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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805.

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auf die äussere Welt ist aber desto stärker und
vielseitiger, je ausgebildeter und mannichfaltiger
seine Organe sind, und diese Mannichfaltigkeit
nimmt in einer ununterbrochenen Stufenfolge zu
von den einfachsten Zoophyten bis zu dem Men-
schen (o). Darum sind die Zoophyten die frucht-
barsten, die Säugthiere aber, und vorzüglich der
Mensch, die unfruchtbarsten unter allen leben-
den Körpern.

Jede Funktion hat ihr Organ, und die Man-
nichfaltigkeit und Vollkommenheit der Funktionen
drückt sich in der Mannichfaltigkeit und Ausbil-
dung der Organe aus. Wenn also gewisse Funk-
tionen einander beschränken, so müssen auch
die Organe, welche diesen Funktionen vorstehen,
eine gleiche Wirkung auf einander äussern. Und
hierauf beruhet das im 6ten § des vorigen Ab-
schnitts aus Erfahrungsgründen hergeleitete Ge-
setz des Antagonismus.

Antagonistisch wirken nur solche Organe auf
einander, welche verschiedenen Funktionen vor-
stehen. Wo also keine Verschiedenheit der
Funktionen und keine Mannichfaltigkeit der Or-
gane ist, da findet auch kein Antagonismus statt,
und bey einem solchen Körper kann daher das
Wachsthum des einzelnen Theils ins Unendliche

gehen.
(o) Biol. Bd. 1. S. 448.

auf die äussere Welt ist aber desto stärker und
vielseitiger, je ausgebildeter und mannichfaltiger
seine Organe sind, und diese Mannichfaltigkeit
nimmt in einer ununterbrochenen Stufenfolge zu
von den einfachsten Zoophyten bis zu dem Men-
schen (o). Darum sind die Zoophyten die frucht-
barsten, die Säugthiere aber, und vorzüglich der
Mensch, die unfruchtbarsten unter allen leben-
den Körpern.

Jede Funktion hat ihr Organ, und die Man-
nichfaltigkeit und Vollkommenheit der Funktionen
drückt sich in der Mannichfaltigkeit und Ausbil-
dung der Organe aus. Wenn also gewisse Funk-
tionen einander beschränken, so müssen auch
die Organe, welche diesen Funktionen vorstehen,
eine gleiche Wirkung auf einander äussern. Und
hierauf beruhet das im 6ten § des vorigen Ab-
schnitts aus Erfahrungsgründen hergeleitete Ge-
setz des Antagonismus.

Antagonistisch wirken nur solche Organe auf
einander, welche verschiedenen Funktionen vor-
stehen. Wo also keine Verschiedenheit der
Funktionen und keine Mannichfaltigkeit der Or-
gane ist, da findet auch kein Antagonismus statt,
und bey einem solchen Körper kann daher das
Wachsthum des einzelnen Theils ins Unendliche

gehen.
(o) Biol. Bd. 1. S. 448.
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[555/0565] auf die äussere Welt ist aber desto stärker und vielseitiger, je ausgebildeter und mannichfaltiger seine Organe sind, und diese Mannichfaltigkeit nimmt in einer ununterbrochenen Stufenfolge zu von den einfachsten Zoophyten bis zu dem Men- schen (o). Darum sind die Zoophyten die frucht- barsten, die Säugthiere aber, und vorzüglich der Mensch, die unfruchtbarsten unter allen leben- den Körpern. Jede Funktion hat ihr Organ, und die Man- nichfaltigkeit und Vollkommenheit der Funktionen drückt sich in der Mannichfaltigkeit und Ausbil- dung der Organe aus. Wenn also gewisse Funk- tionen einander beschränken, so müssen auch die Organe, welche diesen Funktionen vorstehen, eine gleiche Wirkung auf einander äussern. Und hierauf beruhet das im 6ten § des vorigen Ab- schnitts aus Erfahrungsgründen hergeleitete Ge- setz des Antagonismus. Antagonistisch wirken nur solche Organe auf einander, welche verschiedenen Funktionen vor- stehen. Wo also keine Verschiedenheit der Funktionen und keine Mannichfaltigkeit der Or- gane ist, da findet auch kein Antagonismus statt, und bey einem solchen Körper kann daher das Wachsthum des einzelnen Theils ins Unendliche gehen. (o) Biol. Bd. 1. S. 448.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 555. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/565>, abgerufen am 28.09.2024.