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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805.

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Hier ist eine Reihe fragmentarischer Beobach-
tungen, die zum Theil vielleicht immer Bruch-
stücke bleiben werden, und zum Theil erst in
der Folge sich an analoge Thatsachen werden an-
reihen lassen. Aus einigen derselben lassen sich
indess hier schon Folgerungen ziehen, und die-
se sind Spallanzani's Erfahrungen über das
Vermögen des männlichen Saamens durch ein
langes Medium von Schleim, nicht aber durch
ein Medium von Eyweiss, seine befruchtende
Kraft zu äussern. Lässt sich hieraus nicht
schliessen, dass der männliche Saamen nicht durch
seine ponderabeln Bestandtheile, sondern durch
eine, diesen beywohnende Kraft, welche, gleich
der Elektricität und dem Magnetismus, ihre Con-
duktoren und Isolatoren hat, seine befruchtende
Wirkungen äussert? Zwar will Spallanzani (r)
unter dem Microscop in jenem Schleim Poren
entdeckt haben, wodurch seiner Meinung nach
der Saamen bis zum Mittelpunkte der Eyer ge-
langet. Allein gesetzt, solche Canäle existirten,
so bleibt es doch unbegreiflich, wie ein kleiner
Tropfen Saamens durch eine zolldicke Schleim-
masse und durch 50 über einander gelegte Eyer
bis zum untersten Eye durchdringen sollte.

Unsere Meinung hat dagegen das Vermögen
des Saamens, einer an Gewichte 2880 mal grö-

ssern
(r) A. a. O. S. 203.

Hier ist eine Reihe fragmentarischer Beobach-
tungen, die zum Theil vielleicht immer Bruch-
stücke bleiben werden, und zum Theil erst in
der Folge sich an analoge Thatsachen werden an-
reihen lassen. Aus einigen derselben lassen sich
indeſs hier schon Folgerungen ziehen, und die-
se sind Spallanzani’s Erfahrungen über das
Vermögen des männlichen Saamens durch ein
langes Medium von Schleim, nicht aber durch
ein Medium von Eyweiſs, seine befruchtende
Kraft zu äussern. Läſst sich hieraus nicht
schliessen, daſs der männliche Saamen nicht durch
seine ponderabeln Bestandtheile, sondern durch
eine, diesen beywohnende Kraft, welche, gleich
der Elektricität und dem Magnetismus, ihre Con-
duktoren und Isolatoren hat, seine befruchtende
Wirkungen äussert? Zwar will Spallanzani (r)
unter dem Microscop in jenem Schleim Poren
entdeckt haben, wodurch seiner Meinung nach
der Saamen bis zum Mittelpunkte der Eyer ge-
langet. Allein gesetzt, solche Canäle existirten,
so bleibt es doch unbegreiflich, wie ein kleiner
Tropfen Saamens durch eine zolldicke Schleim-
masse und durch 50 über einander gelegte Eyer
bis zum untersten Eye durchdringen sollte.

Unsere Meinung hat dagegen das Vermögen
des Saamens, einer an Gewichte 2880 mal grö-

ſsern
(r) A. a. O. S. 203.
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[386/0396] Hier ist eine Reihe fragmentarischer Beobach- tungen, die zum Theil vielleicht immer Bruch- stücke bleiben werden, und zum Theil erst in der Folge sich an analoge Thatsachen werden an- reihen lassen. Aus einigen derselben lassen sich indeſs hier schon Folgerungen ziehen, und die- se sind Spallanzani’s Erfahrungen über das Vermögen des männlichen Saamens durch ein langes Medium von Schleim, nicht aber durch ein Medium von Eyweiſs, seine befruchtende Kraft zu äussern. Läſst sich hieraus nicht schliessen, daſs der männliche Saamen nicht durch seine ponderabeln Bestandtheile, sondern durch eine, diesen beywohnende Kraft, welche, gleich der Elektricität und dem Magnetismus, ihre Con- duktoren und Isolatoren hat, seine befruchtende Wirkungen äussert? Zwar will Spallanzani (r) unter dem Microscop in jenem Schleim Poren entdeckt haben, wodurch seiner Meinung nach der Saamen bis zum Mittelpunkte der Eyer ge- langet. Allein gesetzt, solche Canäle existirten, so bleibt es doch unbegreiflich, wie ein kleiner Tropfen Saamens durch eine zolldicke Schleim- masse und durch 50 über einander gelegte Eyer bis zum untersten Eye durchdringen sollte. Unsere Meinung hat dagegen das Vermögen des Saamens, einer an Gewichte 2880 mal grö- ſsern (r) A. a. O. S. 203.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/396>, abgerufen am 18.05.2024.