können eben so wenig bestimmen, wo der niedrig- ste Grad des physischen Lebens ist, und wo dieses zum Leblosen übergeht, als wir die höchsten Stu- fen des Lebens anzugeben und zu behaupten ver- mögen, dass nicht über dem Menschen Wesen von einem noch höhern Grade der Vitalität stehen.
Noch mehr! Erklärt eure Hypothese auch wirklich mehr, als die unsrige? Lasst sehen, wie weit wir mit ihr ausreichen. Sind chemische Wahlanziehung, Licht u. s. w. nicht Produkte der repulsiven Grundkraft, sondern Wirkungen eigener Kräfte, so müssen diese entweder mit der repulsi- ven Kraft Modifikationen einer und derselben Grundkraft, oder, wie die letztern, eigene Grund- kräfte seyn. Ist ferner der lebende Organismus ein Produkt eines besondern Zusammenwirkens jener verschiedenen Kräfte, so frägt sich: wodurch wer- den dieselben zu dieser eigenen Zusammenwirkung determinirt? Nehmt ihr sie für Modifikationen einer und derselben Grundkraft an, so ist keine andere Beantwortung dieser Frage, als aus der ursprünglichen Einrichtung des allgemeinen Orga- nismus möglich? Aber woher diese ursprüngliche Einrichtung? Hier liegt ein Knoten, den ihr ohne Dichtungen nicht zu lösen im Stande seyd. Nehmt ihr jene Kräfte für eben so viele verschiedene Grundkräfte an, so entsteht wieder die Frage, was diese Grundkräfte in der lebenden Natur an einander
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können eben so wenig bestimmen, wo der niedrig- ste Grad des physischen Lebens ist, und wo dieses zum Leblosen übergeht, als wir die höchsten Stu- fen des Lebens anzugeben und zu behaupten ver- mögen, daſs nicht über dem Menschen Wesen von einem noch höhern Grade der Vitalität stehen.
Noch mehr! Erklärt eure Hypothese auch wirklich mehr, als die unsrige? Laſst sehen, wie weit wir mit ihr ausreichen. Sind chemische Wahlanziehung, Licht u. s. w. nicht Produkte der repulsiven Grundkraft, sondern Wirkungen eigener Kräfte, so müssen diese entweder mit der repulsi- ven Kraft Modifikationen einer und derselben Grundkraft, oder, wie die letztern, eigene Grund- kräfte seyn. Ist ferner der lebende Organismus ein Produkt eines besondern Zusammenwirkens jener verschiedenen Kräfte, so frägt sich: wodurch wer- den dieselben zu dieser eigenen Zusammenwirkung determinirt? Nehmt ihr sie für Modifikationen einer und derselben Grundkraft an, so ist keine andere Beantwortung dieser Frage, als aus der ursprünglichen Einrichtung des allgemeinen Orga- nismus möglich? Aber woher diese ursprüngliche Einrichtung? Hier liegt ein Knoten, den ihr ohne Dichtungen nicht zu lösen im Stande seyd. Nehmt ihr jene Kräfte für eben so viele verschiedene Grundkräfte an, so entsteht wieder die Frage, was diese Grundkräfte in der lebenden Natur an einander
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[55/0075]
können eben so wenig bestimmen, wo der niedrig-
ste Grad des physischen Lebens ist, und wo dieses
zum Leblosen übergeht, als wir die höchsten Stu-
fen des Lebens anzugeben und zu behaupten ver-
mögen, daſs nicht über dem Menschen Wesen von
einem noch höhern Grade der Vitalität stehen.
Noch mehr! Erklärt eure Hypothese auch
wirklich mehr, als die unsrige? Laſst sehen, wie
weit wir mit ihr ausreichen. Sind chemische
Wahlanziehung, Licht u. s. w. nicht Produkte der
repulsiven Grundkraft, sondern Wirkungen eigener
Kräfte, so müssen diese entweder mit der repulsi-
ven Kraft Modifikationen einer und derselben
Grundkraft, oder, wie die letztern, eigene Grund-
kräfte seyn. Ist ferner der lebende Organismus ein
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einer und derselben Grundkraft an, so ist keine
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nismus möglich? Aber woher diese ursprüngliche
Einrichtung? Hier liegt ein Knoten, den ihr ohne
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/75>, abgerufen am 04.12.2024.
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