diesem Gas, je mehr sie im Finstern da- von absorbirt hat, und sie athmet desto we- niger aus, je geringer ihr Einathmen war. Die Ausathmung des Sauerstoffgas steht da- her mit der Einathmung desselben in Verhält- niss y). -- Dieses Resultat steht aber in offenbarem Widerspruch mit der obigen Be- obachtung, nach welcher die Quantität des Sauerstoffgas, das die Pflanzen beym Lichte ausathmen, nicht derjenigen, die sie im Fin- stern eingesogen haben, sondern der, welche bey der Zerlegung des kohlensauren Gas ihrer Atmosphäre entbunden wird, gleich seyn soll. Zwar ist die obige Beobachtung an nicht fleischigen Gewächsen gemacht, das letztere Resultat hingegen aus Versuchen, die mit der Opuntie angestellt sind, abstrahirt. Allein wenn von dieser kein Schluss auf jene, und von jenen kein Schluss auf diese gilt, so lässt sich überhaupt aus den obigen Beob- achtungen nichts Allgemeines schliessen.
Dies sind die Thatsachen, die man für die Meinung von der Ernährung der Pflanzen durch das kohlensaure Gas der Atmosphäre bisher vor- gebracht hat. Ich glaube hinreichend gezeigt zu haben, dass jene Erfahrungen insgesammt eine andere Deutung zulassen, und jetzt werde ich
auch
y) Ebendas. S. 73 ff.
diesem Gas, je mehr sie im Finstern da- von absorbirt hat, und sie athmet desto we- niger aus, je geringer ihr Einathmen war. Die Ausathmung des Sauerstoffgas steht da- her mit der Einathmung desselben in Verhält- niſs y). — Dieses Resultat steht aber in offenbarem Widerspruch mit der obigen Be- obachtung, nach welcher die Quantität des Sauerstoffgas, das die Pflanzen beym Lichte ausathmen, nicht derjenigen, die sie im Fin- stern eingesogen haben, sondern der, welche bey der Zerlegung des kohlensauren Gas ihrer Atmosphäre entbunden wird, gleich seyn soll. Zwar ist die obige Beobachtung an nicht fleischigen Gewächsen gemacht, das letztere Resultat hingegen aus Versuchen, die mit der Opuntie angestellt sind, abstrahirt. Allein wenn von dieser kein Schluſs auf jene, und von jenen kein Schluſs auf diese gilt, so läſst sich überhaupt aus den obigen Beob- achtungen nichts Allgemeines schlieſsen.
Dies sind die Thatsachen, die man für die Meinung von der Ernährung der Pflanzen durch das kohlensaure Gas der Atmosphäre bisher vor- gebracht hat. Ich glaube hinreichend gezeigt zu haben, daſs jene Erfahrungen insgesammt eine andere Deutung zulassen, und jetzt werde ich
auch
y) Ebendas. S. 73 ff.
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[90/0106]
diesem Gas, je mehr sie im Finstern da-
von absorbirt hat, und sie athmet desto we-
niger aus, je geringer ihr Einathmen war.
Die Ausathmung des Sauerstoffgas steht da-
her mit der Einathmung desselben in Verhält-
niſs y). — Dieses Resultat steht aber in
offenbarem Widerspruch mit der obigen Be-
obachtung, nach welcher die Quantität des
Sauerstoffgas, das die Pflanzen beym Lichte
ausathmen, nicht derjenigen, die sie im Fin-
stern eingesogen haben, sondern der, welche
bey der Zerlegung des kohlensauren Gas
ihrer Atmosphäre entbunden wird, gleich
seyn soll. Zwar ist die obige Beobachtung
an nicht fleischigen Gewächsen gemacht, das
letztere Resultat hingegen aus Versuchen, die
mit der Opuntie angestellt sind, abstrahirt.
Allein wenn von dieser kein Schluſs auf jene,
und von jenen kein Schluſs auf diese gilt,
so läſst sich überhaupt aus den obigen Beob-
achtungen nichts Allgemeines schlieſsen.
Dies sind die Thatsachen, die man für die
Meinung von der Ernährung der Pflanzen durch
das kohlensaure Gas der Atmosphäre bisher vor-
gebracht hat. Ich glaube hinreichend gezeigt zu
haben, daſs jene Erfahrungen insgesammt eine
andere Deutung zulassen, und jetzt werde ich
auch
y) Ebendas. S. 73 ff.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/106>, abgerufen am 23.11.2024.
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