welches auf der Mitte der Stirne sitzt, oder mit drey Hörnern, so häufig, dass sich hier diese Abweichungen vom sonstigen Bau fast als Dege- nerationen betrachten lassen (a). Aber vorzüg- lich zeigen sich ähnliche Erscheinungen an der Grösse des ganzen Körpers und an der Beschaf- fenheit des Haars. In einzelnen seltenen Fällen entstehen durch zufällige Ursachen Thiere, die ihre Stammeltern an Grösse weit übertreffen. Was in diesen Fällen Missbildung ist, wurde bey den Europäischen Schweinen, die von den Spa- niern nach Cuba gebracht waren, Degeneration. Die Abkömmlinge derselben wurden auf dieser Insel alle mehr als noch einmal so gross, wie ihre Europäischen Vorfahren (b). Behaarte Thie- re werfen zuweilen ein unbehaartes Junges. Aber unter den Hunden giebt es eine ganze unbehaarte Race, nehmlich die der Türkischen Hunde.
Von der Erblichkeit der Deformitäten giebt es eine Menge Beyspiele bey dem Menschen und dessen Hausthieren. Ja, es sind sehr viele Fälle vorhanden, wo nicht nur angebohrne Verunstal- tungen, sondern selbst zufällige, erst lange nach der Geburth entstandene Verstümmelungen auf die Nachkommen übergingen. Man findet häufig
En-
(a)Pallas spicil. zool. fasc. XI. p. 71. fasc. XII. p. 35.
(b)Blumenbach in Voigt's Mag. f. d. Neueste aus der Physik etc. B. VI. St. 1. S. 9. 10.
welches auf der Mitte der Stirne sitzt, oder mit drey Hörnern, so häufig, daſs sich hier diese Abweichungen vom sonstigen Bau fast als Dege- nerationen betrachten lassen (a). Aber vorzüg- lich zeigen sich ähnliche Erscheinungen an der Gröſse des ganzen Körpers und an der Beschaf- fenheit des Haars. In einzelnen seltenen Fällen entstehen durch zufällige Ursachen Thiere, die ihre Stammeltern an Gröſse weit übertreffen. Was in diesen Fällen Miſsbildung ist, wurde bey den Europäischen Schweinen, die von den Spa- niern nach Cuba gebracht waren, Degeneration. Die Abkömmlinge derselben wurden auf dieser Insel alle mehr als noch einmal so groſs, wie ihre Europäischen Vorfahren (b). Behaarte Thie- re werfen zuweilen ein unbehaartes Junges. Aber unter den Hunden giebt es eine ganze unbehaarte Raçe, nehmlich die der Türkischen Hunde.
Von der Erblichkeit der Deformitäten giebt es eine Menge Beyspiele bey dem Menschen und dessen Hausthieren. Ja, es sind sehr viele Fälle vorhanden, wo nicht nur angebohrne Verunstal- tungen, sondern selbst zufällige, erst lange nach der Geburth entstandene Verstümmelungen auf die Nachkommen übergingen. Man findet häufig
En-
(a)Pallas spicil. zool. fasc. XI. p. 71. fasc. XII. p. 35.
(b)Blumenbach in Voigt’s Mag. f. d. Neueste aus der Physik etc. B. VI. St. 1. S. 9. 10.
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welches auf der Mitte der Stirne sitzt, oder mit
drey Hörnern, so häufig, daſs sich hier diese
Abweichungen vom sonstigen Bau fast als Dege-
nerationen betrachten lassen (a). Aber vorzüg-
lich zeigen sich ähnliche Erscheinungen an der
Gröſse des ganzen Körpers und an der Beschaf-
fenheit des Haars. In einzelnen seltenen Fällen
entstehen durch zufällige Ursachen Thiere, die
ihre Stammeltern an Gröſse weit übertreffen.
Was in diesen Fällen Miſsbildung ist, wurde bey
den Europäischen Schweinen, die von den Spa-
niern nach Cuba gebracht waren, Degeneration.
Die Abkömmlinge derselben wurden auf dieser
Insel alle mehr als noch einmal so groſs, wie
ihre Europäischen Vorfahren (b). Behaarte Thie-
re werfen zuweilen ein unbehaartes Junges. Aber
unter den Hunden giebt es eine ganze unbehaarte
Raçe, nehmlich die der Türkischen Hunde.
Von der Erblichkeit der Deformitäten giebt
es eine Menge Beyspiele bey dem Menschen und
dessen Hausthieren. Ja, es sind sehr viele Fälle
vorhanden, wo nicht nur angebohrne Verunstal-
tungen, sondern selbst zufällige, erst lange nach
der Geburth entstandene Verstümmelungen auf
die Nachkommen übergingen. Man findet häufig
En-
(a) Pallas spicil. zool. fasc. XI. p. 71. fasc. XII. p. 35.
(b) Blumenbach in Voigt’s Mag. f. d. Neueste aus
der Physik etc. B. VI. St. 1. S. 9. 10.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/460>, abgerufen am 22.11.2024.
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