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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

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Die Helix vivipara absorbirte den Sauerstoff
der atmosphärischen Luft nur langsam, wenn sie
sich unter Wasser befand, hingegen weit schnel-
ler, wenn sie der Luft unmittelbar ausgesetzt war.
Sogar die aus der Gebärmutter dieser Schnecke ge-
nommenen Jungen verzehrten schon Sauerstoff.

Atmosphärische Luft, die über Wasser stand,
worin zwey Entenmuscheln (Mytilus anatinus L.)
lagen, hatte nach sieben Tagen an 0,07 an Sauer-
stoffgas verloren. Befand sich statt der atmosphä-
rischen Luft reines Sauerstoffgas über ausgekoch-
tem Wasser, so wurde von jener Luftart 0,08 bin-
nen acht Tagen von einer einzigen Entenmuschel
absorbirt.

Eben diese Muschel absorbirte fast dreymal
so viel Sauerstoff, wenn sie der Luft ausgesetzt
war, als wenn sie sich unter dem Wasser befand.

Die nehmlichen Resultate gaben Versuche mit
Mytilus cygneus, Mytilus edulis, Ostrea edulis
und Ostrea Jacobaea L.

Bey Versuchen mit der Helix nemoralis ging
die Absorbtion des Sauerstoffgas desto schneller
vor sich, je höher, und desto langsamer, je nie-
driger die Temperatur war. Unter dem Gefrier-
punkt hörte sie, und zugleich die Bewegung des
Herzens gänzlich auf.

Schneller als in der atmosphärischen Luft ging
bey Helix nemoralis und Helix lusitanica die Ab-

sorbtion

Die Helix vivipara absorbirte den Sauerstoff
der atmosphärischen Luft nur langsam, wenn sie
sich unter Wasser befand, hingegen weit schnel-
ler, wenn sie der Luft unmittelbar ausgesetzt war.
Sogar die aus der Gebärmutter dieser Schnecke ge-
nommenen Jungen verzehrten schon Sauerstoff.

Atmosphärische Luft, die über Wasser stand,
worin zwey Entenmuscheln (Mytilus anatinus L.)
lagen, hatte nach sieben Tagen an 0,07 an Sauer-
stoffgas verloren. Befand sich statt der atmosphä-
rischen Luft reines Sauerstoffgas über ausgekoch-
tem Wasser, so wurde von jener Luftart 0,08 bin-
nen acht Tagen von einer einzigen Entenmuschel
absorbirt.

Eben diese Muschel absorbirte fast dreymal
so viel Sauerstoff, wenn sie der Luft ausgesetzt
war, als wenn sie sich unter dem Wasser befand.

Die nehmlichen Resultate gaben Versuche mit
Mytilus cygneus, Mytilus edulis, Ostrea edulis
und Ostrea Jacobaea L.

Bey Versuchen mit der Helix nemoralis ging
die Absorbtion des Sauerstoffgas desto schneller
vor sich, je höher, und desto langsamer, je nie-
driger die Temperatur war. Unter dem Gefrier-
punkt hörte sie, und zugleich die Bewegung des
Herzens gänzlich auf.

Schneller als in der atmosphärischen Luft ging
bey Helix nemoralis und Helix lusitanica die Ab-

sorbtion
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[188/0204] Die Helix vivipara absorbirte den Sauerstoff der atmosphärischen Luft nur langsam, wenn sie sich unter Wasser befand, hingegen weit schnel- ler, wenn sie der Luft unmittelbar ausgesetzt war. Sogar die aus der Gebärmutter dieser Schnecke ge- nommenen Jungen verzehrten schon Sauerstoff. Atmosphärische Luft, die über Wasser stand, worin zwey Entenmuscheln (Mytilus anatinus L.) lagen, hatte nach sieben Tagen an 0,07 an Sauer- stoffgas verloren. Befand sich statt der atmosphä- rischen Luft reines Sauerstoffgas über ausgekoch- tem Wasser, so wurde von jener Luftart 0,08 bin- nen acht Tagen von einer einzigen Entenmuschel absorbirt. Eben diese Muschel absorbirte fast dreymal so viel Sauerstoff, wenn sie der Luft ausgesetzt war, als wenn sie sich unter dem Wasser befand. Die nehmlichen Resultate gaben Versuche mit Mytilus cygneus, Mytilus edulis, Ostrea edulis und Ostrea Jacobaea L. Bey Versuchen mit der Helix nemoralis ging die Absorbtion des Sauerstoffgas desto schneller vor sich, je höher, und desto langsamer, je nie- driger die Temperatur war. Unter dem Gefrier- punkt hörte sie, und zugleich die Bewegung des Herzens gänzlich auf. Schneller als in der atmosphärischen Luft ging bey Helix nemoralis und Helix lusitanica die Ab- sorbtion

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/204>, abgerufen am 05.05.2024.