Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

schläge, sondern aufgelöst in den Zellen enthalten.
Als körnige Niederschläge zeigen sie sich nur,
wenn die auflösende Kraft der Flüssigkeit, worin
sie befindlich sind, nicht hinreichend ist, sie auf-
gelöst zu erhalten. Aus dem Zellgewebe werden
sie von den Fasergefässen aufgenommen, in wel-
chen sie von neuem eine Umwandlung in Gummi,
Zucker, Faserstoff, Oele, Pflanzensäuren u. s. w.
erleiden. Diese neuen Produkte werden entweder
als Faserstoff in die Zwischenräume der festen
Theile abgesetzt, und zum Ersatz, oder zur Ver-
grösserung der letztern verwandt; oder sie wer-
den theils auf der Oberfläche der Pflanze excer-
nirt, wie mit dem Reif und Firniss, der die Blät-
ter und Früchte vieler Pflanzen überzieht, so wie
mit der Kichernsäure der Fall ist; theils sammeln
sie sich, wie bey den Nadelhölzern, den Askle-
piadeen, Euphorbiaceen u. s. w. in eigenen Ge-
fässen oder Zellenlagen an; theils durchdringen
sie die ganze Substanz der Wurzel, des Stamms,
der Blätter, oder der Früchte.

Eine Materie der letztern Art, welche mehr
oder weniger durch alle Theile der Pflanze ver-
breitet ist, besitzt jedes Gewächs. Man kann sie
das herrschende Princip (Principium rector)
der Pflanze nennen. Sie ist keinesweges immer
ein Stoff von eigener Beschaffenheit i). Bey eini-

gen
i) Fourcroy, Ann. de Chimie. T. 26. p. 232.
IV. Bd. H

schläge, sondern aufgelöst in den Zellen enthalten.
Als körnige Niederschläge zeigen sie sich nur,
wenn die auflösende Kraft der Flüssigkeit, worin
sie befindlich sind, nicht hinreichend ist, sie auf-
gelöst zu erhalten. Aus dem Zellgewebe werden
sie von den Fasergefäſsen aufgenommen, in wel-
chen sie von neuem eine Umwandlung in Gummi,
Zucker, Faserstoff, Oele, Pflanzensäuren u. s. w.
erleiden. Diese neuen Produkte werden entweder
als Faserstoff in die Zwischenräume der festen
Theile abgesetzt, und zum Ersatz, oder zur Ver-
gröſserung der letztern verwandt; oder sie wer-
den theils auf der Oberfläche der Pflanze excer-
nirt, wie mit dem Reif und Firniſs, der die Blät-
ter und Früchte vieler Pflanzen überzieht, so wie
mit der Kichernsäure der Fall ist; theils sammeln
sie sich, wie bey den Nadelhölzern, den Askle-
piadeen, Euphorbiaceen u. s. w. in eigenen Ge-
fäſsen oder Zellenlagen an; theils durchdringen
sie die ganze Substanz der Wurzel, des Stamms,
der Blätter, oder der Früchte.

Eine Materie der letztern Art, welche mehr
oder weniger durch alle Theile der Pflanze ver-
breitet ist, besitzt jedes Gewächs. Man kann sie
das herrschende Princip (Principium rector)
der Pflanze nennen. Sie ist keinesweges immer
ein Stoff von eigener Beschaffenheit i). Bey eini-

gen
i) Fourcroy, Ann. de Chimie. T. 26. p. 232.
IV. Bd. H
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0129" n="113"/>
schläge, sondern aufgelöst in den Zellen enthalten.<lb/>
Als körnige Niederschläge zeigen sie sich nur,<lb/>
wenn die auflösende Kraft der Flüssigkeit, worin<lb/>
sie befindlich sind, nicht hinreichend ist, sie auf-<lb/>
gelöst zu erhalten. Aus dem Zellgewebe werden<lb/>
sie von den Fasergefä&#x017F;sen aufgenommen, in wel-<lb/>
chen sie von neuem eine Umwandlung in Gummi,<lb/>
Zucker, Faserstoff, Oele, Pflanzensäuren u. s. w.<lb/>
erleiden. Diese neuen Produkte werden entweder<lb/>
als Faserstoff in die Zwischenräume der festen<lb/>
Theile abgesetzt, und zum Ersatz, oder zur Ver-<lb/>
grö&#x017F;serung der letztern verwandt; oder sie wer-<lb/>
den theils auf der Oberfläche der Pflanze excer-<lb/>
nirt, wie mit dem Reif und Firni&#x017F;s, der die Blät-<lb/>
ter und Früchte vieler Pflanzen überzieht, so wie<lb/>
mit der Kichernsäure der Fall ist; theils sammeln<lb/>
sie sich, wie bey den Nadelhölzern, den Askle-<lb/>
piadeen, Euphorbiaceen u. s. w. in eigenen Ge-<lb/>&#x017F;sen oder Zellenlagen an; theils durchdringen<lb/>
sie die ganze Substanz der Wurzel, des Stamms,<lb/>
der Blätter, oder der Früchte.</p><lb/>
              <p>Eine Materie der letztern Art, welche mehr<lb/>
oder weniger durch alle Theile der Pflanze ver-<lb/>
breitet ist, besitzt jedes Gewächs. Man kann sie<lb/>
das <hi rendition="#g">herrschende Princip</hi> (Principium rector)<lb/>
der Pflanze nennen. Sie ist keinesweges immer<lb/>
ein Stoff von eigener Beschaffenheit <note place="foot" n="i)"><hi rendition="#k">Fourcroy</hi>, Ann. de Chimie. T. 26. p. 232.</note>. Bey eini-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gen</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#i">IV. Bd.</hi> H</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[113/0129] schläge, sondern aufgelöst in den Zellen enthalten. Als körnige Niederschläge zeigen sie sich nur, wenn die auflösende Kraft der Flüssigkeit, worin sie befindlich sind, nicht hinreichend ist, sie auf- gelöst zu erhalten. Aus dem Zellgewebe werden sie von den Fasergefäſsen aufgenommen, in wel- chen sie von neuem eine Umwandlung in Gummi, Zucker, Faserstoff, Oele, Pflanzensäuren u. s. w. erleiden. Diese neuen Produkte werden entweder als Faserstoff in die Zwischenräume der festen Theile abgesetzt, und zum Ersatz, oder zur Ver- gröſserung der letztern verwandt; oder sie wer- den theils auf der Oberfläche der Pflanze excer- nirt, wie mit dem Reif und Firniſs, der die Blät- ter und Früchte vieler Pflanzen überzieht, so wie mit der Kichernsäure der Fall ist; theils sammeln sie sich, wie bey den Nadelhölzern, den Askle- piadeen, Euphorbiaceen u. s. w. in eigenen Ge- fäſsen oder Zellenlagen an; theils durchdringen sie die ganze Substanz der Wurzel, des Stamms, der Blätter, oder der Früchte. Eine Materie der letztern Art, welche mehr oder weniger durch alle Theile der Pflanze ver- breitet ist, besitzt jedes Gewächs. Man kann sie das herrschende Princip (Principium rector) der Pflanze nennen. Sie ist keinesweges immer ein Stoff von eigener Beschaffenheit i). Bey eini- gen i) Fourcroy, Ann. de Chimie. T. 26. p. 232. IV. Bd. H

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/129
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/129>, abgerufen am 03.05.2024.