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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

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gewirkt hat. Das Licht verwandelt diese weisse
Pflanzenmaterie in jene grüne, indem es einem
Theil der erstern eine harzige Beschaffenheit
giebt. Es scheint hierbey in dem Pflanzenkörper
derselbe Process statt zu finden, wie in Aufgüs-
sen vegetabilischer und animalischer Substanzen,
worin sich bey dem Einfluss der blossen Wärme
farbenlose infusorische Organismen erzeugen, die
keine Spur von harzigen Bestandtheile zeigen,
bey der Mitwirkung des Lichts aber Priestley-
sche grüne Materie bildet, woraus Alcohol einen
grünen Stoff aufnimmt, der, wie Sennebier's
Versuche c) beweisen, mit dem harzigen Bestand-
theil der grünen Pflanzenkörner übereinkömmt.

Diese, von Proust mit dem Namen des
Satzmehls (fecula) belegte Substanz ist der
am allgemeinsten im Pflanzenreiche verbreitete
Grundtheil, und derjenige, aus welchem die fe-
sten Theile der Gewächse vorzüglich gebildet
werden. Der ungefärbte, nach der Absonderung
des harzigen Wesens zurückbleibende Theil des-
selben ist der vegetabilische Eyweissstoff,
oder der Kleber (gluten), dieselbe Substanz,
die zurückbleibt, wenn Mehl durch Kneten und
Ausspülen mit Wasser alles Stärkemehls be-
raubt wird; den andern harzigen Bestandtheil
kann man den grünen Färbestoff der Ge-
wächse nennen.

Indem
c) Journ. de Phys. T. (V.) 48. p. 357.

gewirkt hat. Das Licht verwandelt diese weisse
Pflanzenmaterie in jene grüne, indem es einem
Theil der erstern eine harzige Beschaffenheit
giebt. Es scheint hierbey in dem Pflanzenkörper
derselbe Proceſs statt zu finden, wie in Aufgüs-
sen vegetabilischer und animaliſcher Substanzen,
worin sich bey dem Einfluſs der bloſsen Wärme
farbenlose infusorische Organismen erzeugen, die
keine Spur von harzigen Bestandtheile zeigen,
bey der Mitwirkung des Lichts aber Priestley-
sche grüne Materie bildet, woraus Alcohol einen
grünen Stoff aufnimmt, der, wie Sennebier’s
Versuche c) beweisen, mit dem harzigen Bestand-
theil der grünen Pflanzenkörner übereinkömmt.

Diese, von Proust mit dem Namen des
Satzmehls (fecula) belegte Substanz ist der
am allgemeinsten im Pflanzenreiche verbreitete
Grundtheil, und derjenige, aus welchem die fe-
sten Theile der Gewächse vorzüglich gebildet
werden. Der ungefärbte, nach der Absonderung
des harzigen Wesens zurückbleibende Theil des-
selben ist der vegetabilische Eyweiſsstoff,
oder der Kleber (gluten), dieselbe Substanz,
die zurückbleibt, wenn Mehl durch Kneten und
Ausspülen mit Wasser alles Stärkemehls be-
raubt wird; den andern harzigen Bestandtheil
kann man den grünen Färbestoff der Ge-
wächse nennen.

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[96/0112] gewirkt hat. Das Licht verwandelt diese weisse Pflanzenmaterie in jene grüne, indem es einem Theil der erstern eine harzige Beschaffenheit giebt. Es scheint hierbey in dem Pflanzenkörper derselbe Proceſs statt zu finden, wie in Aufgüs- sen vegetabilischer und animaliſcher Substanzen, worin sich bey dem Einfluſs der bloſsen Wärme farbenlose infusorische Organismen erzeugen, die keine Spur von harzigen Bestandtheile zeigen, bey der Mitwirkung des Lichts aber Priestley- sche grüne Materie bildet, woraus Alcohol einen grünen Stoff aufnimmt, der, wie Sennebier’s Versuche c) beweisen, mit dem harzigen Bestand- theil der grünen Pflanzenkörner übereinkömmt. Diese, von Proust mit dem Namen des Satzmehls (fecula) belegte Substanz ist der am allgemeinsten im Pflanzenreiche verbreitete Grundtheil, und derjenige, aus welchem die fe- sten Theile der Gewächse vorzüglich gebildet werden. Der ungefärbte, nach der Absonderung des harzigen Wesens zurückbleibende Theil des- selben ist der vegetabilische Eyweiſsstoff, oder der Kleber (gluten), dieselbe Substanz, die zurückbleibt, wenn Mehl durch Kneten und Ausspülen mit Wasser alles Stärkemehls be- raubt wird; den andern harzigen Bestandtheil kann man den grünen Färbestoff der Ge- wächse nennen. Indem c) Journ. de Phys. T. (V.) 48. p. 357.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/112>, abgerufen am 03.05.2024.