sorbtion des Sauerstoffs in reinem Sauerstoffgas von statten. Zugleich wurde in diesem eine grö- ssere Menge kohlensauren Gas als in jener erzeugt.
Die Mollusken überhaupt absorbiren den Sauer- stoff der atmosphärischen Luft weit langsamer, aber auch weit vollkommener, als die Säugthiere und Vögel. Diese sterben schon, wenn sie höch- stens 0,19 des Sauerstoffs der Atmosphäre verzehrt haben. Bey jenen hingegen tritt der Tod erst ein, wenn sie eben so viel Sauerstoff wie der Kunkel- sche Phosphor, nehmlich 0,2 absorbirt haben. So- bald diese Quantität verbraucht ist, hört die Be- wegung der Lungen, des Herzens und der Säfte völlig auf, und eben dies geschieht, wenn man die Mollusken in mephitisches Gas bringt.
Die Helix nemoralis und Helix lusitanica aber verzehrten nicht blos den Sauerstoff, sondern auch mehr oder weniger von dem Stickstoff der atmosphärischen Luft. Doch war die Absorbtion des erstern weit beträchtlicher, als die des letz- tern. Hingegen beym Athemholen des Limax fla- vus, Limax agrestis, Mytilus anatinus, Mytilus cygneus, Mytilus edulis, der Ostrea edulis und Ostrea Jacobaea blieb der Stickstoffgehalt der at- mosphärischen Luft unverändert. Bey Helix ne- moralis, Helix lusitanica und Helix itala beobach- tete aber Spallanzani einige male auch, statt ei- ner Verminderung, eine Zunahme des Stickstoffs
der
sorbtion des Sauerstoffs in reinem Sauerstoffgas von statten. Zugleich wurde in diesem eine grö- ſsere Menge kohlensauren Gas als in jener erzeugt.
Die Mollusken überhaupt absorbiren den Sauer- stoff der atmosphärischen Luft weit langsamer, aber auch weit vollkommener, als die Säugthiere und Vögel. Diese sterben schon, wenn sie höch- stens 0,19 des Sauerstoffs der Atmosphäre verzehrt haben. Bey jenen hingegen tritt der Tod erst ein, wenn sie eben so viel Sauerstoff wie der Kunkel- sche Phosphor, nehmlich 0,2 absorbirt haben. So- bald diese Quantität verbraucht ist, hört die Be- wegung der Lungen, des Herzens und der Säfte völlig auf, und eben dies geschieht, wenn man die Mollusken in mephitisches Gas bringt.
Die Helix nemoralis und Helix lusitanica aber verzehrten nicht blos den Sauerstoff, sondern auch mehr oder weniger von dem Stickstoff der atmosphärischen Luft. Doch war die Absorbtion des erstern weit beträchtlicher, als die des letz- tern. Hingegen beym Athemholen des Limax fla- vus, Limax agrestis, Mytilus anatinus, Mytilus cygneus, Mytilus edulis, der Ostrea edulis und Ostrea Jacobaea blieb der Stickstoffgehalt der at- mosphärischen Luft unverändert. Bey Helix ne- moralis, Helix lusitanica und Helix itala beobach- tete aber Spallanzani einige male auch, statt ei- ner Verminderung, eine Zunahme des Stickstoffs
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sorbtion des Sauerstoffs in reinem Sauerstoffgas
von statten. Zugleich wurde in diesem eine grö-
ſsere Menge kohlensauren Gas als in jener erzeugt.
Die Mollusken überhaupt absorbiren den Sauer-
stoff der atmosphärischen Luft weit langsamer,
aber auch weit vollkommener, als die Säugthiere
und Vögel. Diese sterben schon, wenn sie höch-
stens 0,19 des Sauerstoffs der Atmosphäre verzehrt
haben. Bey jenen hingegen tritt der Tod erst ein,
wenn sie eben so viel Sauerstoff wie der Kunkel-
sche Phosphor, nehmlich 0,2 absorbirt haben. So-
bald diese Quantität verbraucht ist, hört die Be-
wegung der Lungen, des Herzens und der Säfte
völlig auf, und eben dies geschieht, wenn man
die Mollusken in mephitisches Gas bringt.
Die Helix nemoralis und Helix lusitanica aber
verzehrten nicht blos den Sauerstoff, sondern
auch mehr oder weniger von dem Stickstoff der
atmosphärischen Luft. Doch war die Absorbtion
des erstern weit beträchtlicher, als die des letz-
tern. Hingegen beym Athemholen des Limax fla-
vus, Limax agrestis, Mytilus anatinus, Mytilus
cygneus, Mytilus edulis, der Ostrea edulis und
Ostrea Jacobaea blieb der Stickstoffgehalt der at-
mosphärischen Luft unverändert. Bey Helix ne-
moralis, Helix lusitanica und Helix itala beobach-
tete aber Spallanzani einige male auch, statt ei-
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/205>, abgerufen am 24.11.2024.
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