man Pflanzen eine längere Zeit vegetiren lässt, verlieren immer an Durchsichtigkeit. Es ist also möglich, dass sich in Wasser, worin Pflanzen wachsen, eine Materie erzeugt, wodurch etwas Kieselerde aufgelöst wird. Man kann auch, wie Davy gethan hat, alle salzige, erdige und metal- lische Bestandtheile der Gewächse in Schrader's und Braconnot's Versuchen von mineralischen Stof- fen ableiten, die in der Luft, im destillirten Wasser, im reinsten Sande, und überhaupt in jedem Medium, worin Pflanzen vegetiren können, aufgelöst bleiben. Aber man muss wenigstens zu- geben, dass diese Einwürfe auf Folgerungen füh- ren, die unwahrscheinlicher als die bestrittene Meinung sind.
Es giebt freylich einen Umstand bey solchen in blossem Wasser wachsenden Pflanzen, der be- weiset, dass der Boden nicht blos insofern er Wasser und Kohlensäure besitzt, die Vegetation unterhält. Die meisten jener Gewächse kommen nicht völlig zur Reife, und liefern selten reifen Saamen q). Hiermit übereinstimmend ist auch die Erfahrung, dass die Pflanzen erst dann den Boden erschöpfen, wenn sie Blüthen und Früchte ansetzen, und dass viele Gewächse einer eigenen Mischung des Bodens zu ihrem Fortkommen be-
dürfen.
q)Link's kritische Bemerkungen zu Sprencel's Werk über den Bau der Gew. S. 36.
man Pflanzen eine längere Zeit vegetiren läſst, verlieren immer an Durchsichtigkeit. Es ist also möglich, daſs sich in Wasser, worin Pflanzen wachsen, eine Materie erzeugt, wodurch etwas Kieselerde aufgelöst wird. Man kann auch, wie Davy gethan hat, alle salzige, erdige und metal- lische Bestandtheile der Gewächse in Schrader’s und Braconnot’s Versuchen von mineralischen Stof- fen ableiten, die in der Luft, im destillirten Wasser, im reinsten Sande, und überhaupt in jedem Medium, worin Pflanzen vegetiren können, aufgelöst bleiben. Aber man muſs wenigstens zu- geben, daſs diese Einwürfe auf Folgerungen füh- ren, die unwahrscheinlicher als die bestrittene Meinung sind.
Es giebt freylich einen Umstand bey solchen in bloſsem Wasser wachsenden Pflanzen, der be- weiset, daſs der Boden nicht blos insofern er Wasser und Kohlensäure besitzt, die Vegetation unterhält. Die meisten jener Gewächse kommen nicht völlig zur Reife, und liefern selten reifen Saamen q). Hiermit übereinstimmend ist auch die Erfahrung, daſs die Pflanzen erst dann den Boden erschöpfen, wenn sie Blüthen und Früchte ansetzen, und daſs viele Gewächse einer eigenen Mischung des Bodens zu ihrem Fortkommen be-
dürfen.
q)Link’s kritische Bemerkungen zu Sprencel’s Werk über den Bau der Gew. S. 36.
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man Pflanzen eine längere Zeit vegetiren läſst,
verlieren immer an Durchsichtigkeit. Es ist also
möglich, daſs sich in Wasser, worin Pflanzen
wachsen, eine Materie erzeugt, wodurch etwas
Kieselerde aufgelöst wird. Man kann auch, wie
Davy gethan hat, alle salzige, erdige und metal-
lische Bestandtheile der Gewächse in Schrader’s
und Braconnot’s Versuchen von mineralischen Stof-
fen ableiten, die in der Luft, im destillirten
Wasser, im reinsten Sande, und überhaupt in
jedem Medium, worin Pflanzen vegetiren können,
aufgelöst bleiben. Aber man muſs wenigstens zu-
geben, daſs diese Einwürfe auf Folgerungen füh-
ren, die unwahrscheinlicher als die bestrittene
Meinung sind.
Es giebt freylich einen Umstand bey solchen
in bloſsem Wasser wachsenden Pflanzen, der be-
weiset, daſs der Boden nicht blos insofern er
Wasser und Kohlensäure besitzt, die Vegetation
unterhält. Die meisten jener Gewächse kommen
nicht völlig zur Reife, und liefern selten reifen
Saamen q). Hiermit übereinstimmend ist auch
die Erfahrung, daſs die Pflanzen erst dann den
Boden erschöpfen, wenn sie Blüthen und Früchte
ansetzen, und daſs viele Gewächse einer eigenen
Mischung des Bodens zu ihrem Fortkommen be-
dürfen.
q) Link’s kritische Bemerkungen zu Sprencel’s Werk
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/136>, abgerufen am 24.11.2024.
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