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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802.

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Von jeder Niere geht bey allen Säugthieren ein
Canal (der Harnleiter) zu einem muskulösen Be-
hälter (der Urinblase), und von diesem eine Röhre
(die Harnröhre) zur Eichel des männlichen Gliedes
beym männlichen, und zur Scheide beym weibli-
chen Geschlechte, wo sie sich nach aussen öffnet.

Alle männliche Säugthiere haben eine mit einer
Eichel versehene Ruthe. Die Ausführungsgänge
des Saamens öffnen sich immer in die Harnröhre.
Das weibliche Geschlecht hat zwey Eyerstöcke und
eben so viele Fallopische Röhren.

Dies sind die wichtigsten Punkte, worin die
Säugthiere unter sich und mit dem Menschen über-
einkommen. Bey der Aufzählung derselben haben
wir schon mehrerer Eigenheiten erwähnt, welche
der letztere vor den übrigen Thieren dieser Classe
voraus hat. Wir finden ausserdem, dass der Mensch
das einzige, blos zum aufrechten Gange bestimmte
Thier ist. Seine ganze Struktur beweiset diesen
Satz. Ferner hat nur der Mensch zwey Hände.
Bey keinem Thiere finden sich so geordnete und so
gestaltete Zähne, und solche Kinnladen. Er hat
ein flacheres Becken, als alle übrige Thiere. Er ist
das einzige Thier, das Hinterbacken besitzt. Die
Axe der weiblichen Scheide weicht bey ihm von der
des Beckens weit mehr ab, als bey allen andern
Thieren. Nur bey ihm hat das Weib im jungfräu-

lichen

Von jeder Niere geht bey allen Säugthieren ein
Canal (der Harnleiter) zu einem muskulösen Be-
hälter (der Urinblase), und von diesem eine Röhre
(die Harnröhre) zur Eichel des männlichen Gliedes
beym männlichen, und zur Scheide beym weibli-
chen Geschlechte, wo sie sich nach aussen öffnet.

Alle männliche Säugthiere haben eine mit einer
Eichel versehene Ruthe. Die Ausführungsgänge
des Saamens öffnen sich immer in die Harnröhre.
Das weibliche Geschlecht hat zwey Eyerstöcke und
eben so viele Fallopische Röhren.

Dies sind die wichtigsten Punkte, worin die
Säugthiere unter sich und mit dem Menschen über-
einkommen. Bey der Aufzählung derselben haben
wir schon mehrerer Eigenheiten erwähnt, welche
der letztere vor den übrigen Thieren dieser Classe
voraus hat. Wir finden ausserdem, daſs der Mensch
das einzige, blos zum aufrechten Gange bestimmte
Thier ist. Seine ganze Struktur beweiset diesen
Satz. Ferner hat nur der Mensch zwey Hände.
Bey keinem Thiere finden sich so geordnete und so
gestaltete Zähne, und solche Kinnladen. Er hat
ein flacheres Becken, als alle übrige Thiere. Er ist
das einzige Thier, das Hinterbacken besitzt. Die
Axe der weiblichen Scheide weicht bey ihm von der
des Beckens weit mehr ab, als bey allen andern
Thieren. Nur bey ihm hat das Weib im jungfräu-

lichen
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[191/0211] Von jeder Niere geht bey allen Säugthieren ein Canal (der Harnleiter) zu einem muskulösen Be- hälter (der Urinblase), und von diesem eine Röhre (die Harnröhre) zur Eichel des männlichen Gliedes beym männlichen, und zur Scheide beym weibli- chen Geschlechte, wo sie sich nach aussen öffnet. Alle männliche Säugthiere haben eine mit einer Eichel versehene Ruthe. Die Ausführungsgänge des Saamens öffnen sich immer in die Harnröhre. Das weibliche Geschlecht hat zwey Eyerstöcke und eben so viele Fallopische Röhren. Dies sind die wichtigsten Punkte, worin die Säugthiere unter sich und mit dem Menschen über- einkommen. Bey der Aufzählung derselben haben wir schon mehrerer Eigenheiten erwähnt, welche der letztere vor den übrigen Thieren dieser Classe voraus hat. Wir finden ausserdem, daſs der Mensch das einzige, blos zum aufrechten Gange bestimmte Thier ist. Seine ganze Struktur beweiset diesen Satz. Ferner hat nur der Mensch zwey Hände. Bey keinem Thiere finden sich so geordnete und so gestaltete Zähne, und solche Kinnladen. Er hat ein flacheres Becken, als alle übrige Thiere. Er ist das einzige Thier, das Hinterbacken besitzt. Die Axe der weiblichen Scheide weicht bey ihm von der des Beckens weit mehr ab, als bey allen andern Thieren. Nur bey ihm hat das Weib im jungfräu- lichen

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/211>, abgerufen am 05.05.2024.