Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805.

Bild:
<< vorherige Seite

gehen. Doch kein Körper hat völlig homogene
Organe, wohl aber nähern sich die Theile bey
einigen mehr, bey andern weniger der Gleich-
artigkeit. Jedes Organ hat also ein beschränktes
Wachsthum; aber die Gränzen des letztern sind
desto enger, je verschiedenartiger, und desto
weiter, je heterogener die Organe des erstern
sind. Die gleichartigsten Organe nun haben die
Zoophyten und Pflanzen (p): daher die Unbe-
stimmtheit, welche bey einem und demselben
dieser Körper in der Grösse der einzelnen Theile
herrscht (q).

Eben dies gilt aber auch von dem ganzen
Organismus. Je mannichfaltiger und verschieden-
artiger seine Organe sind, desto vielseitiger ist
sein Einfluss auf die übrige Natur, und desto
beschränkter muss sein Wachsthum seyn: daher
werden die Varietäten in der Grösse desto selte-
ner, je näher wir in der Reihe der Naturpro-
dukte dem Menschen kommen, und desto häu-
figer, je mehr wir uns den untersten Ordnungen
der Zoophyten nähern.

Jener Antagonismus, durch welchen die ver-
schiedenen Organe eines lebenden Körpers sich
wechselseitig bey ihrem Wachsthume beschrän-

ken,
(p) Biol. Bd. 1. S. 165.
(q) Biol. Bd. 2. S. 36 ff. 137.

gehen. Doch kein Körper hat völlig homogene
Organe, wohl aber nähern sich die Theile bey
einigen mehr, bey andern weniger der Gleich-
artigkeit. Jedes Organ hat also ein beschränktes
Wachsthum; aber die Gränzen des letztern sind
desto enger, je verschiedenartiger, und desto
weiter, je heterogener die Organe des erstern
sind. Die gleichartigsten Organe nun haben die
Zoophyten und Pflanzen (p): daher die Unbe-
stimmtheit, welche bey einem und demselben
dieser Körper in der Gröſse der einzelnen Theile
herrscht (q).

Eben dies gilt aber auch von dem ganzen
Organismus. Je mannichfaltiger und verschieden-
artiger seine Organe sind, desto vielseitiger ist
sein Einfluſs auf die übrige Natur, und desto
beschränkter muſs sein Wachsthum seyn: daher
werden die Varietäten in der Gröſse desto selte-
ner, je näher wir in der Reihe der Naturpro-
dukte dem Menschen kommen, und desto häu-
figer, je mehr wir uns den untersten Ordnungen
der Zoophyten nähern.

Jener Antagonismus, durch welchen die ver-
schiedenen Organe eines lebenden Körpers sich
wechselseitig bey ihrem Wachsthume beschrän-

ken,
(p) Biol. Bd. 1. S. 165.
(q) Biol. Bd. 2. S. 36 ff. 137.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0566" n="556"/>
gehen. Doch kein Körper hat völlig homogene<lb/>
Organe, wohl aber nähern sich die Theile bey<lb/>
einigen mehr, bey andern weniger der Gleich-<lb/>
artigkeit. Jedes Organ hat also ein beschränktes<lb/>
Wachsthum; aber die Gränzen des letztern sind<lb/>
desto enger, je verschiedenartiger, und desto<lb/>
weiter, je heterogener die Organe des erstern<lb/>
sind. Die gleichartigsten Organe nun haben die<lb/>
Zoophyten und Pflanzen <note place="foot" n="(p)">Biol. Bd. 1. S. 165.</note>: daher die Unbe-<lb/>
stimmtheit, welche bey einem und demselben<lb/>
dieser Körper in der Grö&#x017F;se der einzelnen Theile<lb/>
herrscht <note place="foot" n="(q)">Biol. Bd. 2. S. 36 ff. 137.</note>.</p><lb/>
          <p>Eben dies gilt aber auch von dem ganzen<lb/>
Organismus. Je mannichfaltiger und verschieden-<lb/>
artiger seine Organe sind, desto vielseitiger ist<lb/>
sein Einflu&#x017F;s auf die übrige Natur, und desto<lb/>
beschränkter mu&#x017F;s sein Wachsthum seyn: daher<lb/>
werden die Varietäten in der Grö&#x017F;se desto selte-<lb/>
ner, je näher wir in der Reihe der Naturpro-<lb/>
dukte dem Menschen kommen, und desto häu-<lb/>
figer, je mehr wir uns den untersten Ordnungen<lb/>
der Zoophyten nähern.</p><lb/>
          <p>Jener Antagonismus, durch welchen die ver-<lb/>
schiedenen Organe eines lebenden Körpers sich<lb/>
wechselseitig bey ihrem Wachsthume beschrän-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ken,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[556/0566] gehen. Doch kein Körper hat völlig homogene Organe, wohl aber nähern sich die Theile bey einigen mehr, bey andern weniger der Gleich- artigkeit. Jedes Organ hat also ein beschränktes Wachsthum; aber die Gränzen des letztern sind desto enger, je verschiedenartiger, und desto weiter, je heterogener die Organe des erstern sind. Die gleichartigsten Organe nun haben die Zoophyten und Pflanzen (p): daher die Unbe- stimmtheit, welche bey einem und demselben dieser Körper in der Gröſse der einzelnen Theile herrscht (q). Eben dies gilt aber auch von dem ganzen Organismus. Je mannichfaltiger und verschieden- artiger seine Organe sind, desto vielseitiger ist sein Einfluſs auf die übrige Natur, und desto beschränkter muſs sein Wachsthum seyn: daher werden die Varietäten in der Gröſse desto selte- ner, je näher wir in der Reihe der Naturpro- dukte dem Menschen kommen, und desto häu- figer, je mehr wir uns den untersten Ordnungen der Zoophyten nähern. Jener Antagonismus, durch welchen die ver- schiedenen Organe eines lebenden Körpers sich wechselseitig bey ihrem Wachsthume beschrän- ken, (p) Biol. Bd. 1. S. 165. (q) Biol. Bd. 2. S. 36 ff. 137.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/566
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 556. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/566>, abgerufen am 28.09.2024.