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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

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dürfen. Allein man muss immer zwischen for-
mellen und materiellen Bedingungen der Vegeta-
tion unterscheiden. Ein Stoff kann von der
Pflanze aufgenommen werden, um gewisse che-
mische Processe zu vermitteln, ohne selber in die
Produkte dieser Processe als wesentlicher Bestand-
theil mit einzugehen. Wie ein geringer Zusatz
von Kohlensäure zu dem Wasser, worin Gewächse
vegetiren, das Wachsthum derselben befördert,
und dadurch die Erzeugung von Kohlenstoff in
den Pflanzen beym Einfluss des Lichts vermit-
telt, so kann auch ein kalkhaltiger Boden bey
manchen Gewächsen die Bildung von Kalkerde
befördern, ohne selber einen erheblichen Beytrag
zu dem Kalkgehalt der Pflanze zu liefern. Wie
ist es sonst auch zu erklären, dass Saussure r)
in Gewächsen von einem Kalkboden, worin sich
noch nicht 0,02 Theile Kalkerde befanden, fast
eben so viel Kalkerde fand, als in Pflanzen, die
auf einem Boden gewachsen waren, der über
0,24 Theile enthielt, und dass in dem Boden,
worin die Pflanzen vegetirt hatten, Erden be-
findlich waren, die sich weder vorher in ihm,
noch nachher in den Gewächsen entdecken liessen?

Doch es ist Zeit, uns zur Untersuchung des
Ernährungsprocesses der Thiere zu wenden. Ist

eine
r) Journal de Physique. T. (VIII.) 51. p. 9.
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dürfen. Allein man muſs immer zwischen for-
mellen und materiellen Bedingungen der Vegeta-
tion unterscheiden. Ein Stoff kann von der
Pflanze aufgenommen werden, um gewisse che-
mische Processe zu vermitteln, ohne selber in die
Produkte dieser Processe als wesentlicher Bestand-
theil mit einzugehen. Wie ein geringer Zusatz
von Kohlensäure zu dem Wasser, worin Gewächse
vegetiren, das Wachsthum derselben befördert,
und dadurch die Erzeugung von Kohlenstoff in
den Pflanzen beym Einfluſs des Lichts vermit-
telt, so kann auch ein kalkhaltiger Boden bey
manchen Gewächsen die Bildung von Kalkerde
befördern, ohne selber einen erheblichen Beytrag
zu dem Kalkgehalt der Pflanze zu liefern. Wie
ist es sonst auch zu erklären, daſs Saussure r)
in Gewächsen von einem Kalkboden, worin sich
noch nicht 0,02 Theile Kalkerde befanden, fast
eben so viel Kalkerde fand, als in Pflanzen, die
auf einem Boden gewachsen waren, der über
0,24 Theile enthielt, und daſs in dem Boden,
worin die Pflanzen vegetirt hatten, Erden be-
findlich waren, die sich weder vorher in ihm,
noch nachher in den Gewächsen entdecken lieſsen?

Doch es ist Zeit, uns zur Untersuchung des
Ernährungsprocesses der Thiere zu wenden. Ist

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r) Journal de Physique. T. (VIII.) 51. p. 9.
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[121/0137] dürfen. Allein man muſs immer zwischen for- mellen und materiellen Bedingungen der Vegeta- tion unterscheiden. Ein Stoff kann von der Pflanze aufgenommen werden, um gewisse che- mische Processe zu vermitteln, ohne selber in die Produkte dieser Processe als wesentlicher Bestand- theil mit einzugehen. Wie ein geringer Zusatz von Kohlensäure zu dem Wasser, worin Gewächse vegetiren, das Wachsthum derselben befördert, und dadurch die Erzeugung von Kohlenstoff in den Pflanzen beym Einfluſs des Lichts vermit- telt, so kann auch ein kalkhaltiger Boden bey manchen Gewächsen die Bildung von Kalkerde befördern, ohne selber einen erheblichen Beytrag zu dem Kalkgehalt der Pflanze zu liefern. Wie ist es sonst auch zu erklären, daſs Saussure r) in Gewächsen von einem Kalkboden, worin sich noch nicht 0,02 Theile Kalkerde befanden, fast eben so viel Kalkerde fand, als in Pflanzen, die auf einem Boden gewachsen waren, der über 0,24 Theile enthielt, und daſs in dem Boden, worin die Pflanzen vegetirt hatten, Erden be- findlich waren, die sich weder vorher in ihm, noch nachher in den Gewächsen entdecken lieſsen? Doch es ist Zeit, uns zur Untersuchung des Ernährungsprocesses der Thiere zu wenden. Ist eine r) Journal de Physique. T. (VIII.) 51. p. 9. H 5

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/137>, abgerufen am 03.05.2024.