theils die Blutkügelchen gegenseitig auf einander äussern, eine Ursache, die sich auch nicht be- zweifeln läſst, weil ergossenes Blut immer von den Rändern durchschnittener Gefäſse und von dem Zellgewebe, womit diese Gefäſse befestigt sind, angezogen wird, und weil nach einer Stelle, wo sich mehrere Blutkügelchen vereinigt haben, die Kügelchen aller mit dieser Stelle in Verbin- dung stehenden Gefäſse beständig hinflieſsen. Bey allem dem konnte sich Haller nicht von seiner Meinung losmachen und dem Gedanken hingeben, daſs g) Opp. min. T. I. p. 229 sq. — 236 sq. R 4

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/279>, abgerufen am 18.05.2024.