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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

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Jene Bläschen sind in der ersten Zeit ihres
Entstehens immer rund und immer durch Zwi-
schenräume von einander getrennt. Bey ihrem
Wachsthum rücken sie näher an einander, be-
kommen eine cylindrische oder eckige Gestalt,
und bilden nun das vegetabilische Zellgewebe.
Hierbey verdicken sich zugleich ihre Ränder, und
erhalten das Ansehn einer Faser. In diesem Zu-
stand erscheinen sie als regelmässige Körper, wo-
von die Seitenflächen aus durchsichtigen Häuten
und die Seitenlinien aus einem undurchsichtigen

Faden
"stehenden Bläschen entständen, welche unter sich
"gar keine Verbindung haben." Aber man sehe
doch unter andern die von mir angeführte 93ste
Seite der zweyten Ausgabe des Werks von Wolff
nach, und man wird hier folgende Worte finden:
Partes constitutivae, ex quibus omnes corporis ani-
malis partes in primis initiis componuntur, sunt
globuli, mediocri microscopio cedentes semper. Dass
sich Wolff die Entstehung der Pflanzen und Thiere
nicht aus einem Aneinanderreihen dieser Bläschen
dachte, hat allerdings seine Richtigkeit. Aber wo
habe ich Wolff diese Behauptung aufgebürdet?
Und wo habe ich selber eine solche Meinung ver-
theidigt? Es sind zwey sehr verschiedene Dinge,
zu sagen, dass die ersten, in formloser Materie sich
erzeugenden Gestalten Bläschen sind, und zu be-
haupten, dass diese Bläschen sich an einander fü-
gen, um Gefässe, Nerven u. s. w. zu bilden.

Jene Bläschen sind in der ersten Zeit ihres
Entstehens immer rund und immer durch Zwi-
schenräume von einander getrennt. Bey ihrem
Wachsthum rücken sie näher an einander, be-
kommen eine cylindrische oder eckige Gestalt,
und bilden nun das vegetabilische Zellgewebe.
Hierbey verdicken sich zugleich ihre Ränder, und
erhalten das Ansehn einer Faser. In diesem Zu-
stand erscheinen sie als regelmäſsige Körper, wo-
von die Seitenflächen aus durchsichtigen Häuten
und die Seitenlinien aus einem undurchsichtigen

Faden
„stehenden Bläschen entständen, welche unter sich
„gar keine Verbindung haben.” Aber man sehe
doch unter andern die von mir angeführte 93ste
Seite der zweyten Ausgabe des Werks von Wolff
nach, und man wird hier folgende Worte finden:
Partes constitutivae, ex quibus omnes corporis ani-
malis partes in primis initiis componuntur, sunt
globuli, mediocri microscopio cedentes semper. Daſs
sich Wolff die Entstehung der Pflanzen und Thiere
nicht aus einem Aneinanderreihen dieser Bläschen
dachte, hat allerdings seine Richtigkeit. Aber wo
habe ich Wolff diese Behauptung aufgebürdet?
Und wo habe ich selber eine solche Meinung ver-
theidigt? Es sind zwey sehr verschiedene Dinge,
zu sagen, daſs die ersten, in formloser Materie sich
erzeugenden Gestalten Bläschen sind, und zu be-
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gen, um Gefäſse, Nerven u. s. w. zu bilden.
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[10/0026] Jene Bläschen sind in der ersten Zeit ihres Entstehens immer rund und immer durch Zwi- schenräume von einander getrennt. Bey ihrem Wachsthum rücken sie näher an einander, be- kommen eine cylindrische oder eckige Gestalt, und bilden nun das vegetabilische Zellgewebe. Hierbey verdicken sich zugleich ihre Ränder, und erhalten das Ansehn einer Faser. In diesem Zu- stand erscheinen sie als regelmäſsige Körper, wo- von die Seitenflächen aus durchsichtigen Häuten und die Seitenlinien aus einem undurchsichtigen Faden f) f) „stehenden Bläschen entständen, welche unter sich „gar keine Verbindung haben.” Aber man sehe doch unter andern die von mir angeführte 93ste Seite der zweyten Ausgabe des Werks von Wolff nach, und man wird hier folgende Worte finden: Partes constitutivae, ex quibus omnes corporis ani- malis partes in primis initiis componuntur, sunt globuli, mediocri microscopio cedentes semper. Daſs sich Wolff die Entstehung der Pflanzen und Thiere nicht aus einem Aneinanderreihen dieser Bläschen dachte, hat allerdings seine Richtigkeit. Aber wo habe ich Wolff diese Behauptung aufgebürdet? Und wo habe ich selber eine solche Meinung ver- theidigt? Es sind zwey sehr verschiedene Dinge, zu sagen, daſs die ersten, in formloser Materie sich erzeugenden Gestalten Bläschen sind, und zu be- haupten, daſs diese Bläschen sich an einander fü- gen, um Gefäſse, Nerven u. s. w. zu bilden.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/26>, abgerufen am 09.11.2024.