Faden bestehen. J. J. P. Moldenhawerg) hat diese verdickten Ränder der Zellen für einen ei- genen Pflanzentheil angenommen, und ihn das Zellgewebe genannt, das aber, was wir unter Zellgewebe verstehen, mit dem Namen der zel- lichten Substanz belegt. Ich kann ihm hierin nicht beystimmen. Jene Seitenlinien der Zellen haben ganz die Beschaffenheit der Häute dieser Theile; sie sind starr, wo diese starr, und weich, wo diese weich sind. Das Letztere ist z. B. der Fall bey mehrern Agaven und andern fleischigen Gewächsen, wo sie wie schleimige Fäden er- scheinen.
In allem jüngern Zellgewebe, dessen Bläs- chen noch nicht an einander gedrängt sind, giebt es Zwischenräume zwischen den letztern. In älterm Zellgewebe verlieren sich diese an man- chen Stellen ganz; an andern bleiben sie übrig, und nehmen zum Theil noch an Weite zu. Diese Zwischenräume sind die Intercellular- gänge, von welchen einige Pflanzenphysiologen angenommen haben, dass sie zusammenhängende, durch das Zellgewebe der ganzen Pflanze fort- gehende Canäle bilden. Das Letztere ist eine Meinung, womit Beobachtungen an frischen Pflanzen nicht ganz übereinstimmen. An man- chen Stellen liegen die Zellen so dicht an ein-
ander,
g) Beytr. zur Anat. der Pfl. S. 117.
Faden bestehen. J. J. P. Moldenhawerg) hat diese verdickten Ränder der Zellen für einen ei- genen Pflanzentheil angenommen, und ihn das Zellgewebe genannt, das aber, was wir unter Zellgewebe verstehen, mit dem Namen der zel- lichten Substanz belegt. Ich kann ihm hierin nicht beystimmen. Jene Seitenlinien der Zellen haben ganz die Beschaffenheit der Häute dieser Theile; sie sind starr, wo diese starr, und weich, wo diese weich sind. Das Letztere ist z. B. der Fall bey mehrern Agaven und andern fleischigen Gewächsen, wo sie wie schleimige Fäden er- scheinen.
In allem jüngern Zellgewebe, dessen Bläs- chen noch nicht an einander gedrängt sind, giebt es Zwischenräume zwischen den letztern. In älterm Zellgewebe verlieren sich diese an man- chen Stellen ganz; an andern bleiben sie übrig, und nehmen zum Theil noch an Weite zu. Diese Zwischenräume sind die Intercellular- gänge, von welchen einige Pflanzenphysiologen angenommen haben, daſs sie zusammenhängende, durch das Zellgewebe der ganzen Pflanze fort- gehende Canäle bilden. Das Letztere ist eine Meinung, womit Beobachtungen an frischen Pflanzen nicht ganz übereinstimmen. An man- chen Stellen liegen die Zellen so dicht an ein-
ander,
g) Beytr. zur Anat. der Pfl. S. 117.
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Faden bestehen. J. J. P. Moldenhawer g) hat
diese verdickten Ränder der Zellen für einen ei-
genen Pflanzentheil angenommen, und ihn das
Zellgewebe genannt, das aber, was wir unter
Zellgewebe verstehen, mit dem Namen der zel-
lichten Substanz belegt. Ich kann ihm hierin
nicht beystimmen. Jene Seitenlinien der Zellen
haben ganz die Beschaffenheit der Häute dieser
Theile; sie sind starr, wo diese starr, und weich,
wo diese weich sind. Das Letztere ist z. B. der
Fall bey mehrern Agaven und andern fleischigen
Gewächsen, wo sie wie schleimige Fäden er-
scheinen.
In allem jüngern Zellgewebe, dessen Bläs-
chen noch nicht an einander gedrängt sind, giebt
es Zwischenräume zwischen den letztern. In
älterm Zellgewebe verlieren sich diese an man-
chen Stellen ganz; an andern bleiben sie übrig,
und nehmen zum Theil noch an Weite zu.
Diese Zwischenräume sind die Intercellular-
gänge, von welchen einige Pflanzenphysiologen
angenommen haben, daſs sie zusammenhängende,
durch das Zellgewebe der ganzen Pflanze fort-
gehende Canäle bilden. Das Letztere ist eine
Meinung, womit Beobachtungen an frischen
Pflanzen nicht ganz übereinstimmen. An man-
chen Stellen liegen die Zellen so dicht an ein-
ander,
g) Beytr. zur Anat. der Pfl. S. 117.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/27>, abgerufen am 28.01.2025.
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