Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805.

Bild:
<< vorherige Seite

Ganzen sind; sie müssen bey ihrem Ursprunge,
ihrer Ausbildung und ihrem Absterben einen ei-
genen, von dem des Ganzen verschiedenen Ty-
pus haben, und, auch nach der Absonderung
von dem letztern, diejenigen Funktionen, denen
sie vorstanden, als sie mit diesem in Verbindung
waren, noch eine Zeitlang vollziehen; kurz, sie
müssen ein eigenthümliches Leben haben.

Die Fortdauer dieses eigenthümlichen Lebens
nach der Trennung von dem Ganzen wird desto
länger seyn, je unabhängiger die untergeordneten
Organe der Sympathie von dem Hauptorgane
sind, also je weniger Unterschied zwischen je-
nen und diesem in der Grösse und Gestalt ist,
folglich am längsten bey den Würmern, Zoophy-
ten und Pflanzen. Bey eben diesen Organismen
nun ist zugleich jeder Haupttheil dem Ganzen
ähnlich; er besitzt also dieselben Mittel zu sei-
ner Fortdauer, die das Ganze hat, und wird
daher, auch abgesondert von diesem, den
Kreislauf seines eigenthümlichen Lebens vollen-
den können.

Aber nicht blos als Theil wird er fortdauern;
auch zu einem lebenden Ganzen wird er sich
unter günstigen Umständen erheben. Alles Le-
ben des Einzelnen nehmlich geht auf Erhaltung
der Individualität gegen den Einfluss der äussern

Welt.

Ganzen sind; sie müssen bey ihrem Ursprunge,
ihrer Ausbildung und ihrem Absterben einen ei-
genen, von dem des Ganzen verschiedenen Ty-
pus haben, und, auch nach der Absonderung
von dem letztern, diejenigen Funktionen, denen
sie vorstanden, als sie mit diesem in Verbindung
waren, noch eine Zeitlang vollziehen; kurz, sie
müssen ein eigenthümliches Leben haben.

Die Fortdauer dieses eigenthümlichen Lebens
nach der Trennung von dem Ganzen wird desto
länger seyn, je unabhängiger die untergeordneten
Organe der Sympathie von dem Hauptorgane
sind, also je weniger Unterschied zwischen je-
nen und diesem in der Gröſse und Gestalt ist,
folglich am längsten bey den Würmern, Zoophy-
ten und Pflanzen. Bey eben diesen Organismen
nun ist zugleich jeder Haupttheil dem Ganzen
ähnlich; er besitzt also dieselben Mittel zu sei-
ner Fortdauer, die das Ganze hat, und wird
daher, auch abgesondert von diesem, den
Kreislauf seines eigenthümlichen Lebens vollen-
den können.

Aber nicht blos als Theil wird er fortdauern;
auch zu einem lebenden Ganzen wird er sich
unter günstigen Umständen erheben. Alles Le-
ben des Einzelnen nehmlich geht auf Erhaltung
der Individualität gegen den Einfluſs der äussern

Welt.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0569" n="559"/>
Ganzen sind; sie müssen bey ihrem Ursprunge,<lb/>
ihrer Ausbildung und ihrem Absterben einen ei-<lb/>
genen, von dem des Ganzen verschiedenen Ty-<lb/>
pus haben, und, auch nach der Absonderung<lb/>
von dem letztern, diejenigen Funktionen, denen<lb/>
sie vorstanden, als sie mit diesem in Verbindung<lb/>
waren, noch eine Zeitlang vollziehen; kurz, sie<lb/>
müssen ein eigenthümliches Leben haben.</p><lb/>
          <p>Die Fortdauer dieses eigenthümlichen Lebens<lb/>
nach der Trennung von dem Ganzen wird desto<lb/>
länger seyn, je unabhängiger die untergeordneten<lb/>
Organe der Sympathie von dem Hauptorgane<lb/>
sind, also je weniger Unterschied zwischen je-<lb/>
nen und diesem in der Grö&#x017F;se und Gestalt ist,<lb/>
folglich am längsten bey den Würmern, Zoophy-<lb/>
ten und Pflanzen. Bey eben diesen Organismen<lb/>
nun ist zugleich jeder Haupttheil dem Ganzen<lb/>
ähnlich; er besitzt also dieselben Mittel zu sei-<lb/>
ner Fortdauer, die das Ganze hat, und wird<lb/>
daher, auch abgesondert von diesem, den<lb/>
Kreislauf seines eigenthümlichen Lebens vollen-<lb/>
den können.</p><lb/>
          <p>Aber nicht blos als Theil wird er fortdauern;<lb/>
auch zu einem lebenden Ganzen wird er sich<lb/>
unter günstigen Umständen erheben. Alles Le-<lb/>
ben des Einzelnen nehmlich geht auf Erhaltung<lb/>
der Individualität gegen den Einflu&#x017F;s der äussern<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Welt.</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[559/0569] Ganzen sind; sie müssen bey ihrem Ursprunge, ihrer Ausbildung und ihrem Absterben einen ei- genen, von dem des Ganzen verschiedenen Ty- pus haben, und, auch nach der Absonderung von dem letztern, diejenigen Funktionen, denen sie vorstanden, als sie mit diesem in Verbindung waren, noch eine Zeitlang vollziehen; kurz, sie müssen ein eigenthümliches Leben haben. Die Fortdauer dieses eigenthümlichen Lebens nach der Trennung von dem Ganzen wird desto länger seyn, je unabhängiger die untergeordneten Organe der Sympathie von dem Hauptorgane sind, also je weniger Unterschied zwischen je- nen und diesem in der Gröſse und Gestalt ist, folglich am längsten bey den Würmern, Zoophy- ten und Pflanzen. Bey eben diesen Organismen nun ist zugleich jeder Haupttheil dem Ganzen ähnlich; er besitzt also dieselben Mittel zu sei- ner Fortdauer, die das Ganze hat, und wird daher, auch abgesondert von diesem, den Kreislauf seines eigenthümlichen Lebens vollen- den können. Aber nicht blos als Theil wird er fortdauern; auch zu einem lebenden Ganzen wird er sich unter günstigen Umständen erheben. Alles Le- ben des Einzelnen nehmlich geht auf Erhaltung der Individualität gegen den Einfluſs der äussern Welt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/569
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 559. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/569>, abgerufen am 22.11.2024.