Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

durch Degeneration; und wie Degenerationen, so
sind auch Missbildungen zuweilen erblich. Hal-
ler (y) erwähnt eines Ochsen, dessen Hufen nach
vorne in lange Fortsätze ausgewachsen waren.
Hier waren diese Auswüchse Missbildung. Aber
die Schweine, die im Jahre 1509 von den Spa-
niern nach der Westindischen Insel Cubagna ge-
bracht wurden, bekamen dort ebenfalls Klauen,
die auf eine halbe Spanne lang waren, wie schon
oben im 2ten Buche (z) erzählt ist. Hier war
diese Abweichung von der ursprünglichen Bildung
Degeneration, und was bey jenem Ochsen von
einer zufälligen Ursache herrührte, wurde bey
diesen Schweinen durch den allgemeinen Einfluss
des Climas oder der Nahrungsmittel hervorge-
bracht, der doch nicht erst nach der Empfängniss
eintreten konnte, sondern jenen Ursachen der
Missbildung, die wir ursprüngliche genannt ha-
ben, ganz analog war. So kommen auch in Eu-
ropa wiederkäuende Thiere mit mehr als zwey
Hörnern so selten vor, dass sie hier zu den De-
formitäten gehören. Hingegen sind in Siberien
unter den Kirgisischen Böcken Individuen mit
vier, fünf und sechs Hörnern, so wie unter den
Saiga-Antilopen Individuen mit Einem Horne,

wel-
(y) Opp. min. T. III. p. 7.
(z) Biol. Bd. 2. S. 497. Durch einen Schreibfehler steht
aber an dieser Stelle Elle für Spanne.
III. Bd. F f

durch Degeneration; und wie Degenerationen, so
sind auch Miſsbildungen zuweilen erblich. Hal-
ler (y) erwähnt eines Ochsen, dessen Hufen nach
vorne in lange Fortsätze ausgewachsen waren.
Hier waren diese Auswüchse Miſsbildung. Aber
die Schweine, die im Jahre 1509 von den Spa-
niern nach der Westindischen Insel Cubagna ge-
bracht wurden, bekamen dort ebenfalls Klauen,
die auf eine halbe Spanne lang waren, wie schon
oben im 2ten Buche (z) erzählt ist. Hier war
diese Abweichung von der ursprünglichen Bildung
Degeneration, und was bey jenem Ochsen von
einer zufälligen Ursache herrührte, wurde bey
diesen Schweinen durch den allgemeinen Einfluſs
des Climas oder der Nahrungsmittel hervorge-
bracht, der doch nicht erst nach der Empfängniſs
eintreten konnte, sondern jenen Ursachen der
Miſsbildung, die wir ursprüngliche genannt ha-
ben, ganz analog war. So kommen auch in Eu-
ropa wiederkäuende Thiere mit mehr als zwey
Hörnern so selten vor, daſs sie hier zu den De-
formitäten gehören. Hingegen sind in Siberien
unter den Kirgisischen Böcken Individuen mit
vier, fünf und sechs Hörnern, so wie unter den
Saiga-Antilopen Individuen mit Einem Horne,

wel-
(y) Opp. min. T. III. p. 7.
(z) Biol. Bd. 2. S. 497. Durch einen Schreibfehler steht
aber an dieser Stelle Elle für Spanne.
III. Bd. F f
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0459" n="449"/>
durch Degeneration; und wie Degenerationen, so<lb/>
sind auch Mi&#x017F;sbildungen zuweilen erblich. <hi rendition="#k">Hal-<lb/>
ler</hi> <note place="foot" n="(y)">Opp. min. T. III. p. 7.</note> erwähnt eines Ochsen, dessen Hufen nach<lb/>
vorne in lange Fortsätze ausgewachsen waren.<lb/>
Hier waren diese Auswüchse Mi&#x017F;sbildung. Aber<lb/>
die Schweine, die im Jahre 1509 von den Spa-<lb/>
niern nach der Westindischen Insel Cubagna ge-<lb/>
bracht wurden, bekamen dort ebenfalls Klauen,<lb/>
die auf eine halbe Spanne lang waren, wie schon<lb/>
oben im 2ten Buche <note place="foot" n="(z)">Biol. Bd. 2. S. 497. Durch einen Schreibfehler steht<lb/>
aber an dieser Stelle <hi rendition="#g">Elle</hi> für <hi rendition="#g">Spanne</hi>.</note> erzählt ist. Hier war<lb/>
diese Abweichung von der ursprünglichen Bildung<lb/>
Degeneration, und was bey jenem Ochsen von<lb/>
einer zufälligen Ursache herrührte, wurde bey<lb/>
diesen Schweinen durch den allgemeinen Einflu&#x017F;s<lb/>
des Climas oder der Nahrungsmittel hervorge-<lb/>
bracht, der doch nicht erst nach der Empfängni&#x017F;s<lb/>
eintreten konnte, sondern jenen Ursachen der<lb/>
Mi&#x017F;sbildung, die wir ursprüngliche genannt ha-<lb/>
ben, ganz analog war. So kommen auch in Eu-<lb/>
ropa wiederkäuende Thiere mit mehr als zwey<lb/>
Hörnern so selten vor, da&#x017F;s sie hier zu den De-<lb/>
formitäten gehören. Hingegen sind in Siberien<lb/>
unter den Kirgisischen Böcken Individuen mit<lb/>
vier, fünf und sechs Hörnern, so wie unter den<lb/>
Saiga-Antilopen Individuen mit Einem Horne,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wel-</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#i">III. Bd.</hi> F f</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[449/0459] durch Degeneration; und wie Degenerationen, so sind auch Miſsbildungen zuweilen erblich. Hal- ler (y) erwähnt eines Ochsen, dessen Hufen nach vorne in lange Fortsätze ausgewachsen waren. Hier waren diese Auswüchse Miſsbildung. Aber die Schweine, die im Jahre 1509 von den Spa- niern nach der Westindischen Insel Cubagna ge- bracht wurden, bekamen dort ebenfalls Klauen, die auf eine halbe Spanne lang waren, wie schon oben im 2ten Buche (z) erzählt ist. Hier war diese Abweichung von der ursprünglichen Bildung Degeneration, und was bey jenem Ochsen von einer zufälligen Ursache herrührte, wurde bey diesen Schweinen durch den allgemeinen Einfluſs des Climas oder der Nahrungsmittel hervorge- bracht, der doch nicht erst nach der Empfängniſs eintreten konnte, sondern jenen Ursachen der Miſsbildung, die wir ursprüngliche genannt ha- ben, ganz analog war. So kommen auch in Eu- ropa wiederkäuende Thiere mit mehr als zwey Hörnern so selten vor, daſs sie hier zu den De- formitäten gehören. Hingegen sind in Siberien unter den Kirgisischen Böcken Individuen mit vier, fünf und sechs Hörnern, so wie unter den Saiga-Antilopen Individuen mit Einem Horne, wel- (y) Opp. min. T. III. p. 7. (z) Biol. Bd. 2. S. 497. Durch einen Schreibfehler steht aber an dieser Stelle Elle für Spanne. III. Bd. F f

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/459
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 449. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/459>, abgerufen am 18.05.2024.