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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802.

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Diese vier Verhältnisse der Receptivität zum
Reaktionsvermögen machen das aus, was man
Temperamente nennet. Auf ihnen und den ver-
schiedenen Formen des Lebens beruhet die Man-
nichfaltigkeit der lebenden Natur.

Jede Form des Lebens ist, wie wir gesehen ha-
ben, beschränkt. Diese Schranken aber können in
intensiver und in protensiver Hinsicht statt
finden. Dass jedes Leben intensive Schranken hat,
folgt unmittelbar aus den obigen Sätzen. Eben die-
se intensive Beschränktheit derselben, verbunden
mit einem, die Organisation der gesamten Natur
betreffenden Satze, den wir oben vorgetragen ha-
ben, beweiset aber auch, dass der Protension des-
selben ebenfalls Gränzen gesetzt seyn müssen.
Dieser Satz war nehmlich der, dass jedes System
von repulsiven Kräften eine unendliche Reihe von
Veränderungen durchläuft, die sich von jedem
Punkte ihrer Bahn immer weiter entfernt, indem
sie sich demselben immer wieder nähert. Hiernach
muss für jeden lebenden Körper, die Energie seiner
Lebenskraft sey so gross, wie sie wolle, doch end-
lich eine Zeit eintreten, wo seine Organisation mit
der der Aussenwelt nicht länger bestehen kann.

Dies zum Grunde gelegt, so findet ein drey-
facher Uebergang des lebenden Organismus zur leb-
losen Natur, oder auch zu andern Formen des
Lebens statt:

1) durch
E 4

Diese vier Verhältnisse der Receptivität zum
Reaktionsvermögen machen das aus, was man
Temperamente nennet. Auf ihnen und den ver-
schiedenen Formen des Lebens beruhet die Man-
nichfaltigkeit der lebenden Natur.

Jede Form des Lebens ist, wie wir gesehen ha-
ben, beschränkt. Diese Schranken aber können in
intensiver und in protensiver Hinsicht statt
finden. Daſs jedes Leben intensive Schranken hat,
folgt unmittelbar aus den obigen Sätzen. Eben die-
se intensive Beschränktheit derselben, verbunden
mit einem, die Organisation der gesamten Natur
betreffenden Satze, den wir oben vorgetragen ha-
ben, beweiset aber auch, daſs der Protension des-
selben ebenfalls Gränzen gesetzt seyn müssen.
Dieser Satz war nehmlich der, daſs jedes System
von repulsiven Kräften eine unendliche Reihe von
Veränderungen durchläuft, die sich von jedem
Punkte ihrer Bahn immer weiter entfernt, indem
sie sich demselben immer wieder nähert. Hiernach
muſs für jeden lebenden Körper, die Energie seiner
Lebenskraft sey so groſs, wie sie wolle, doch end-
lich eine Zeit eintreten, wo seine Organisation mit
der der Aussenwelt nicht länger bestehen kann.

Dies zum Grunde gelegt, so findet ein drey-
facher Uebergang des lebenden Organismus zur leb-
losen Natur, oder auch zu andern Formen des
Lebens statt:

1) durch
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[71/0091] Diese vier Verhältnisse der Receptivität zum Reaktionsvermögen machen das aus, was man Temperamente nennet. Auf ihnen und den ver- schiedenen Formen des Lebens beruhet die Man- nichfaltigkeit der lebenden Natur. Jede Form des Lebens ist, wie wir gesehen ha- ben, beschränkt. Diese Schranken aber können in intensiver und in protensiver Hinsicht statt finden. Daſs jedes Leben intensive Schranken hat, folgt unmittelbar aus den obigen Sätzen. Eben die- se intensive Beschränktheit derselben, verbunden mit einem, die Organisation der gesamten Natur betreffenden Satze, den wir oben vorgetragen ha- ben, beweiset aber auch, daſs der Protension des- selben ebenfalls Gränzen gesetzt seyn müssen. Dieser Satz war nehmlich der, daſs jedes System von repulsiven Kräften eine unendliche Reihe von Veränderungen durchläuft, die sich von jedem Punkte ihrer Bahn immer weiter entfernt, indem sie sich demselben immer wieder nähert. Hiernach muſs für jeden lebenden Körper, die Energie seiner Lebenskraft sey so groſs, wie sie wolle, doch end- lich eine Zeit eintreten, wo seine Organisation mit der der Aussenwelt nicht länger bestehen kann. Dies zum Grunde gelegt, so findet ein drey- facher Uebergang des lebenden Organismus zur leb- losen Natur, oder auch zu andern Formen des Lebens statt: 1) durch E 4

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/91>, abgerufen am 03.05.2024.