Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

der zufürchten sei, daher er entweder durch angerichtete Ybel, Unruhen und Vetwüstung eine andere Unsterbligkeit in dem Andenken der Nachwelt erlangen, oder lieber mit Verachtung dieser unnüzen Unsterbligkeit sich den fleischlichen Lüsten und Lastern ergeben müße, als der einigen Glükseligkeit, deren der Sterblige fähig; man könne indes den Gottesdienst gelten und bleiben laßen, der für den grossen Haufen eingefüret sei, mer zu dessen Unterhaltung, da er ihn für wichtig ansähe, als zur Bändigung, wozu man beständige Kriegesvölker habe: so lautete die vermeinte Weisheit starker Geister dieser Zeiten; sie war viehischer und unvernünftiger, als die altheidnische, vor welcher Paulus warnete: zugleich da man also das Ansehen des Ewigen zuverkleinern suchte, seinen Dienst verachtete und seiner Strafen spottete, vergötterte man die Fürsten und ihre Großen, erhob und pries alle ihre Handlungen rechtfertigte sie wenigstens, legte ihnen alle Macht bei und erklärte für Recht, alles was ihnen gefiele. Die Könige hatten auch diese Lehren jezt bereits als Grundsäze zur Ausübung angenommen; Fürsten, die entweder durch beständige Kriege grausam worden, oder die sich einem üppigen und müßigen Leben ergaben und ihre Räthe schalten

der zufürchten sei, daher er entweder durch angerichtete Ybel, Unruhen und Vetwüstung eine andere Unsterbligkeit in dem Andenken der Nachwelt erlangen, oder lieber mit Verachtung dieser unnüzen Unsterbligkeit sich den fleischlichen Lüsten und Lastern ergeben müße, als der einigen Glükseligkeit, deren der Sterblige fähig; man könne indes den Gottesdienst gelten und bleiben laßen, der für den grossen Haufen eingefüret sei, mer zu dessen Unterhaltung, da er ihn für wichtig ansähe, als zur Bändigung, wozu man beständige Kriegesvölker habe: so lautete die vermeinte Weisheit starker Geister dieser Zeiten; sie war viehischer und unvernünftiger, als die altheidnische, vor welcher Paulus warnete: zugleich da man also das Ansehen des Ewigen zuverkleinern suchte, seinen Dienst verachtete und seiner Strafen spottete, vergötterte man die Fürsten und ihre Großen, erhob und pries alle ihre Handlungen rechtfertigte sie wenigstens, legte ihnen alle Macht bei und erklärte für Recht, alles was ihnen gefiele. Die Könige hatten auch diese Lehren jezt bereits als Grundsäze zur Ausübung angenommen; Fürsten, die entweder durch beständige Kriege grausam worden, oder die sich einem üppigen und müßigen Leben ergaben und ihre Räthe schalten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0911" n="899"/>
der                      zufürchten sei, daher er entweder durch angerichtete Ybel, Unruhen und                      Vetwüstung eine andere Unsterbligkeit in dem Andenken der Nachwelt erlangen,                      oder lieber mit Verachtung dieser unnüzen Unsterbligkeit sich den fleischlichen                      Lüsten und Lastern ergeben müße, als der einigen Glükseligkeit, deren der                      Sterblige fähig; man könne indes den Gottesdienst gelten und bleiben laßen, der                      für den grossen Haufen eingefüret sei, mer zu dessen Unterhaltung, da er ihn für                      wichtig ansähe, als zur Bändigung, wozu man beständige Kriegesvölker habe: so                      lautete die vermeinte Weisheit starker Geister dieser Zeiten; sie war viehischer                      und unvernünftiger, als die altheidnische, vor welcher Paulus warnete: zugleich                      da man also das Ansehen des Ewigen zuverkleinern suchte, seinen Dienst                      verachtete und seiner Strafen spottete, vergötterte man die Fürsten und ihre                      Großen, erhob und pries alle ihre Handlungen rechtfertigte sie wenigstens, legte                      ihnen alle Macht bei und erklärte für Recht, alles was ihnen gefiele. Die Könige                      hatten auch diese Lehren jezt bereits als Grundsäze zur Ausübung angenommen;                      Fürsten, die entweder durch beständige Kriege grausam worden, oder die sich                      einem üppigen und müßigen Leben ergaben und ihre Räthe schalten
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[899/0911] der zufürchten sei, daher er entweder durch angerichtete Ybel, Unruhen und Vetwüstung eine andere Unsterbligkeit in dem Andenken der Nachwelt erlangen, oder lieber mit Verachtung dieser unnüzen Unsterbligkeit sich den fleischlichen Lüsten und Lastern ergeben müße, als der einigen Glükseligkeit, deren der Sterblige fähig; man könne indes den Gottesdienst gelten und bleiben laßen, der für den grossen Haufen eingefüret sei, mer zu dessen Unterhaltung, da er ihn für wichtig ansähe, als zur Bändigung, wozu man beständige Kriegesvölker habe: so lautete die vermeinte Weisheit starker Geister dieser Zeiten; sie war viehischer und unvernünftiger, als die altheidnische, vor welcher Paulus warnete: zugleich da man also das Ansehen des Ewigen zuverkleinern suchte, seinen Dienst verachtete und seiner Strafen spottete, vergötterte man die Fürsten und ihre Großen, erhob und pries alle ihre Handlungen rechtfertigte sie wenigstens, legte ihnen alle Macht bei und erklärte für Recht, alles was ihnen gefiele. Die Könige hatten auch diese Lehren jezt bereits als Grundsäze zur Ausübung angenommen; Fürsten, die entweder durch beständige Kriege grausam worden, oder die sich einem üppigen und müßigen Leben ergaben und ihre Räthe schalten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/911
Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 899. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/911>, abgerufen am 23.11.2024.