primo spem nostram, postea destituunt. -- Aber wie contrastirt mit diesen Lobsprüchen der Empirie die gleich darauf folgende dürftige Regel: Fac igitur ut in tanta rerum caligine et incostantia, theoria tua te manuducat ad solide hauriendas indicationes, nisi per cynosuram observationum, quae varios morbo- rum motus et inclinationes nobis duntaxat manife- stant, genium illorum prius didiceris, et exinde cu- rativas indicationes deprompseris (f)!
Was ist es auch anders, als ein Bekenntniss des Dogmatismus, wenn unsere Schulen, die immer nur das Wort Erfahrung im Munde führen, alle symptomatische Curen verwerfen, und so sehr auf Erforschung und Hebung der Ursache dringen? Was ist die von ihnen der empirischen Heilung ent- gegengesetzte methodische Curart anders, als ein dogmatisches Verfahren? Alle Aerzte, die sich ra- tionelle Empiriker nannten, gingen eben so wohl, als die erklärten Dogmatiker auf höhere Principien in der Theorie ihrer Kunst aus, und liessen sich durch die gefundenen in ihrer Praxis leiten. Sie unterschieden sich von diesen blos in dem Wege, den sie zur Auffindung dieser Principien einschlu- gen. Diese eilten von einer gewissen Anzahl rei- ner, oder wenigstens als rein von ihnen angenom- menen Erfahrungen zu allgemeinen Grundsätzen, zogen hieraus Folgerungen, und brachten mit den
letz-
(f)Baglivi prax. med. L. II. C. X.
primo spem nostram, postea destituunt. — Aber wie contrastirt mit diesen Lobsprüchen der Empirie die gleich darauf folgende dürftige Regel: Fac igitur ut in tanta rerum caligine et incostantia, theoria tua te manuducat ad solide hauriendas indicationes, nisi per cynosuram observationum, quae varios morbo- rum motus et inclinationes nobis duntaxat manife- stant, genium illorum prius didiceris, et exinde cu- rativas indicationes deprompseris (f)!
Was ist es auch anders, als ein Bekenntniſs des Dogmatismus, wenn unsere Schulen, die immer nur das Wort Erfahrung im Munde führen, alle symptomatische Curen verwerfen, und so sehr auf Erforschung und Hebung der Ursache dringen? Was ist die von ihnen der empirischen Heilung ent- gegengesetzte methodische Curart anders, als ein dogmatisches Verfahren? Alle Aerzte, die sich ra- tionelle Empiriker nannten, gingen eben so wohl, als die erklärten Dogmatiker auf höhere Principien in der Theorie ihrer Kunst aus, und liessen sich durch die gefundenen in ihrer Praxis leiten. Sie unterschieden sich von diesen blos in dem Wege, den sie zur Auffindung dieser Principien einschlu- gen. Diese eilten von einer gewissen Anzahl rei- ner, oder wenigstens als rein von ihnen angenom- menen Erfahrungen zu allgemeinen Grundsätzen, zogen hieraus Folgerungen, und brachten mit den
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(f)Baglivi prax. med. L. II. C. X.
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primo spem nostram, postea destituunt. — Aber
wie contrastirt mit diesen Lobsprüchen der Empirie
die gleich darauf folgende dürftige Regel: Fac igitur
ut in tanta rerum caligine et incostantia, theoria tua
te manuducat ad solide hauriendas indicationes, nisi
per cynosuram observationum, quae varios morbo-
rum motus et inclinationes nobis duntaxat manife-
stant, genium illorum prius didiceris, et exinde cu-
rativas indicationes deprompseris (f)!
Was ist es auch anders, als ein Bekenntniſs des
Dogmatismus, wenn unsere Schulen, die immer
nur das Wort Erfahrung im Munde führen, alle
symptomatische Curen verwerfen, und so sehr auf
Erforschung und Hebung der Ursache dringen?
Was ist die von ihnen der empirischen Heilung ent-
gegengesetzte methodische Curart anders, als ein
dogmatisches Verfahren? Alle Aerzte, die sich ra-
tionelle Empiriker nannten, gingen eben so wohl,
als die erklärten Dogmatiker auf höhere Principien
in der Theorie ihrer Kunst aus, und liessen sich
durch die gefundenen in ihrer Praxis leiten. Sie
unterschieden sich von diesen blos in dem Wege,
den sie zur Auffindung dieser Principien einschlu-
gen. Diese eilten von einer gewissen Anzahl rei-
ner, oder wenigstens als rein von ihnen angenom-
menen Erfahrungen zu allgemeinen Grundsätzen,
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/158>, abgerufen am 04.12.2024.
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