gen Gewächsen ist sie ein ätherisches Oel, bey andern Campher, Gerbestoff u. s. w. Oft reagirt gegen sie nur der thierische Körper, und es ist keine völlige Trennung derselben von den übri- gen Bestandtheilen möglich. Immer modifizirt sie die Natur aller übrigen Materien der Pflanze. Daher rührt es, dass kein Pflanzenschleim, kein fettes oder ätherisches Oel, kein Harz u. s. w. dem andern ganz gleich ist k), und dass es so schwer hält, reine Charaktere der vegetabilischen Grundtheile anzugeben. Bey vielen Pflanzen lässt sich das herrschende Princip durch Digestion mit Wasser oder Weingeist ausziehen. Die Be- schaffenheit dieses Extrakts steht in manchen Fäl- len mit der Struktur der Pflanze in einer gewis- sen Beziehung. Doch giebt es auch viele Fälle, wo dies nicht statt findet. Die Familie der Sola- neen enthält unter den giftigsten Pflanzen auch das milde Verbascum, und zu den, meist so gif- tigen Nachtschattenarten gehört auch die näh- rende Kartoffel.
Diese Unabhängigkeit der chemischen Eigen- schaften mancher Pflanzen von ihrer Struktur ver- dient die grösste Aufmerksamkeit. Erwägt man, dass die Form immer in unzertrennlicher Verbin- dung mit der Mischung stehen müsste, wenn es
nichts
k)Link's kritische Bemerkungen zu Sprengel's Werk über den Bau der Gew. S. 28.
gen Gewächsen ist sie ein ätherisches Oel, bey andern Campher, Gerbestoff u. s. w. Oft reagirt gegen sie nur der thierische Körper, und es ist keine völlige Trennung derselben von den übri- gen Bestandtheilen möglich. Immer modifizirt sie die Natur aller übrigen Materien der Pflanze. Daher rührt es, daſs kein Pflanzenschleim, kein fettes oder ätherisches Oel, kein Harz u. s. w. dem andern ganz gleich ist k), und daſs es so schwer hält, reine Charaktere der vegetabilischen Grundtheile anzugeben. Bey vielen Pflanzen läſst sich das herrschende Princip durch Digestion mit Wasser oder Weingeist ausziehen. Die Be- schaffenheit dieses Extrakts steht in manchen Fäl- len mit der Struktur der Pflanze in einer gewis- sen Beziehung. Doch giebt es auch viele Fälle, wo dies nicht statt findet. Die Familie der Sola- neen enthält unter den giftigsten Pflanzen auch das milde Verbascum, und zu den, meist so gif- tigen Nachtschattenarten gehört auch die näh- rende Kartoffel.
Diese Unabhängigkeit der chemischen Eigen- schaften mancher Pflanzen von ihrer Struktur ver- dient die gröſste Aufmerksamkeit. Erwägt man, daſs die Form immer in unzertrennlicher Verbin- dung mit der Mischung stehen müſste, wenn es
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gen Gewächsen ist sie ein ätherisches Oel, bey
andern Campher, Gerbestoff u. s. w. Oft reagirt
gegen sie nur der thierische Körper, und es ist
keine völlige Trennung derselben von den übri-
gen Bestandtheilen möglich. Immer modifizirt sie
die Natur aller übrigen Materien der Pflanze.
Daher rührt es, daſs kein Pflanzenschleim, kein
fettes oder ätherisches Oel, kein Harz u. s. w.
dem andern ganz gleich ist k), und daſs es so
schwer hält, reine Charaktere der vegetabilischen
Grundtheile anzugeben. Bey vielen Pflanzen läſst
sich das herrschende Princip durch Digestion
mit Wasser oder Weingeist ausziehen. Die Be-
schaffenheit dieses Extrakts steht in manchen Fäl-
len mit der Struktur der Pflanze in einer gewis-
sen Beziehung. Doch giebt es auch viele Fälle,
wo dies nicht statt findet. Die Familie der Sola-
neen enthält unter den giftigsten Pflanzen auch
das milde Verbascum, und zu den, meist so gif-
tigen Nachtschattenarten gehört auch die näh-
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Diese Unabhängigkeit der chemischen Eigen-
schaften mancher Pflanzen von ihrer Struktur ver-
dient die gröſste Aufmerksamkeit. Erwägt man,
daſs die Form immer in unzertrennlicher Verbin-
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/130>, abgerufen am 23.11.2024.
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