Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805.

Bild:
<< vorherige Seite

lichen Zwillingen, die von der Mitte der Brust
bis zur Nabelgegend verbunden waren. Alles
war an diesen Kindern natürlich, bis auf das
Brustbein, die Muskeln, die am Brustbeine befe-
stigt sind, das Herz, das Zwerchfell und die Le-
ber. Diese Organe waren einfach, und gehörten
beyden Kindern zugleich an. Aber wie konnte
Ein Herz den Blutgefässen zweyer Körper zum
Ursprunge dienen? Man höre, durch welche
Struktur die Natur dieses Problem gelöset hatte.

Jenes Herz hatte zwey Scheidewände, eine
auf der rechten und eine auf der linken Seite,
mithin drey Ventrikel. Der mittlere von diesen
stand durch eine weite Oeffnung, die sich in der
linken Scheidewand befand, mit dem linken Ven-
trikel in Verbindung; die rechte Scheidewand
aber war undurchbohrt. Jeder Körper hatte sei-
ne eigene Aorta, Hohlvene, Lungenarterie und
Lungenvene. In dem rechten Ventrikel fanden
sich zwey Oeffnungen; die eine diente zur Auf-
nahme der rechten Hohlvene, und aus der an-
dern entsprang die rechte Lungenarterie. Der
mittlere Ventrikel hatte, ausser der schon er-
wähnten Oeffnung, wodurch er mit dem linken
Ventrikel in Verbindung stand, noch vier andere:
eine, woraus die rechte Aorta entsprang; eine
zweyte, worin sich die rechte Hohlvene inserirte,
die auch, wie schon bemerkt ist, in den rech-

ten
F f 5

lichen Zwillingen, die von der Mitte der Brust
bis zur Nabelgegend verbunden waren. Alles
war an diesen Kindern natürlich, bis auf das
Brustbein, die Muskeln, die am Brustbeine befe-
stigt sind, das Herz, das Zwerchfell und die Le-
ber. Diese Organe waren einfach, und gehörten
beyden Kindern zugleich an. Aber wie konnte
Ein Herz den Blutgefäſsen zweyer Körper zum
Ursprunge dienen? Man höre, durch welche
Struktur die Natur dieses Problem gelöset hatte.

Jenes Herz hatte zwey Scheidewände, eine
auf der rechten und eine auf der linken Seite,
mithin drey Ventrikel. Der mittlere von diesen
stand durch eine weite Oeffnung, die sich in der
linken Scheidewand befand, mit dem linken Ven-
trikel in Verbindung; die rechte Scheidewand
aber war undurchbohrt. Jeder Körper hatte sei-
ne eigene Aorta, Hohlvene, Lungenarterie und
Lungenvene. In dem rechten Ventrikel fanden
sich zwey Oeffnungen; die eine diente zur Auf-
nahme der rechten Hohlvene, und aus der an-
dern entsprang die rechte Lungenarterie. Der
mittlere Ventrikel hatte, ausser der schon er-
wähnten Oeffnung, wodurch er mit dem linken
Ventrikel in Verbindung stand, noch vier andere:
eine, woraus die rechte Aorta entsprang; eine
zweyte, worin sich die rechte Hohlvene inserirte,
die auch, wie schon bemerkt ist, in den rech-

ten
F f 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0467" n="457"/>
lichen Zwillingen, die von der Mitte der Brust<lb/>
bis zur Nabelgegend verbunden waren. Alles<lb/>
war an diesen Kindern natürlich, bis auf das<lb/>
Brustbein, die Muskeln, die am Brustbeine befe-<lb/>
stigt sind, das Herz, das Zwerchfell und die Le-<lb/>
ber. Diese Organe waren einfach, und gehörten<lb/>
beyden Kindern zugleich an. Aber wie konnte<lb/>
Ein Herz den Blutgefä&#x017F;sen zweyer Körper zum<lb/>
Ursprunge dienen? Man höre, durch welche<lb/>
Struktur die Natur dieses Problem gelöset hatte.</p><lb/>
              <p>Jenes Herz hatte zwey Scheidewände, eine<lb/>
auf der rechten und eine auf der linken Seite,<lb/>
mithin drey Ventrikel. Der mittlere von diesen<lb/>
stand durch eine weite Oeffnung, die sich in der<lb/>
linken Scheidewand befand, mit dem linken Ven-<lb/>
trikel in Verbindung; die rechte Scheidewand<lb/>
aber war undurchbohrt. Jeder Körper hatte sei-<lb/>
ne eigene Aorta, Hohlvene, Lungenarterie und<lb/>
Lungenvene. In dem rechten Ventrikel fanden<lb/>
sich zwey Oeffnungen; die eine diente zur Auf-<lb/>
nahme der rechten Hohlvene, und aus der an-<lb/>
dern entsprang die rechte Lungenarterie. Der<lb/>
mittlere Ventrikel hatte, ausser der schon er-<lb/>
wähnten Oeffnung, wodurch er mit dem linken<lb/>
Ventrikel in Verbindung stand, noch vier andere:<lb/>
eine, woraus die rechte Aorta entsprang; eine<lb/>
zweyte, worin sich die rechte Hohlvene inserirte,<lb/>
die auch, wie schon bemerkt ist, in den rech-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F f 5</fw><fw place="bottom" type="catch">ten</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[457/0467] lichen Zwillingen, die von der Mitte der Brust bis zur Nabelgegend verbunden waren. Alles war an diesen Kindern natürlich, bis auf das Brustbein, die Muskeln, die am Brustbeine befe- stigt sind, das Herz, das Zwerchfell und die Le- ber. Diese Organe waren einfach, und gehörten beyden Kindern zugleich an. Aber wie konnte Ein Herz den Blutgefäſsen zweyer Körper zum Ursprunge dienen? Man höre, durch welche Struktur die Natur dieses Problem gelöset hatte. Jenes Herz hatte zwey Scheidewände, eine auf der rechten und eine auf der linken Seite, mithin drey Ventrikel. Der mittlere von diesen stand durch eine weite Oeffnung, die sich in der linken Scheidewand befand, mit dem linken Ven- trikel in Verbindung; die rechte Scheidewand aber war undurchbohrt. Jeder Körper hatte sei- ne eigene Aorta, Hohlvene, Lungenarterie und Lungenvene. In dem rechten Ventrikel fanden sich zwey Oeffnungen; die eine diente zur Auf- nahme der rechten Hohlvene, und aus der an- dern entsprang die rechte Lungenarterie. Der mittlere Ventrikel hatte, ausser der schon er- wähnten Oeffnung, wodurch er mit dem linken Ventrikel in Verbindung stand, noch vier andere: eine, woraus die rechte Aorta entsprang; eine zweyte, worin sich die rechte Hohlvene inserirte, die auch, wie schon bemerkt ist, in den rech- ten F f 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/467
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 457. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/467>, abgerufen am 18.05.2024.